Solinger Bergische Morgenpost/Remscheid
Anforderungen an die Impfpraxen sind hoch
Seit Mittwoch wird in Solingen nicht nur im Impfzentrum, sondern auch bei Hausärzten geimpft. Die Abläufe wurden dafür angepasst.
Die Solinger Hausärzte haben damit begonnen, ihre Patienten mit schweren Erkrankungen zu impfen. Bereits am Dienstag wurden die Praxen mit dem Impfstoff beliefert. Zunächst sind nur die Hausarztpraxen in die Impfaktion eingebunden. „Damit sind es etwa 70 Solinger Praxen, die ab dieser Woche impfen könnten“, erklärt Dr. Stephan Kochen. Der niedergelassene Internist und Hausarzt gehört auch zum ärztlichen Leitungsteam des Solinger Impfzentrums.
Etwa 50 Impfdosen hätten die Praxen im Schnitt bestellt. „Die meisten Praxen wurden aber nur mit 20 bis 25 Dosen für die erste Woche beliefert“, so Kochen. In einigen größeren
Gemeinschaftspraxen kam mehr Impfstoff an, weil noch nicht alle Ärzte mitimpfen. Für die kommende Woche seien pro Arzt nur noch 18 Dosen angekündigt, beschrieb Dr. Christoph Zenses, der mit Stephan Kochen eine Praxis in Ohligs betreibt, am Mittwoch die Situation.
Da einige Praxen aufgrund räumlicher oder logistischer Anforderungen nicht impfen könnten, sei der Impfstoff auf andere Praxen verteilt worden. Denn die Anforderungen an die Impfpraxen seien hoch. So müssen die niedergelassenen Ärzte Räume zur Verfügung stellen, in denen sich die Geimpften 30 Minuten lang nach der Impfung zur Beobachtung aufhalten können.
Da in dieser Woche der Impfstoff von Biontech/Pfizer geliefert wurde, mussten die Teams diesen vor Ort auch selbst mit Kochsalzlösung verdünnen und auf die Impfspritzen aufziehen. Diese Aufgabe der Rekonstitution, also der Überführung des Impfstoffs in seine anwendungsfähige
Form, übernimmt im Solinger Impfzentrum sonst ein Team aus Apothekern und Pharmazeutisch Technischen Assistenten (PTA).
Welcher Impfstoff geliefert wird, darauf haben die Praxen bei den Erstimpfungen keinen Einfluss. Entsprechend der Empfehlung der Ständigen Impfkommission (STIKO) ordnen die Hausärzte den vorhandenen Impfstoff den Patienten zu –
Astrazeneca beispielsweise derzeit nur für Über-60-Jährige. „Für die Zweitimpfungen können wir dann das entsprechende Vakzin bestellen“, so Stephan Kochen. Jeweils dienstags können die Solinger Praxen den Impfstoff für die darauffolgende Woche ordern. „Ende des Monats wird die Menge hoffentlich noch größer.“Dann könne die Zahl der Impfungen in den Praxen erhöht werden.
Es sei aber auch ein großer logistischer Aufwand für die Teams in den Praxen. Die impfberechtigten Patienten müssen ausgewählt, eingeladen und die Impfung dokumentiert
Zahl der Arztpraxen, in denen in Solingen ab dieser Woche geimpft wird werden. „Dafür mussten wir in der Praxis auch unsere Pläne umstellen“, berichtet Christoph Zenses.
Während im Impfzentrum die Priorisierung nach Alter vorgenommen wird – in dieser Woche kann der Jahrgang 1941 Termine über die Kassenärztliche Vereinigung (KV) vereinbaren – läuft die Priorisierung in den niedergelassenen Praxen nach Schwere der Erkrankungen. „Derzeit laden wir Menschen mit schweren Lungen- oder Herzerkrankungen ein, die gefährdet sind, bei einer Infektion einen schweren Krankheitsverlauf mit Covid-19 zu haben“, erklärt Zenses.
Wurde der Impfstoff von Biontech/Pfizer bei den ersten Impfungen im Februar und März noch mit drei Wochen Abstand zwischen der
Erst- und Zweitimpfung verimpft, so vergeben die Ärzte die beiden Termine jetzt mit sechs Wochen Abstand. „Das hat nicht nur den Grund, möglichst viele Erstimpfungen durchzuführen, sondern auch den fachlichen Hintergrund, dass durch eine spätere Zweitimpfung das Immungedächtnis trainiert wird“, erklärt Stephan Kochen. Die Termine mit dem Astrazeneca-Vakzin werden mit zwölf Wochen Abstand vergeben.
Wenn mehr Impfstoff kommt, sollen auch mehr Praxen eingebunden werden. Ende April sollen die Gynäkologen, im nächsten Schritt die HNO-Praxen dazukommen. „Reine Privatpraxen werden derzeit noch nicht mit Impfstoff beliefert“, sagt Stephan Kochen.