Solinger Bergische Morgenpost/Remscheid
Fanclub Nordkurve öffnet Fußballroute
An elf für die Historie von Bayer 04 bedeutsamen Orten wird jetzt die Verbundenheit von Stadt und Verein dokumentiert.
LEVERKUSEN Die letzten Gesänge in den Stadien der Republik scheinen nach einem Jahr ohne Fußballfans ewig her zu sein. Die Enge des Stehblocks, das Bier in der Hand – das ist für viele der Inbegriff eines schönen Samstags. Auch die Anhänger von Bayer 04 sind seither auf Entzug – nicht aber untätig. Die Identifikation mit Stadt und Verein äußert sich jetzt in der Fußballroute Leverkusen.
Neun Monate dauerte der Aufbau der Tour, die fast durch die ganze Stadt führt. An elf für die Historie des Werksklubs bedeutenden Plätzen sind nun Schautafeln angebracht, die die Tradition der Fußballer von Bayer 04 greif- und erlebbar machen. Auf den Schildern ist neben einem Bild aus der damaligen Zeit ein kurzer Text zur Örtlichkeit zu lesen. Und wer noch mehr erfahren möchte, der scannt mit dem Smartphone einfach den QR-Code auf der Tafel, der auf eine dafür angelegte Website führt.
Dass die Fußballgeschichte nun für alle sichtbar ist, dafür sorgte mit der Nordkurve12 der Dachverband der Leverkusener Fanszene. Aus dessen Reihen stammt die Idee, mit der die Macher eine lange Zeit schwanger gingen. „Corona hat uns da etwas in die Karten gespielt“, erläutert Oliver Willutzki. Der 34-Jährige ist einer von drei Vorstandsmitgliedern. Nun sei endlich die Zeit für dieses große Projekt da gewesen.
Das fand in enger Abstimmung und Zusammenarbeit mit der Verwaltung der Stadt statt. Und so langsam die Mühlen der Bürokratie mitunter auch mahlen, so häufig unkompliziert war in diesem Fall der Austausch zwischen beiden Parteien. Zuträglich wohl auch: Bei der Stadt stießen die Fußballfans auf sehr viel Gegenliebe für das Projekt. „Die Rückmeldungen der städtischen Mitarbeiter war klasse“, sagt Oliver Willutzki. Weil sich viele von ihnen eben zu den Bayer-Fans zählen.
Dementsprechend begeistert ist auch Stadtchef Uwe Richrath. Der Oberbürgermeister lobt die Identifikation, die die Fußballroute schafft: „Der Verein hat eine große Tradition. Und die Tradition müssen wir mit geschichtlichen Orten in der Stadt belegen.“Richrath hofft, dass die Orte von Vandalismus verschont bleiben. Und er betont: „Ich glaube, das sind Heiligtümer.“
Für die Pflege an den elf Orten sind die Fans selbst zuständig. Sie halten die Augen nach Verschmutzungen auf und beseitigen sie gegebenenfalls. Dafür gibt es Verträge mit sieben Partnern.
Ganz fertig sind einige der Plätze noch nicht. Denn an einigen Orten reichte den Machern eine Infotafel nicht. Am Stadtpark (Walter-Nernst-Straße) steht zum Beispiel der Eingang zum Stadion am Stadtpark, in dem Bayer 04 ab 1932 Fußball spielte. Er ist originalgetreu nachgebaut. Für die Verantwortlichen besonders wichtig: Es wurden nur Leverkusener Firmen beauftragt. „Das Geld bleibt in der Stadt“, bekräftigt Willutzki.
Er wird nicht müde zu berichten, dass der Geschichtsverein Opladen einen großen Anteil an dem Erfolg hat. Die Mitglieder standen den Fans mit ihrer Expertise zur Seite. Das sei wichtig gewesen. In Zukunft soll die Zusammenarbeit fortgeführt werden. Geplant ist eine Sportroute, die die Geschichte und die Erfolge der anderen großen Leverkusener Vereine zeigt.Insgesamt kostete die Fußballroute rund 20.000 Euro. Davon stemmt die Nordkurve12 mehr als die Hälfte. Dass das Projekt den mit 7000 Euro dotierten Heimatpreises des Landes gewann, war nur eine Dreingabe, die eigentlich nicht eingeplant war.