Solinger Bergische Morgenpost/Remscheid

Keine Chance für Einsamkeit am Böckerhof.

Eine Neubausied­lung am Böckerhof ist für neun Haushalte aus dem Verein „Wohnen in Gemeinscha­ft“zum Lebensmitt­elpunkt geworden. Zusammen haben die Mitglieder noch vieles vor.

- VON ALEXANDER RIEDEL

SOLINGEN Wenn sie morgens auf ihre Terrasse hinaustrit­t, winkt Angelika Nowotka erst einmal den Nachbarn rechts und links zu. Derartige Zeichen der Verbundenh­eit sind angesichts vieler anonymer Wohnverhäl­tnisse durchaus keine Selbstvers­tändlichke­it – in diesem Fall aber vollkommen logisch: Denn schließlic­h sind in neun der 33 Wohneinhei­ten im nagelneuen Wohnblock der Spar- und Bauvereins­siedlung am Böckerhof Mitglieder des Vereins „Wohnen in Gemeinscha­ft Solingen“zuhause. „Seit Dezember sind wir hier nach und nach eingezogen – und fühlen uns sehr wohl“, erzählt dessen Vorsitzend­e und Mitbegründ­erin Nowotka.

Begonnen hatte alles vor etwa sechs Jahren: „Damals besuchte ich mit einer Freundin einen Vortrag von Henning Scherf“, erinnert sich die 68-Jährige. Was der ehemalige Bremer Bürgermeis­ter über sein Leben in einer Senioren-Gemeinscha­ft erzählte, inspiriert­e auch die Solingerin­nen. In loser Runde traf sich eine Gruppe fortan regelmäßig in der Cobra, dann auch zweimal monatlich im Mehrgenera­tionen-Haus in der Innenstadt. „Das hat uns sehr geholfen“, erzählt Nowotka.

Unterstütz­ung bekam der neugegründ­ete Verein auch vom damaligen Seniorenbe­auftragten Jürgen Beu. 25 Mitglieder kamen schließlic­h zusammen und repräsenti­eren verschiede­ne Generation­en – das jüngste ist Mitte 30, das älteste Ende 70. Einen festen Ankerpunkt bildet nun zumindest für einen Teil davon die Siedlung am Böckerhof. „Wir wollten einfach zusammenbl­eiben“, betont Nowotka. Weitere Mitglieder könnten in näherer Zukunft dazu stoßen: Denn auf einer großen Freifläche neben dem Neubau, auf der sich aktuell noch Erdreich auftürmt, lässt der Spar- und Bauverein in der nächsten Zeit zusätzlich drei Häuser mit Generation­enwohnunge­n besonders für Familien bauen – plus einer viergruppi­gen Kindertage­sstätte. „Der Spar- und Bauverein hat unser Projekt erst möglich gemacht“, betont Nowotka.

Mit der bloßen räumlichen Nähe zwischen den Vereinsmit­gliedern ist es aber nicht getan: „Wir tauschen uns aus, helfen uns gegenseiti­g und bestellen gemeinsam Dinge“, erzählt Nowotka. Wenn einer einkaufen gehe, frage er auch die anderen, ob sie etwas bräuchten. Und natürlich setze man sich auch – angesichts von Corona möglichst in Zweiergrup­pen – zusammen auf den Balkon oder die Terrasse, gehe zusammen spazieren oder drehe eine Runde mit dem Fahrrad.

Für die Zeit nach den Kontaktbeg­renzungen ist auch schon eine ganze Menge geplant: Im frisch bezogenen Neubau gibt es einen Gemeinscha­ftsraum, der derzeit pandemiebe­dingt noch brachliegt. Er soll künftig der Mittelpunk­t vieler Aktivitäte­n sein. Englischku­rse sind ebenso im Gespräch wie wechselnde Kunstausst­ellungen.

Menschen aus dem Umfeld will der Verein dabei mit ins Boot holen. Jugendlich­e könnten etwa Senioren bei Besuchen ins Theater – wenn diese denn wieder möglich sind – begleiten. Auch mit noch jüngeren Nachbarn wollen die Vereinsmit­glieder in Kontakt treten – zum Beispiel mit der Kita kooperiere­n und sich mit Kindern in bestimmten Abständen zum Kochen treffen. „Wir freuen uns auf die Menschen im Quartier“, bekräftigt Angelika Nowotka – und begrüßt eine Nachbarin zum entspannte­n Zusammensi­tzen am Nachmittag.

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Nachbarinn­en am Böckerhof.
Seit Dezember sind neun Haushalte in den Neubau Wittekinds­trasse 22/24 eingezogen. Drei weitere Häuser mit Generation­en-Wohnungen sollen folgen.
FOTOS: PETER MEUTER Die Vereinsmit­glieder Angelika Nowotka, Elke Reich, Ruth Hansen und Angelika Kirberg (v.l.) sind zugleich Nachbarinn­en am Böckerhof. Seit Dezember sind neun Haushalte in den Neubau Wittekinds­trasse 22/24 eingezogen. Drei weitere Häuser mit Generation­en-Wohnungen sollen folgen.
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