Solinger Bergische Morgenpost/Remscheid
Jugend musiziert: Müller wird Zweiter an der Kirchenorgel
(pek) Die Orgel, so sagt man, sei die Königin der Instrumente. Dementsprechend schwierig ist es, sie zu beherrschen. Bei keinem anderen Instrument braucht man zum Spielen alle zehn Finger und beide Beine. Der 18-jährige Matthias Müller spielt seit neun Jahren Kirchenorgel. Zuvor hatte er Geige gespielt, im zarten Alter von elf Jahren damit aber aufgehört.
Seit mehr als drei Jahren ist er Schüler der Remscheider Kirchenmusikdirektorin Ruth Forsbach. Diesen Unterricht hat sich Matthias Müller zu seiner Konfirmation gewünscht. Der junge Musiker spielt das gewaltige Instrument so gut, dass er beim kombinierten Regional- und Landeswettbewerb von „Jugend musiziert“, der am 16. März in der Sankt-Josef-Kirche in Bonn-Beuel stattfand, den zweiten Preis erspielt hat.
„Der Wettbewerb war kombiniert, weil sich zum Beispiel aus dem Bergischen Land nur zwei Teilnehmer angemeldet hatten“, weiß Matthias zu berichten. „Dazu war es bundesweit der einzige Landeswettbewerb, der live ausgetragen wurde.“
Die spieltechnischen Besonderheiten in der Bonner Kirche stellten die 13 Teilnehmer aus Nordrhein-Westfalen vor große Herausforderungen. Der Spieltisch steht frei und weit entfernt von der viermanualigen Orgel, beinahe an der entgegengesetzten Seite der Kirche, so dass sich die Musiker selbst verspätet hören. „Gefühlt war das mindestens eine Sekunde“, erzählt der junge Organist, „und das ist schon eine Menge. Das Spielen unter diesen Bedingungen ist schon sehr gewöhnungsbedürftig und erfordert eigentlich eine viel längere Vorbereitungszeit, als uns zugestanden wurde.“Dazu kamen noch der Stress der Anreise und das enge Zeitfenster.
„Und dann hat man zwischen 15 und 20 Minuten Zeit, seine musikalischen Fähigkeiten zu zeigen.“Trotzdem spielte der junge Remscheider Musiker sein Programm – Johann Sebastian Bach, Felix Mendelssohn sowie Petr Eben – ohne große Probleme und erhielt von der Jury 18 Punkte und damit den zweiten Preis zugesprochen. „Für die Weiterleitung zum Bundeswettbewerb braucht man 23 Punkte“, weiß Matthias. „Aber die 18 Punkte sind auch ein sehr schönes Ergebnis, mit dem ich sehr zufrieden bin.“
Ruth Forsbach nickt bestätigend. Der berufliche Weg von Matthias scheint klar, vor ihm zu liegen. Obwohl er auch ein guter Naturwissenschaftler ist und gelegentlich darüber nachgedacht hat, Medizin zu studieren, hat er sich für ein Musikerleben entschieden. So ist der Organist Teilnehmer an der regionalen C-Kirchenmusiker-Ausbildung, die in Velbert stattfindet und Matthias im Erfolgsfall dazu berechtigt, nebenamtlich als Kantor tätig zu sein. Die weiterführenden B- und die A-Prüfungen, sind für den jungen Musiker Pflicht. Aber bereits die C-Prüfung ist laut Ruth Forsbach „nicht ohne. Das ist nicht damit getan, ein wenig Orgel spielen zu können. Dazu gehört viel mehr, wie Liturgie, das Improvisieren, die Chorleitung und noch einiges mehr.“
So kommt auf Matthias Ende Juni einiges zu: Als Schüler des Gertrud-Bäumer-Gymnasiums stehen Ende Juni 2021 die Abiturprüfungen
an. Nur wenige Tage später erfolgt die Prüfung als Kirchenmusiker. Aber Matthias sieht das recht locker. „Ich bin gut vorbereitet“, weiß der Musiker. Ein Studium der Kirchenmusik soll sich anschließen. „In Deutschland kann man noch Kirchenmusik studieren“, erzählt Ruth Forsbach. „In anderen Ländern ist das nicht so. Da heißt das profan Orgelspiel und ist auch bei Weitem nicht so umfangreich.“Vorzugsweise möchte Matthias in einer kleineren Hochschule studieren, wie sie Heidelberg oder Detmold vorweisen können. „Er wird seinen Weg machen“, ist Ruth Forsbach sicher. „Matthias hat schon jetzt Gottesdiensterfahrung. Da steckt auch mehr dahinter, als man gemeinhin glaubt. Das ist schon nicht zu unterschätzen.“