Solinger Bergische Morgenpost/Remscheid
Keine Chance für Einsamkeit am Böckerhof.
Eine Neubausiedlung am Böckerhof ist für neun Haushalte aus dem Verein „Wohnen in Gemeinschaft“zum Lebensmittelpunkt geworden. Zusammen haben die Mitglieder noch vieles vor.
SOLINGEN Wenn sie morgens auf ihre Terrasse hinaustritt, winkt Angelika Nowotka erst einmal den Nachbarn rechts und links zu. Derartige Zeichen der Verbundenheit sind angesichts vieler anonymer Wohnverhältnisse durchaus keine Selbstverständlichkeit – in diesem Fall aber vollkommen logisch: Denn schließlich sind in neun der 33 Wohneinheiten im nagelneuen Wohnblock der Spar- und Bauvereinssiedlung am Böckerhof Mitglieder des Vereins „Wohnen in Gemeinschaft Solingen“zuhause. „Seit Dezember sind wir hier nach und nach eingezogen – und fühlen uns sehr wohl“, erzählt dessen Vorsitzende und Mitbegründerin Nowotka.
Begonnen hatte alles vor etwa sechs Jahren: „Damals besuchte ich mit einer Freundin einen Vortrag von Henning Scherf“, erinnert sich die 68-Jährige. Was der ehemalige Bremer Bürgermeister über sein Leben in einer Senioren-Gemeinschaft erzählte, inspirierte auch die Solingerinnen. In loser Runde traf sich eine Gruppe fortan regelmäßig in der Cobra, dann auch zweimal monatlich im Mehrgenerationen-Haus in der Innenstadt. „Das hat uns sehr geholfen“, erzählt Nowotka.
Unterstützung bekam der neugegründete Verein auch vom damaligen Seniorenbeauftragten Jürgen Beu. 25 Mitglieder kamen schließlich zusammen und repräsentieren verschiedene Generationen – das jüngste ist Mitte 30, das älteste Ende 70. Einen festen Ankerpunkt bildet nun zumindest für einen Teil davon die Siedlung am Böckerhof. „Wir wollten einfach zusammenbleiben“, betont Nowotka. Weitere Mitglieder könnten in näherer Zukunft dazu stoßen: Denn auf einer großen Freifläche neben dem Neubau, auf der sich aktuell noch Erdreich auftürmt, lässt der Spar- und Bauverein in der nächsten Zeit zusätzlich drei Häuser mit Generationenwohnungen besonders für Familien bauen – plus einer viergruppigen Kindertagesstätte. „Der Spar- und Bauverein hat unser Projekt erst möglich gemacht“, betont Nowotka.
Mit der bloßen räumlichen Nähe zwischen den Vereinsmitgliedern ist es aber nicht getan: „Wir tauschen uns aus, helfen uns gegenseitig und bestellen gemeinsam Dinge“, erzählt Nowotka. Wenn einer einkaufen gehe, frage er auch die anderen, ob sie etwas bräuchten. Und natürlich setze man sich auch – angesichts von Corona möglichst in Zweiergruppen – zusammen auf den Balkon oder die Terrasse, gehe zusammen spazieren oder drehe eine Runde mit dem Fahrrad.
Für die Zeit nach den Kontaktbegrenzungen ist auch schon eine ganze Menge geplant: Im frisch bezogenen Neubau gibt es einen Gemeinschaftsraum, der derzeit pandemiebedingt noch brachliegt. Er soll künftig der Mittelpunkt vieler Aktivitäten sein. Englischkurse sind ebenso im Gespräch wie wechselnde Kunstausstellungen.
Menschen aus dem Umfeld will der Verein dabei mit ins Boot holen. Jugendliche könnten etwa Senioren bei Besuchen ins Theater – wenn diese denn wieder möglich sind – begleiten. Auch mit noch jüngeren Nachbarn wollen die Vereinsmitglieder in Kontakt treten – zum Beispiel mit der Kita kooperieren und sich mit Kindern in bestimmten Abständen zum Kochen treffen. „Wir freuen uns auf die Menschen im Quartier“, bekräftigt Angelika Nowotka – und begrüßt eine Nachbarin zum entspannten Zusammensitzen am Nachmittag.