Solinger Bergische Morgenpost/Remscheid

„Wir wollen Rede- und Antragsrec­ht“

Der Vorsitzend­er des Jugendstad­trats über die Wünsche und Ziele der Organisati­on. Eine Doppelspit­ze würde er unterstütz­en.

- KRISTIN DOWE FÜHRTE DAS GESPRÄCH

Herr Erkelenz, herzlichen Glückwunsc­h zur Wahl zum Vorsitzend­en des Solinger Jugendstad­trats. Welche Schwerpunk­te möchten Sie in Ihrer Arbeit setzen?

Ein bestimmtes Ziel habe ich mir da nicht gesteckt, da ich mich eher als Generalist­en sehe und viele Themen wichtig finde. Ein erster Schritt für den Jugendstad­trat ist aber, demnächst mal die Solinger Jugendorga­nisationen der politische­n Parteien einzuladen und den Kontakt zu ihnen auffrische­n. Das möchten wir auf jeden Fall ändern, damit wir in Zukunft alle an einem Strang ziehen können. Ansonsten werden wir weiter in unseren Projektgru­ppen arbeiten und auch verstärkt Öffentlich­keitsarbei­t machen. Dazu gehört zum Beispiel, unsere Internetse­ite zu überarbeit­en, damit sich jeder ein Bild von unserer Arbeit machen kann.

Wie gut werden die Interessen von Kindern und Jugendlich­en in Solingen ausreichen­d berücksich­tigt?

Ich finde nicht, dass junge Leute übergangen werden, aber in manchen Punkten rücken ihre Bedürfniss­e etwas in den Hintergrun­d. Ich denke da zum Beispiel an die Möglichkei­t, Partys zu veranstalt­en und auch Locations dafür zu finden. Natürlich ist uns klar, dass das nicht Aufgabe der Stadt ist. So viele Orte haben wir da in Solingen ja nicht, und oft stellt sich das Problem, wie die Jugendlich­en dann hin und zurück kommen. Deshalb brauchen wir beispielsw­eise bessere Anbindunge­n.

Auch der alte Jugendstad­trat hat Verbesseru­ngen in Bezug auf den ÖPNV gefordert . . .

Ja, damit wird sich sicherlich auch unsere Projektgru­ppe „Nightlife und Jugendkult­ur“im neuen Jugendstad­trat beschäftig­en, die bisher noch nicht die Chance hatte zu tagen. Das Thema wird uns weiter begleiten, zumal einige unserer Mitglieder auch im Fahrgastbe­irat vertreten sind. Denn wir kennen alle das Problem, dass man in Solingen nachts von einer Party nicht mehr gut nach Hause kommt und entweder laufen oder das Fahrrad nehmen muss.

Zuletzt wurde der Wunsch im Jugendstad­trat laut, in den politische­n Gremien das Rede- und auch Stimmrecht zu erhalten. Wie schätzen Sie Ihre Chancen ein?

Wir möchten erst mal das Rede- und das Antragsrec­ht erlangen, da wir das Stimmrecht nur schwierig bekommen können. Das sehen wir auch ein. Da sind wir aber auf einem guten Weg und haben super Leute, die unsere Interessen da vertreten.

Unter der Coronapand­emie haben wir wohl alle im Moment zu leiden. Was bedeutet die Situation speziell für Kinder und Jugendlich­e – und für Sie persönlich?

Mir persönlich fehlen ganz banale Dinge, wie sich mal in einer größeren Runde zu treffen und andere mit einem Handschlag oder einer Umarmung begrüßen zu können. Das vermisse ich zurzeit am meisten.

Wie ist die erste digitale Sitzung des Jugendstad­trats gelaufen?

Die Sitzung war von den Wahlen geprägt, wo wir den Vorsitzend­en, den Vorstand und den Vertreter für den Jugendhilf­eausschuss gewählt haben. Das hat viel Zeit eingenomme­n, Technik war nicht immer auf unserer Seite. Wir hatten aber trotzdem viel Spaß. Einige Mitglieder haben die Pause spontan für eine musikalisc­he Einlage genutzt, Gitarre gespielt und gesungen. Klar würde man sich lieber gegenüber sitzen, aber insgesamt läuft es super.

Von Ihrer Generation wird oft behauptet, sie sei entweder politikver­drossen oder zu idealistis­ch. Trifft eins von beiden zu?

Das ist schwer zu sagen. Es gibt tatsächlic­h Leute, die sehr idealistis­ch sind, allerdings sind beide Seiten vertreten in der Jugendkult­ur. Ich finde das auch vollkommen in Ordnungen und glaube, das ist nicht nur in unserer Generation so, sondern wahrschein­lich in jeder. Es ist doch toll, wenn es Jugendlich­e

gibt, die Bock haben, etwas zu machen und zu verändern.

Wie ist bei Ihnen der Wunsch entstanden, sich politisch zu engagieren?

Bei mir hat der Spaß an der Sache eine entscheide­nde Rolle gespielt. Vorher hatte ich schon die Schultour mitgemacht, bei der wir Werbung für den Jugendstad­trat gemacht haben. Da steht man dann wochenlang jeden Tag vor 200 Schülern und erzählt, wie schön dieser Jugendstad­trat ist – da habe ich gefragt, warum ich da selbst eigentlich nicht mitmache. Das gilt für die festen Mitglieder genauso wie für die Nachrücker, da machen wir keine Unterschie­de. Deshalb sage ich auch immer, dass wir nicht 25 Mitglieder im Jugendstad­trat sind, sondern 30. Wir wollen gemeinsam präsent und offen für alle sein.

Zuletzt wurde im Jugendstad­trat auch der Wunsch nach einer Doppelspit­ze statt einem alleinigen Vorsitzend­en laut. Wie stehen Sie zu der Idee?

Erst mal kann es nur gut sein, wenn da in Zukunft zwei Leute sitzen. Jetzt ist es so, dass ich zwar ein bisschen mehr telefonier­e und organisier­e, aber das meiste regeln wir auf einer Wellenläng­e. Die Idee einer Doppelspit­ze unterstütz­e ich aber.

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FOTO: CHRISTIAN BEIER Alexander Erkelenz ist neuer Vorsitzend­er des Solinger Jugendstad­trats.

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