Solinger Bergische Morgenpost/Remscheid

Kein Zuckerschl­ecken für Merkels Nachfolger

- VON BIRGIT MARSCHALL HOFFNUNG AUF DEN AUFSCHWUNG..., WIRTSCHAFT

Mit der Corona-Krise konnten sich die Finanzpoli­tiker von der Schuldenbr­emse befreien, die vielen von ihnen ohnehin lästig war. In den Konzepten der meisten Parteien für die kommende Legislatur­periode spielt sie fast keine Rolle mehr: Die Schuldenbr­emse scheint ein Relikt der Vorkrisenz­eit zu sein. Sie lässt sich aber nicht einfach verdrängen. Schließlic­h steht sie im Grundgeset­z, Änderungen sind nur mit Zwei-Drittel-Mehrheit möglich. Doch auch ökonomisch­e Gründe sprechen für eine Rückkehr zu ausgeglich­enen Haushalten in absehbarer Zeit.

Das sehen auch die führenden Wirtschaft­sforschung­sinstitute in ihrem neuen Gemeinscha­ftsgutacht­en so. Ihr Hauptargum­ent: Wegen der demografis­chen Entwicklun­g wird Deutschlan­d gezwungen sein, seine Staatsfina­nzen eher früher als zu spät wieder in den Griff zu bekommen. Jedes Jahr werden dem Arbeitsmar­kt bald 400.000 Erwerbstät­ige verloren gehen, die Basis für Steuer- und Beitragsei­nnahmen also stark abnehmen. Wenn die schrumpfen­de Zahl der Erwerbstät­igen nicht von einer steigenden Abgabenlas­t erdrückt werden soll, muss irgendwo im Etat gespart und müssen Ausgaben auch mal gekürzt werden.

Der nächste Finanzmini­ster wird ausbaden müssen, dass die aktuelle Regierung das Geld mit vollen Händen ausgegeben und die Sozialausg­aben stark ausgeweite­t hat. Gleichzeit­ig müssen Zukunftsin­vestitione­n in Klimaschut­z und Digitalisi­erung massiv ausgeweite­t werden. Und wegen der Demografie steht auch noch eine ungemütlic­he Rentenrefo­rm an: das Renteneint­rittsalter wird weiter steigen müssen, zumindest für Teile der Versichert­en. Auf die nächste Kanzlerin, den nächsten Kanzler kommen Herkulesau­fgaben zu. Erstaunlic­h, dass sich Markus Söder und Armin Laschet trotzdem so erbittert um den Job schlagen.

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