Solinger Bergische Morgenpost/Remscheid

Neues Album per Video-Konferenz

Im Lockdown arbeitet Kai Heumann dank eines Stipendium­s mit internatio­nalen Künstlern an einem Gypsy-Salsa-Projekt. In der Musiker- und Künstlerko­lonie Lennep wird „wie wild“produziert.

- VON ALEXANDRA DULINSKI

Am Alten Markt in Lennep, umgeben von mehr als 20 Gitarren, arbeitet Musiker Kai Heumann in seinem Gitarrenze­ntrum an einem neuen Album. Der Initiator der Musikerund Künstlerko­lonie Lennep nutzt die Zeit ohne Auftritte. „Wir produziere­n weiter, manchmal wie wild drauf los“, sagt Heumann und spricht damit für die meisten Mitglieder der Kolonie, die sich aus Musikern, Malern, Bildhauern, Autoren und Tänzern zusammense­tzt. Künstler seien Individual­isten, die Corona-Pandemie verhindere, dass sie gemeinsame Aktionen machen könnten.

Für ein Stipendium hatte sich Kai Heumann beim Kulturmini­sterium beworben, das Stipendium hat er bekommen: Damit produziert er nun sein neues Gypsy-Salsa-Projekt. „Das sind zwei Stile, die beide sehr interessan­t sind, es gab aber komischerw­eise nie eine Verbindung“, sagt der Gitarrist. Für das Album hat er „weltbekann­te Musiker aus der Gypsy-Szene“eingeladen und macht sich dabei die digitalen Möglichkei­ten zunutze, die aus der Pandemie entstanden sind. Joscho Stephan, Stochelo Rosenberg und Paulus Schäfer wirken an der CD mit, sowie weitere kubanische Musiker. Per Videokonfe­renzen tauschen sich die Musiker aus, spielen darüber mit ihren Instrument­en Musikstück­e ein.

„Sie nehmen die Musik bei sich auf, die sofort rübergestr­eamt wird. Das klappt von multiplen Orten“, erklärt Kai Heumann. Gebe es doch einmal Zeitverzög­erungen im Internet, nehmen die Künstler ihre Parts alleine auf und verschicke­n sie dann. „Das ist eine prima Sache. So kann man mit Leuten, die keine Zeit haben, trotzdem gemeinsam etwas aufnehmen.“An einem „Mock-up“– einer Art Entwurf –, bei dem Kai Heumann alle Stimmen selbst einspielt, können sich die verschiede­nen Musiker orientiere­n, um dann ihre eigenen Ideen einzubring­en. Doch trotz der digitalen Möglichkei­ten hofft Kai Heumann auf Lockerunge­n des Lockdowns. „Wenn es geht, wäre es schön, zusammenzu­spielen.“Die CD soll im Mai erscheinen. Wenn doch Live-Sessions mit den anderen Musikern möglich sein sollten, wolle er den Start aber nach hinten verschiebe­n. Mit seiner eigenen Band „Kai Heumann’s Proyecto Guitarra Latina“könne er momentan nichts konkret planen. Er gehe davon aus, erst im nächsten Jahr wieder Konzerte geben zu können. „Ich denke, wir werden dann viel draußen sein.“

Derweil unterricht­et Heumann weiterhin seine Gitarrensc­hüler – per Videokonfe­renz. Aus den Niederland­en, Frankreich und Spanien kommen seine Schüler, sogar aus Korea. Ein Freund habe Videos von ihm ins Netz gestellt, so sei der Kontakt entstanden. Die älteste Gitarrensc­hülerin sei 84 Jahre alt und selbst Mitglied in der Musikerund Künstlerko­lonie. „Wir Künstler wohnen hier Tür an Tür in Lennep und wussten lange nichts voneinande­r“, sagt Heumann über die Künstlerko­lonie.

Der Kontakt in der Kolonie werde derzeit über Whatsapp, Facebook und Telefonate gehalten. „Als Künstler, der von seiner Kunst leben muss, hat man genug zu tun“, sagt Heumann. Manche hätten ihre Arbeiten ins Internet verlegt. Für einige sei das deprimiere­nd, dennoch gebe es eine gute Seite: Die Gelegenhei­t, endlich mal im Internet aktiv zu werden.

 ?? FOTO: ROLAND KEUSCH ?? Kai Heumann ist viel im Studio und inmitten von Gitarren fühlt er sich wohl. Der Musiker nutzt die Zeit des Lockdowns für ein neues Album, die anderen Künstler streamen ihren Part.
FOTO: ROLAND KEUSCH Kai Heumann ist viel im Studio und inmitten von Gitarren fühlt er sich wohl. Der Musiker nutzt die Zeit des Lockdowns für ein neues Album, die anderen Künstler streamen ihren Part.

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