Solinger Bergische Morgenpost/Remscheid
Dauerstress für Wald und Tiere.
Rücksichtslose Besucher und uneinsichtige Hundehalter sorgen für Ärger im Wald. Förster Stephan Alexander Nöh stellt fest, dass die Menschen zunehmend aggressiv auf seine Ansprachen reagieren.
Der Frühling ist auch in den bergischen Wäldern die Brutund Setzzeit, in der der tierische Nachwuchs aufgezogen wird und die Tiere besonderen Schutz genießen. Förster Stephan Alexander Nöh, Revierleiter des Forstreviers II Südwest, weiß, dass sich nicht alle Waldbesucher an die geltenden Regeln halten, versucht jedoch auch in diesen schwierigen Zeiten, mit ruhigen Gesprächen auf die Menschen einzuwirken, die den Wald als ihr Eigentum betrachten. Das funktioniert nicht immer.
„Jeder Wald hat einen Besitzer“, sagt Nöh: „Die Hälfte des Remscheider Waldes ist in Privatbesitz, es gibt kleine Mengen Staatswald, der Rest gehört der Stadt, für die die Technischen Betriebe die Arbeit erledigt. Die manches Mal gehörte Aussage ‚Der Wald gehört uns allen’ ist also so nicht richtig. Dazu stehen fast alle Waldgebiete unter Naturschutz, wo besondere Regeln gelten. So gibt es zum Beispiel ein Wegegebot und eine generelle Anleinpflicht für Hunde. Alleine diese beiden Punkte umzusetzen ist mitunter schwer. Ich weiß das, denn ich bin selber Hundehalter.“
Seine Slowakische Schwarzwildbrackenhündin Elli geht mit ein Stück durch den Küppelsteiner Wald unweit der Müngstener Brücke. „Wir lassen oft fünf gerade sein“, sagt der Förster: „Wenn der Hund erkennbar ohne Leine geht, aber nur vor oder hinter den Besitzern hertrottet, dann lassen wir ihn. Wenn der Hund allerdings quer durch die Botanik jagt, und womöglich Wild aufscheucht oder durch Schonungen rennt, dann werden wir sofort tätig. Oft hört man von den Menschen: Mein Hund jagt nicht. Das ist Unsinn. Jeder Hund tut nichts lieber als das.“
Bei seinen Ansprachen an beratungsresistente Hundebesitzer stellt Nöh fest, dass die Menschen zunehmend aggressiv reagieren. „Der Ton ist schon extrem geworden, auch meinen Mitarbeitern gegenüber. Der mangelnde Respekt anderen Menschen gegenüber ist ein großes Problem, das durch Corona noch zugenommen hat.“Stephan Alexander Nöh erinnert sich an den ersten Corona-Lockdown vor einem Jahr, in dem die Waldbesucher extrem freundlich reagierten. „Das ist nach drei bis vier Wochen gekippt.“
Nöh dürfte die Personalien der Hundehalter aufnehmen und auch Platzverbote aussprechen. „Aber die Personalien werden nicht freiwillig herausgegeben“, weiß der Förster. Die Zusammenarbeit zwischen dem Forstbetrieb, der Polizei und dem kommunalen Ordnungsdienst ist gewachsen und als gut zu bezeichnen.
„Und im Extremfall“, berichtet Nöh, „endet das vor Gericht. Wir hatten mal einen Besitzer von zwei extrem jagenden Hunden im Revier, der Mann war absolut nicht belehrbar. Das ging dann zur Staatsanwaltschaft nach Wuppertal und endete mit einer Verurteilung. Der Mann
hat ein empfindliches Bußgeld bezahlen müssen, das beinahe eine vierstellige Höhe erreicht hat.“
Aber das sind – wie Nöh betont – die Ausnahmen, wenngleich natürlich genau die im Gedächtnis bleiben. „Das ist mitunter ärgerlich“, gibt der Förster zu, „darf aber nicht den Blick von den wahren Problemen des Waldes ablenken.“Er meint das Müllaufkommen in den Wäldern, das besonders in der Corona-Zeit exorbitant zugenommen hat. „Das fängt beim Bonbonpapier an“, erzählt Nöh, „und hört bei der Einbauküche auf.“
Und in der Tat: Auf dem kurzen Gang durch den Wald sind diverses Papier und eine leere Bierflasche zu sehen. Nöh schüttelt den Kopf über die Hinterlassenschaften gedankenloser Mitbürger. „Ein wenig gegenseitige Rücksichtnahme und Respekt“, ist der Förster sicher, „und das Leben im Wald ist für alle viel einfacher.“