Solinger Bergische Morgenpost/Remscheid
Anwohner-Widerstand formiert sich
Gräfrather wollen juristisch gegen das Projekt einer Bodenrecyclinganlage auf Wuppertaler Stadtgebiet vorgehen.
Die geplante Bodenrecyclinganlage am Wuppertaler Westring erntet erheblichen Gegenwind. Einige Gräfrather erwägen, juristisch gegen das Projekt an der Stadtgrenze zu Solingen vorzugehen. Sie befürchten negative Auswirkungen für die Anwohner im Bereich Fürkeltrath.
Im Gewerbegebiet Westring in Vohwinkel planen die Stadtwerke Wuppertal (WSW) und die dortige Abfallwirtschaftsgesellschaft (AWG) eine Bodenrecyclinganlage. Auf dem fast 19.000 Quadratmeter großen Grundstück soll ab Frühjahr 2022 hauptsächlich der Bodenaushub kommunaler Wuppertaler Baustellen wiederaufbereitet werden. Acht Millionen Euro sind für das Vorhaben veranschlagt.
Bereits in der Februar-Sitzung der Bezirksvertretung (BV ) Gräfrath kritisierten Teile der Politik und Anwohner die Pläne. Am Dienstagabend fand eine Online-Informationsveranstaltung mit rund 20 Teilnehmern statt. Dazu eingeladen hatte die Bürgerinitiative „Rettet das Ittertal“. Weil die Bodenaufbereitungsanlage auf Wuppertaler Gebiet entsteht, ist die Stadt Solingen nicht für die Genehmigung zuständig. Allerdings war die Verwaltung offiziell am Verfahren beteiligt. Unter anderem hat der Stadtdienst Natur und Umwelt Untersuchungen zur erwarteten Staub- und Lärmbelastung dahingehend überprüft, welche Einschränkungen für Wohnhäuser in Gräfrath zu erwarten sind. Fazit: „Die Ergebnisse sind in beiden Fällen nicht zu beanstanden und unkritisch.“
Für Beruhigung bei den Anwohnern sorgt dieses Ergebnis nicht. Die Idee der Bodenrecyclinganlage finde er gut, sagte etwa Richard Zirschke. WSW und AWG erhoffen sich unter anderem erhebliche CO2-Einsparungen wegen kürzerer Transportwege für den Aushub. Der gewählte Standort in der Nähe von Wohnbebauung sei jedoch „von absoluter Unmöglichkeit“, sagte Zirschke. Der Eindruck der Bürgerinitiative: Wuppertal setzt den Gräfrathern die Anlage vor die Nase, um selbst nicht von möglichen Einschränkungen betroffen zu sein.
Zweifel gibt es seitens der Anwohner unter anderem an der tatsächlichen Lärm- und Staubbelastung. Zudem fürchten sie ein Verkehrschaos, Vibration, die die schweren Anlagen verursachen könnten, und eine mögliche Verunreinigung des Bodens und des Grundwassers. Die klaren Forderungen: Öffentlichkeitsbeteiligung und keine Verschlechterung der Situation für die Anwohner.
Zum einen plant die Bürgerinitiative nun, Öffentlichkeit für ihr Anliegen herzustellen. Dazu möchten die Mitglieder unter anderem die zuständigen Behörden und die Parteien in Solingen und Wuppertal kontaktieren. „Wir müssen so laut werden wie irgendwie möglich“, sagte Dr. Ruth Fischer-Bieniek. Sie sitzt für die Grünen in der
BV Gräfrath und ist stellvertretende Bezirksbürgermeisterin.
Parallel dazu soll sich ein Fachanwalt des Themas annehmen. Er soll unter anderem klären, ob möglicherweise Verfahrensfehler vorliegen und weitere Gutachten nötig sind. „Falls wir das Projekt nicht verhindern können, soll es so teuer
und aufwendig wie möglich werden“, erklärte eine Teilnehmerin der Informationsveranstaltung.
Bei der AWG hat man die Bemühungen der Bürgerinitiative zur Kenntnis genommen. „Wir versuchen, die Auswirkungen für die Anwohner so gering wie möglich zu halten“, bekräftigte Projektleiter
Frank Schlenz. Unter anderem sind Lärmschutzwände, überdachte Hallen und Vernebelungsanlagen gegen Staub geplant. Mit dem Standort an der Stadtgrenze zu Solingen wolle man niemanden ärgern. Vielmehr sei die Wahl nach längerer Suche auf das Gelände am Westring gefallen. Die Argumente dafür seien die gute Verkehrsanbindung und die genehmigungsfähige Lage in einem Gewerbegebiet. Außerdem gehört das Grundstück bereits der WSW. Dort befand sich bislang der unterirdische Wasserbehälter Botlhausen.
In der kommenden Sitzung der BV Gräfrath am 27. April steht Frank Schlenz Rede und Antwort zu dem Projekt am Westring. Auch darüber hinaus beantworte er gerne Fragen von Anwohnern – „wenn man uns offen begegnet“.