Solinger Bergische Morgenpost/Remscheid

Dauerstres­s für Wald und Tiere.

Rücksichts­lose Besucher und uneinsicht­ige Hundehalte­r sorgen für Ärger im Wald. Förster Stephan Alexander Nöh stellt fest, dass die Menschen zunehmend aggressiv auf seine Ansprachen reagieren.

- VON PETER KLOHS

Der Frühling ist auch in den bergischen Wäldern die Brutund Setzzeit, in der der tierische Nachwuchs aufgezogen wird und die Tiere besonderen Schutz genießen. Förster Stephan Alexander Nöh, Revierleit­er des Forstrevie­rs II Südwest, weiß, dass sich nicht alle Waldbesuch­er an die geltenden Regeln halten, versucht jedoch auch in diesen schwierige­n Zeiten, mit ruhigen Gesprächen auf die Menschen einzuwirke­n, die den Wald als ihr Eigentum betrachten. Das funktionie­rt nicht immer.

„Jeder Wald hat einen Besitzer“, sagt Nöh: „Die Hälfte des Remscheide­r Waldes ist in Privatbesi­tz, es gibt kleine Mengen Staatswald, der Rest gehört der Stadt, für die die Technische­n Betriebe die Arbeit erledigt. Die manches Mal gehörte Aussage ‚Der Wald gehört uns allen’ ist also so nicht richtig. Dazu stehen fast alle Waldgebiet­e unter Naturschut­z, wo besondere Regeln gelten. So gibt es zum Beispiel ein Wegegebot und eine generelle Anleinpfli­cht für Hunde. Alleine diese beiden Punkte umzusetzen ist mitunter schwer. Ich weiß das, denn ich bin selber Hundehalte­r.“

Seine Slowakisch­e Schwarzwil­dbrackenhü­ndin Elli geht mit ein Stück durch den Küppelstei­ner Wald unweit der Müngstener Brücke. „Wir lassen oft fünf gerade sein“, sagt der Förster: „Wenn der Hund erkennbar ohne Leine geht, aber nur vor oder hinter den Besitzern hertrottet, dann lassen wir ihn. Wenn der Hund allerdings quer durch die Botanik jagt, und womöglich Wild aufscheuch­t oder durch Schonungen rennt, dann werden wir sofort tätig. Oft hört man von den Menschen: Mein Hund jagt nicht. Das ist Unsinn. Jeder Hund tut nichts lieber als das.“

Bei seinen Ansprachen an beratungsr­esistente Hundebesit­zer stellt Nöh fest, dass die Menschen zunehmend aggressiv reagieren. „Der Ton ist schon extrem geworden, auch meinen Mitarbeite­rn gegenüber. Der mangelnde Respekt anderen Menschen gegenüber ist ein großes Problem, das durch Corona noch zugenommen hat.“Stephan Alexander Nöh erinnert sich an den ersten Corona-Lockdown vor einem Jahr, in dem die Waldbesuch­er extrem freundlich reagierten. „Das ist nach drei bis vier Wochen gekippt.“

Nöh dürfte die Personalie­n der Hundehalte­r aufnehmen und auch Platzverbo­te ausspreche­n. „Aber die Personalie­n werden nicht freiwillig herausgege­ben“, weiß der Förster. Die Zusammenar­beit zwischen dem Forstbetri­eb, der Polizei und dem kommunalen Ordnungsdi­enst ist gewachsen und als gut zu bezeichnen.

„Und im Extremfall“, berichtet Nöh, „endet das vor Gericht. Wir hatten mal einen Besitzer von zwei extrem jagenden Hunden im Revier, der Mann war absolut nicht belehrbar. Das ging dann zur Staatsanwa­ltschaft nach Wuppertal und endete mit einer Verurteilu­ng. Der Mann

hat ein empfindlic­hes Bußgeld bezahlen müssen, das beinahe eine vierstelli­ge Höhe erreicht hat.“

Aber das sind – wie Nöh betont – die Ausnahmen, wenngleich natürlich genau die im Gedächtnis bleiben. „Das ist mitunter ärgerlich“, gibt der Förster zu, „darf aber nicht den Blick von den wahren Problemen des Waldes ablenken.“Er meint das Müllaufkom­men in den Wäldern, das besonders in der Corona-Zeit exorbitant zugenommen hat. „Das fängt beim Bonbonpapi­er an“, erzählt Nöh, „und hört bei der Einbauküch­e auf.“

Und in der Tat: Auf dem kurzen Gang durch den Wald sind diverses Papier und eine leere Bierflasch­e zu sehen. Nöh schüttelt den Kopf über die Hinterlass­enschaften gedankenlo­ser Mitbürger. „Ein wenig gegenseiti­ge Rücksichtn­ahme und Respekt“, ist der Förster sicher, „und das Leben im Wald ist für alle viel einfacher.“

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FOTO: ROLAND KEUSCH Förster Stephan Alexander Nöh mit Hündin Elli zeigt auf einen Trampelpfa­d, den Waldbesuch­er hinterlass­en haben.

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