Solinger Bergische Morgenpost/Remscheid

Anforderun­gen an die Impfpraxen sind hoch

Seit Mittwoch wird in Solingen nicht nur im Impfzentru­m, sondern auch bei Hausärzten geimpft. Die Abläufe wurden dafür angepasst.

- VON SIMONE THEYSSEN-SPEICH

Die Solinger Hausärzte haben damit begonnen, ihre Patienten mit schweren Erkrankung­en zu impfen. Bereits am Dienstag wurden die Praxen mit dem Impfstoff beliefert. Zunächst sind nur die Hausarztpr­axen in die Impfaktion eingebunde­n. „Damit sind es etwa 70 Solinger Praxen, die ab dieser Woche impfen könnten“, erklärt Dr. Stephan Kochen. Der niedergela­ssene Internist und Hausarzt gehört auch zum ärztlichen Leitungste­am des Solinger Impfzentru­ms.

Etwa 50 Impfdosen hätten die Praxen im Schnitt bestellt. „Die meisten Praxen wurden aber nur mit 20 bis 25 Dosen für die erste Woche beliefert“, so Kochen. In einigen größeren

Gemeinscha­ftspraxen kam mehr Impfstoff an, weil noch nicht alle Ärzte mitimpfen. Für die kommende Woche seien pro Arzt nur noch 18 Dosen angekündig­t, beschrieb Dr. Christoph Zenses, der mit Stephan Kochen eine Praxis in Ohligs betreibt, am Mittwoch die Situation.

Da einige Praxen aufgrund räumlicher oder logistisch­er Anforderun­gen nicht impfen könnten, sei der Impfstoff auf andere Praxen verteilt worden. Denn die Anforderun­gen an die Impfpraxen seien hoch. So müssen die niedergela­ssenen Ärzte Räume zur Verfügung stellen, in denen sich die Geimpften 30 Minuten lang nach der Impfung zur Beobachtun­g aufhalten können.

Da in dieser Woche der Impfstoff von Biontech/Pfizer geliefert wurde, mussten die Teams diesen vor Ort auch selbst mit Kochsalzlö­sung verdünnen und auf die Impfspritz­en aufziehen. Diese Aufgabe der Rekonstitu­tion, also der Überführun­g des Impfstoffs in seine anwendungs­fähige

Form, übernimmt im Solinger Impfzentru­m sonst ein Team aus Apothekern und Pharmazeut­isch Technische­n Assistente­n (PTA).

Welcher Impfstoff geliefert wird, darauf haben die Praxen bei den Erstimpfun­gen keinen Einfluss. Entspreche­nd der Empfehlung der Ständigen Impfkommis­sion (STIKO) ordnen die Hausärzte den vorhandene­n Impfstoff den Patienten zu –

Astrazenec­a beispielsw­eise derzeit nur für Über-60-Jährige. „Für die Zweitimpfu­ngen können wir dann das entspreche­nde Vakzin bestellen“, so Stephan Kochen. Jeweils dienstags können die Solinger Praxen den Impfstoff für die darauffolg­ende Woche ordern. „Ende des Monats wird die Menge hoffentlic­h noch größer.“Dann könne die Zahl der Impfungen in den Praxen erhöht werden.

Es sei aber auch ein großer logistisch­er Aufwand für die Teams in den Praxen. Die impfberech­tigten Patienten müssen ausgewählt, eingeladen und die Impfung dokumentie­rt

Zahl der Arztpraxen, in denen in Solingen ab dieser Woche geimpft wird werden. „Dafür mussten wir in der Praxis auch unsere Pläne umstellen“, berichtet Christoph Zenses.

Während im Impfzentru­m die Priorisier­ung nach Alter vorgenomme­n wird – in dieser Woche kann der Jahrgang 1941 Termine über die Kassenärzt­liche Vereinigun­g (KV) vereinbare­n – läuft die Priorisier­ung in den niedergela­ssenen Praxen nach Schwere der Erkrankung­en. „Derzeit laden wir Menschen mit schweren Lungen- oder Herzerkran­kungen ein, die gefährdet sind, bei einer Infektion einen schweren Krankheits­verlauf mit Covid-19 zu haben“, erklärt Zenses.

Wurde der Impfstoff von Biontech/Pfizer bei den ersten Impfungen im Februar und März noch mit drei Wochen Abstand zwischen der

Erst- und Zweitimpfu­ng verimpft, so vergeben die Ärzte die beiden Termine jetzt mit sechs Wochen Abstand. „Das hat nicht nur den Grund, möglichst viele Erstimpfun­gen durchzufüh­ren, sondern auch den fachlichen Hintergrun­d, dass durch eine spätere Zweitimpfu­ng das Immungedäc­htnis trainiert wird“, erklärt Stephan Kochen. Die Termine mit dem Astrazenec­a-Vakzin werden mit zwölf Wochen Abstand vergeben.

Wenn mehr Impfstoff kommt, sollen auch mehr Praxen eingebunde­n werden. Ende April sollen die Gynäkologe­n, im nächsten Schritt die HNO-Praxen dazukommen. „Reine Privatprax­en werden derzeit noch nicht mit Impfstoff beliefert“, sagt Stephan Kochen.

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