Solinger Bergische Morgenpost/Remscheid
Unermüdlicher Kampf der Kulturschaffenden.
Eine Öffnung der Remscheider Kulturstätten ist in der anhaltenden Corona-Krise nicht in Sicht. Doch die Verantwortlichen kämpfen weiter.
Wenn Andrea Preker (57) morgen das erste Mal ihr neues Büro in der Lenneper Klosterkirche betritt, wird sie nicht nur die neue Kulturmanagerin, sondern vielmehr die Krisenmanagerin des Hauses sein. Das sieht sie ganz nüchtern ein. Schließlich ist ein Ende der Corona-Pandemie noch nicht absehbar. „Meine vorrangige Aufgabe wird es sein, geplante Veranstaltungen zu verschieben und weiter an dem Hygiene- und Sicherheitskonzept zu arbeiten“, erklärt die Lenneperin. Preker folgt auf Sonja Tewinkel, die die Kulturstätte zum 1. April verlassen hat. Sie ist in die IT-Branche gewechselt.
Bereits verschoben wurden in der Klosterkirche alle Termine im April: Dagmar Schönleber auf 22. September 2022, das Ensemble Noisten auf 5. September dieses Jahres, Beckmann-Griess auf 23. März 2022, Anne Folger auf 1. April 2022, Hennes Bender gastiert erst am 9. März 2022, Heike Feist und Gotthard Lange sind auf 1. Juni 2022 gerutscht. Der Plan lässt bereits jetzt kaum noch Spielräume zu.
So geht es auch dem Rotationstheater in Lennep. Das Team verlegt derzeit schrittweise die Termine – ausfallen lassen ist dabei keine Option. „Das gibt uns und den Künstlern eine gewisse Planungssicherheit“, sagt David Schmidt. Wenn man denn davon überhaupt sprechen kann. Aktuell hoffe man noch auf den Mai. Sicher ist aber mal wieder – oder immer noch – rein gar nichts.
Jacqueline Feldmann kommt nun am 19. November dieses Jahres statt im April, Julia Karl, Marcus Mies und Andreas Strigl am 25. Juni. Monika Blankenberg wechselt auf den 24. September, und auch die Magier Christopher Köhler und Lars Ruth werden im Plan noch nach hinten versetzt.
Auf die Frage, ob er denn noch Atem in diesem Ständig-Lockdown habe, sagt Schmidt: „Mehr denn je. Wir müssen jetzt durchziehen.“Für ihn sei ganz klar Land in Sicht – auch wenn Remscheid mit dem höchsten Inzidenz-Wert in ganz Nordrhein-Westfalen momentan schlechter dastehe als vergangenes
Jahr. „Das Impfen geht vorwärts, auch wenn es etwas länger dauert. Das bringt uns Hoffnung. Ich bin überzeugt, dass wir im Herbst wieder richtig durchstarten können.“
Die Familie wolle an ihrem gemütlichen Theater im Herzen Lenneps festhalten. Für den Neustart will David Schmidt alles vorbereitet haben. Zum Beispiel mit Luftfiltern. Das Rotationstheater erhält in diesen Tagen eine große Luftreinigungsanlage. Und auch die angrenzende Musikschule sei nun mit Filtern für keimfreies Atmen ausgestattet.
Lieber heute als morgen öffnen – das würden auch das Westdeutsche
Tourneetheater (WTT), das Teo Otto Theater und die Klosterkirche gern. Das WTT verkündet auf seiner Internetseite noch einen optimistischen Neustart am 19. April. Daraus dürfte wohl nichts werden. Das Teo Otto Theater nennt mittlerweile kein Datum mehr.
„Wir öffnen erst dann, wenn es für alle sicher ist“, hatte Wolfgang Moritz, Vorsitzender des Klosterkirchen-Trägervereins, zuletzt erklärt. Und spricht damit auch für die anderen Kulturhäuser Remscheids. Aber nicht um jeden Preis. „Uns fehlt das medizinische Know-how zum Testen. Und auch logistisch ist das für uns nicht leistbar.“
Führende Forscher hatten gerade noch einmal verdeutlicht: Aerosole verbreiten sich in geschlossenen Räumen schneller. Wenn es bald drinnen noch nicht wieder möglich ist, Kulturgenuss zu bieten, dann halt draußen, denkt Kloki-Kulturmanagerin Andrea Preker. Sie hat deshalb zu ihrem morgigen Start bereits eine Idee für die Klosterkirche im Gepäck – und zwar ein Open-Air-Event im idyllischen Innenhof. Wenn es denn dann wieder erlaubt ist.