Solinger Bergische Morgenpost/Remscheid

Anwohner-Widerstand formiert sich

Gräfrather wollen juristisch gegen das Projekt einer Bodenrecyc­linganlage auf Wuppertale­r Stadtgebie­t vorgehen.

- VON MANUEL BÖHNKE

Die geplante Bodenrecyc­linganlage am Wuppertale­r Westring erntet erhebliche­n Gegenwind. Einige Gräfrather erwägen, juristisch gegen das Projekt an der Stadtgrenz­e zu Solingen vorzugehen. Sie befürchten negative Auswirkung­en für die Anwohner im Bereich Fürkeltrat­h.

Im Gewerbegeb­iet Westring in Vohwinkel planen die Stadtwerke Wuppertal (WSW) und die dortige Abfallwirt­schaftsges­ellschaft (AWG) eine Bodenrecyc­linganlage. Auf dem fast 19.000 Quadratmet­er großen Grundstück soll ab Frühjahr 2022 hauptsächl­ich der Bodenaushu­b kommunaler Wuppertale­r Baustellen wiederaufb­ereitet werden. Acht Millionen Euro sind für das Vorhaben veranschla­gt.

Bereits in der Februar-Sitzung der Bezirksver­tretung (BV ) Gräfrath kritisiert­en Teile der Politik und Anwohner die Pläne. Am Dienstagab­end fand eine Online-Informatio­nsveransta­ltung mit rund 20 Teilnehmer­n statt. Dazu eingeladen hatte die Bürgerinit­iative „Rettet das Ittertal“. Weil die Bodenaufbe­reitungsan­lage auf Wuppertale­r Gebiet entsteht, ist die Stadt Solingen nicht für die Genehmigun­g zuständig. Allerdings war die Verwaltung offiziell am Verfahren beteiligt. Unter anderem hat der Stadtdiens­t Natur und Umwelt Untersuchu­ngen zur erwarteten Staub- und Lärmbelast­ung dahingehen­d überprüft, welche Einschränk­ungen für Wohnhäuser in Gräfrath zu erwarten sind. Fazit: „Die Ergebnisse sind in beiden Fällen nicht zu beanstande­n und unkritisch.“

Für Beruhigung bei den Anwohnern sorgt dieses Ergebnis nicht. Die Idee der Bodenrecyc­linganlage finde er gut, sagte etwa Richard Zirschke. WSW und AWG erhoffen sich unter anderem erhebliche CO2-Einsparung­en wegen kürzerer Transportw­ege für den Aushub. Der gewählte Standort in der Nähe von Wohnbebauu­ng sei jedoch „von absoluter Unmöglichk­eit“, sagte Zirschke. Der Eindruck der Bürgerinit­iative: Wuppertal setzt den Gräfrather­n die Anlage vor die Nase, um selbst nicht von möglichen Einschränk­ungen betroffen zu sein.

Zweifel gibt es seitens der Anwohner unter anderem an der tatsächlic­hen Lärm- und Staubbelas­tung. Zudem fürchten sie ein Verkehrsch­aos, Vibration, die die schweren Anlagen verursache­n könnten, und eine mögliche Verunreini­gung des Bodens und des Grundwasse­rs. Die klaren Forderunge­n: Öffentlich­keitsbetei­ligung und keine Verschlech­terung der Situation für die Anwohner.

Zum einen plant die Bürgerinit­iative nun, Öffentlich­keit für ihr Anliegen herzustell­en. Dazu möchten die Mitglieder unter anderem die zuständige­n Behörden und die Parteien in Solingen und Wuppertal kontaktier­en. „Wir müssen so laut werden wie irgendwie möglich“, sagte Dr. Ruth Fischer-Bieniek. Sie sitzt für die Grünen in der

BV Gräfrath und ist stellvertr­etende Bezirksbür­germeister­in.

Parallel dazu soll sich ein Fachanwalt des Themas annehmen. Er soll unter anderem klären, ob möglicherw­eise Verfahrens­fehler vorliegen und weitere Gutachten nötig sind. „Falls wir das Projekt nicht verhindern können, soll es so teuer

und aufwendig wie möglich werden“, erklärte eine Teilnehmer­in der Informatio­nsveransta­ltung.

Bei der AWG hat man die Bemühungen der Bürgerinit­iative zur Kenntnis genommen. „Wir versuchen, die Auswirkung­en für die Anwohner so gering wie möglich zu halten“, bekräftigt­e Projektlei­ter

Frank Schlenz. Unter anderem sind Lärmschutz­wände, überdachte Hallen und Vernebelun­gsanlagen gegen Staub geplant. Mit dem Standort an der Stadtgrenz­e zu Solingen wolle man niemanden ärgern. Vielmehr sei die Wahl nach längerer Suche auf das Gelände am Westring gefallen. Die Argumente dafür seien die gute Verkehrsan­bindung und die genehmigun­gsfähige Lage in einem Gewerbegeb­iet. Außerdem gehört das Grundstück bereits der WSW. Dort befand sich bislang der unterirdis­che Wasserbehä­lter Botlhausen.

In der kommenden Sitzung der BV Gräfrath am 27. April steht Frank Schlenz Rede und Antwort zu dem Projekt am Westring. Auch darüber hinaus beantworte er gerne Fragen von Anwohnern – „wenn man uns offen begegnet“.

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FOTO: BEIER Die Bodenrecyc­linganlage ist am Westring geplant. Sie soll auf dem Gelände des früheren Wasserbehä­lters Bolthausen entstehen. Die Rückbauund Abrissarbe­iten sind inzwischen abgeschlos­sen.

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