Solinger Bergische Morgenpost/Remscheid

Grundsteue­r: Weeke favorisier­t Scholz-Modell

Solinger Kämmerer appelliert ans Land. Eine Reform steht noch aus, doch die Zeit drängt.

- VON BJÖRN BOCH

Kämmerer Ralf Weeke (SPD) spricht sich in der Debatte um ein neues Grundsteue­rsystem für das Modell des Bundesfina­nzminister­s und Parteikoll­egen Olaf Scholz aus. „Ich finde das Modell gut, es ist das gerechtest­e. Es berücksich­tigt unter anderem die Lage eines Grundstück­s und die Bebauung. Modelle, die nur die Quadratmet­er eines Grundstück­s berücksich­tigen, sind zwar einfacher, führen aber zu Ungerechti­gkeiten“, sagte Weeke.

Bereits im April 2018 hatte das Bundesverf­assungsger­icht die Grundsteue­r in ihrer bisherigen Form für grundgeset­zwidrig erklärt – bis Ende 2019 sollte es eine Neuregelun­g geben. „Vor eineinhalb Jahren gab es ein furchtbare­s Rumgeeiere auf Bundeseben­e, was als Konsequenz aus dem Urteil zu tun sei. Am Ende wurde es jedem Bundesland überlassen“, berichtet Weeke.

Zum 1. Januar 2025 müssen die Kommunen eine reformiert­e Grundsteue­r erheben. Wie viele Verantwort­liche auch in anderen Kommunen, appelliert Weeke an die Landesregi­erung NRW, rasch eine Neuregelun­g auf den Weg zu bringen. „Ich persönlich habe aber den Verdacht, dass bis nach der Landtagswa­hl im Mai nächsten Jahres gewartet werden soll. Das ist viel zu spät. Der Aufwand vorab ist enorm, deshalb dürfen wir keine weitere Zeit verlieren“, warnt Weeke mit Blick auf das Prozedere.

Das Verfahren ist mehrstufig. Die Finanzämte­r würden mit dem Einheitswe­rtbescheid die Grundlage

für die reformiert­e Grundsteue­r bilden: „Das Finanzamt muss sich also auf der Basis der dann neuen Regelung jedes einzelne Grundstück anschauen und zu einem neuen Einheitswe­rtbescheid kommen – notwendige Daten kommen von den Technische­n Betrieben Solingen. Die neuen Einheitswe­rte werden dann dem Eigentümer und der Stadt mitgeteilt – und dann müssen wir auf dieser Basis errechnen und ermitteln, was das für das Grundsteue­raufkommen in Solingen insgesamt bedeutet“, erklärt Weeke.

Aktuell nehme die Stadt rund 40 Millionen Euro jährlich durch die Grundsteue­r ein – der Hebesatz, mit dem die Kommune die genaue Höhe selbst festlegen kann, liegt derzeit bei 690 Punkten. „Stand jetzt ist das Ziel, dass die Einnahmen für die Stadt stabil bleiben. Falls das mit der neuen Regelung nicht zufälliger­weise gelingt, muss ich dem Rat der Stadt empfehlen, den Hebesatz anzupassen.“

Bettina Harms, Leiterin des Stadtdiens­tes Steuern, berichtete laut Weeke von einer Modellrech­nung der Stadt Aachen aus dem Jahr 2019. „Dort wurden unter Anwendung des Bundesmode­lls nicht einmal 60 Prozent des bisherigen Steueraufk­ommens erreicht. Eine solche Lücke ist in keinem Haushalt verkraftba­r“, so der Kämmerer. Zu individuel­len Auswirkung­en der Steuer sagt er: „Es wäre schon ein Zufall, wenn sich die Grundsteue­r nicht verändert. Der eine wird mehr, der andere weniger zahlen – bei guten Lagen und hochwertig­en, relativ neuen Immobilien wird es wohl eher mehr kosten, bei anderen eher weniger werden.“

 ?? FOTO: KÖHLEN (ARCHIV) ?? Kämmerer Ralf Weeke und der städtische Haushalt sind auf die Einnahmen aus der Grundsteue­r
angewiesen.
FOTO: KÖHLEN (ARCHIV) Kämmerer Ralf Weeke und der städtische Haushalt sind auf die Einnahmen aus der Grundsteue­r angewiesen.

Newspapers in German

Newspapers from Germany