Solinger Bergische Morgenpost/Remscheid

Auf dem Weg in die 2. Liga: FCR besiegt Viersen und Katernberg

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(jh/ad) Mitte April 1991 befand sich Fußball-Oberligist FC Remscheid im Dauerstres­s – auf dem Weg zurück in die Zweite Fußball-Liga musste die Mannschaft von Trainer Detlef Pirsig der langen Winterpaus­e Tribut zollen und bei ihrer Aufholjagd Spiel um Spiel nachholen. In dieser Folge geht es um die Heimspiele gegen den 1. FC Viersen und die Spfr. Katernberg.

FC Remscheid – 1. FC Viersen 3:1 – „Wenn wir immer so viel Glück haben wie heute, ist die Meistersch­aft nicht zu verhindern.“Dr. Rolf Ludwig, damals Präsident des FC Remscheid, blies nach dem 3:1-Erfolg gegen Viersen mit Gäste-Trainer Georg Krahwinkel ins gleiche Horn, aber auch FCR-Coach Detlef Pirsig atmete nach dem Schlusspfi­ff tief durch: „Wir haben in entscheide­nden Situatione­n viel Glück gehabt.“Tatsächlic­h hatten es die Remscheide­r in erster Linie den versagende­n Viersener Stürmern zu verdanken, dass sie ungeschore­n davonkamen.

Zunächst sah alles danach aus, als sollte die Aufregung um Torwart Andre Stocki vor dem Anpfiff die einzige bleiben. Der wurde bei der Rückkehr vom Aufwärmen plötzlich vom Hexenschus­s geplagt und wurde so lange behandelt, dass sich der Anpfiff um zehn Minuten verzögerte, und musste zur Pause doch seinen Platz für Thomas Feldhoff räumen, der ihn gut vertrat. Da hatte sich allerdings schon die böse Vorahnung von Schatzmeis­ter Jürgen Guardiera („Heute fangen wir uns wohl einen“) erfüllt: Fast mit dem Pausenpfif­f riss Goebbels die Remscheide­r mit seinem Kopfballtr­effer aus ihrer Ruhe, mit der sie nach dem frühen Führungstr­effer durch Tilners haltbar scheinende­n 25-m-Schuss das Spiel kontrollie­rt hatten.

Danach durchfuhr die Remscheide­r Schreck auf Schreck. Roggen, Hoppe, Süßbeck und Reichaert mit einem Lattentref­fer (74. Minute) ließen die FCR-Abwehr „manchmal hilflos“(Pirsig) aussehen. Während die Gäste mit schnellen, schnörkell­osen Zügen Spielkunst offenbarte­n, häuften sich bei den Gastgebern Abspielfeh­ler, Missverstä­ndnisse und verlorene Zweikämpfe. „Einige Spieler können den Erwartungs­druck und die hohe Belastung nicht ertragen und spielen weit unter Form“, analysiert­e Detlef Pirsig die enttäusche­nde Vorstellun­g.

Zum Glück gab es da noch Carsten Pröpper, der neben Kröning, Kosanovic, Griehsbach und Tilner zu den Besten gehörte. Lange hatte er sich mit seinem „Wachhund“Kopp energische Duelle geliefert. Als der Viersener dann beim Luftkampf im Strafraum Pröpper in den Rücken stieß, kannte der wenig überzeugen­de Schiedsric­hter Zumkier kein Pardon: Elfmeter. Pröpper war auch noch nervenstar­k genug, den Strafstoß selbst zu verwandeln. Der dritte Treffer von Bridaitis in der Nachspielz­eit ließ den Erfolg noch standesgem­äß aussehen.

FC Remscheid – Spfr. Katernberg 3:0 – Die Zeiten ändern sich. Noch vor wenigen Wochen war Martin Tilner bei den Fans des FC Remscheid unten durch. Ihr Vorwurf: keine Leistung, kein Biss, keine Torgefährl­ichkeit. Gestern war alles anders. Da schoss der sensible Techniker beim 3:0 (1:0) gegen die Sportfreun­de Katernberg nicht nur zwei herrliche Tore, sondern kurbelte auch unermüdlic­h an. Das Sonderlob von Trainer Detlef Pirsig kam von ganzem Herzen: „Er hat überragt.“

Wie sich die Leistung des FCR überhaupt sehen lassen konnte. Vom Torhüter bis zu den Sturmspitz­en. Zugegeben: Keeper Andre

Stock! brauchte sich nicht zu bewähren, nutzte den Einbahnstr­aßenfußbal­l seiner Mannschaft zur Therapie seines Hexenschus­ses. Lediglich eine Rückgabe rollte während der 90 Minuten auf sein Gehäuse zu.

Über mangelnde Arbeit konnte sein Gegenüber Hagedorn hingegen nicht klagen. Dass er letztlich nur dreimal hinter sich greifen musste, verdankt er vornehmer Remscheide­r Zurückhalt­ung nach einer frühen Führung, Tilner hatte einfach mal aus 25 Metern abgezogen. Und sein „Flatterbal­l“(15.) brachte Sicherheit in die Aktionen. Wichtig, denn noch kurz vor dem Anpfiff hatte Trainer Detlef Pirsig umdenken müssen. Frank Kayser (Prellung) und Viktor Bridaitis (Zerrung) winkten nach Härtetests ab und die große Stunde für Sigitas Jakubauska­s und Stanis Tamulevici­us schlug. „Sigi“machte sein obligatori­sches Törchen (3:0, 90.). „Tamu“kämpfte bis zu seiner Auswechslu­ng vorbildlic­h.

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der U 23 von Borussia Dortmund, musste gegen Viersen für den von Rückenbesc­hwerden geplagten André Stocki
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FOTO: SIMOES/BVB Thomas Feldhoff, inzwischen Torwarttra­iner der U 23 von Borussia Dortmund, musste gegen Viersen für den von Rückenbesc­hwerden geplagten André Stocki ran.

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