Solinger Bergische Morgenpost/Remscheid
Solar Decathlon Europe wird größer
Auf 40 000 statt 22 000 Quadratmetern: Die Vorbereitungen für die „Olympischen Spiele für nachhaltiges Bauen“laufen. 2022 geht es los. Vorab passiert schon einiges – zum Beispiel gibt es neue Gastronomie an der Nordbahntrasse.
Er wird groß. Nein, sogar noch größer. Der Solar Decathlon Europe (SDE) findet im Juni 2022 erstmals in Deutschland statt: Wuppertal ist dann Austragungsort der „Olympischen Spiele des Bauens der Zukunft“– auf 40 000 Quadratmetern im Quartier Mirke, mit bis zu 800 Teilnehmern aus aller Welt und geschätzten 150 000 Besuchern über die 16 Tage. „Sofern die Covid-19-Situation das zulässt“, sagt Projektleiter Daniel Lorberg von der Bergischen Universität. Ansonsten gebe es verschiedene Alternativpläne „bis hin zur halb dezentralen und digitalen Veranstaltung“.
Doch Lorberg bleibt optimisch, dass der SDE im geplanten Rahmen ablaufen kann. Die Vorbereitungen laufen. Zur Großbaustelle wird das Areal nördlich des Bahnhofs Mirke samt angrenzender Grundstücke zwar erst im Herbst. Doch bereits ab dem kommenden Juni haben die Wuppertaler vermutlich schon etwas vom SDE 2021/22: Wenn alles klappt, wird es in der ehemaligen Glaserei Hoening bereits ein kleines Gastronomieangebot an der Nordbahntrasse geben, wie Lorberg verrät.
Das Areal an der Juliusstraße war ursprünglich gar nicht für den SDE vorgesehen. Doch nun werden es eben nicht nur Mietflächen von der Utopiastadt nördlich des Mirker Bahnhofs und der Alten Feuerwache neben dem Kulturkindergarten, sondern eben auch die ehemalige Glaserei, die sich in Besitz von Reeder & Kamp befindet. Kaffee und andere Getränke soll es dort bald geben. Für Essen arbeite man derzeit noch an einem Konzept – ebenso wie für das ganze Gebäude. Möglicherweise werde es Food-Aktionen geben, sagt Lorberg. Je nachdem, was die Corona-Auflagen in den nächsten Monaten möglich machen. Auf jeden Fall wird die ehemalige Glaserei von der Nordbahntrasse erreichbar bleiben, während auf den Flächen dazwischen der SDE vorbereitet wird.
Im Prinzip findet der auf dem kompletten Gelände vom Gemeinschaftsgarten neben der Kita bis zur Brücke Uellendahler Straße statt – und ist damit fast doppelt so groß wie ursprünglich mit 22 000 Quadratmetern avisiert. Ein Millionen-Event: Der SDE wird von Seiten des Bundes mit 12,5 Millionen
Euro gefördert. Die Teams finanzieren ihre Projekte mit jeweils etwa ein bis zwei Millionen Euro jedoch aus selbst eingeworbenen Mitteln.
Der SDE sei der „wichtigste internationale universitäre Bauwettbewerb, der sich mit Wegen zum nachhaltigen Bauen beschäftigt“, betont Lorberg. Das herausstechende Merkmal: „Es wird auch tatsächlich gebaut.“18 Baufelder á 18 mal 18 Meter werden dafür eingerichtet. Auf ihnen werden die Teams dann im kommenden Jahr ihre Objekte, genannt „Demonstratoren“aufstellen. „Es werden keine Musterhäuser“, so Lorberg. Vielmehr gehe es darum, einen Ausschnitt zu zeigen. Alle Projekte beziehen sich auf mehrstöckige urbane Gebäude. „Aber“, hebt Lorberg hervor, „sind auch die Demonstratoren immer voll funktionsfähig und bewohnbar“. Der Zuschnitt liege auf Wuppertal. Zum Beispiel befasste sich ein Team mit der Aufstockung des Café Ada (die WZ berichtete). „Ohne den Charakter des Baus zu verändern.“
Der SDE solle alle ansprechen, nicht nur Fachpublikum. Daniel Lorberg hebt den Eventcharakter für Besucher hervor, mit vielen Programmpunkten. Unter anderem sei die Alte Feuerwache sei mit ihm Boot.
Aus Wuppertal selbst fließe kein Geld, „aber es ist eine große Wertschöpfung für die Stadt zu erwarten. Allein für die Gastronomie und Hotellerie, aber auch für den Einzelhandel, die in der gegenwärtigen Zeit starke Einbußen hinnehmen müssen“, ist der Projektleiter überzeugt. Und nicht nur die Teams setzen auf Nachhaltigkeit, auch der SDE an sich, etwa durch die Entwicklung der alten Glaserei und des „Living Lab“(Musterbauten, die bis mindestens Ende 2025 stehen bleiben werden). Und vielleicht lassen sich Ideen der Teams später wirklich für Wuppertal umsetzen.
Stolz darauf, dass die Olympischen Spiele des Bauens in „seiner“Stadt stattfinden, ist Oberbürgermeister Uwe Schneidewind. Der SDE „ist ein weiteres kraftvolles Signal für die Aufbruchstimmung in Wuppertal mit internationaler Ausstrahlung“.
Damit werde 2022 wieder deutlich werden, „dass Wuppertal mit vielen neuen Ideen in Richtung Zukunft unterwegs ist“, ist der OB überzeugt. „,Mehr Wuppertal wagen’ wird mit dem SDE auch im Feld der Gebäude und Energiewende ein wichtiges Signal werden.“
Gespannt auf den SDE ist der direkte Nachbar und Vermieter: die Utopiastadt. „Besonders spannend wird, ob so ein großes, internationales Wettbewerbs-Ufo hier nur kurz landet, Aliens aussteigen, die ,Quartiersbezug’ spielen und dann wieder weg sind, oder ob es uns gemeinsam gelingt, die großartige Dynamik des SDE für tatsächlich nachhaltige und bestenfalls sogar kooperative Quartiersentwicklung für unsere Zukunft in den Städten zu nutzen“, sagt Christian Hampe vom Orga-Team des Forum Mirke und Geschäftsführer der Utopiastadt gGmbH. „Mit dem Forum:Mirke nehmen wir uns dieser Herausforderung an und freuen uns, wenn sowohl das SDE-Team als auch interessierte Bürger dort weiter in den Austausch kommen.“
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