Solinger Bergische Morgenpost/Remscheid
Bürgerbefragung „Älterwerden in Solingen“
Seniorenbeirat informierte sich über die Ergebnisse einer Ü55-Umfrage. Thema Einsamkeit im Alter ist schwer zu erfassen.
Weil es bei der Bürgerbefragung der Zukunftsagentur zum Thema „Älterwerden in Solingen“genau um diese Zielgruppe ging, wurden die ersten Ergebnisse der großangelegten Befragung jetzt im Seniorenbeirat der Stadt vorgestellt. Andrea Noe-Kückelhaus, Abteilungsleiterin für Planung und Beratungsleistungen beim Stadtdienst Soziales, informierte die Mitglieder des Gremiums, von denen der größte Teil per Video zugeschaltet war.
Bereits im November vergangenen Jahres hatte das Seniorenbüro der Stadt die Bürgerbefragung auf den Weg gebracht – von Anfang an eng begleitet durch den Seniorenbeirat. Wie zufrieden sind ältere Menschen mit dem Leben in der Klingenstadt? Welche Wünsche
„Wenn die Menschen erstmal zu Hause bleiben, erreicht man sie auch nicht
mehr so gut“
Herbert Gerbig Vorsitzender Seniorenbeirat
und Bedürfnisse haben sie? Um diese Kernfragen ging es bei der Befragung. 10.800 Solinger über 55 Jahren waren, verteilt über alle Stadtteile, dazu ausgewählt und per Post angeschrieben worden. Die Antworten, für die extra ein Rückumschlag beigelegt war, wurden anonymisiert ausgewertet. „Laut Statistikstelle ist es schon ein supergutes Ergebnis, dass wir einen Rücklauf von 3168 Fragebögen, also von über 31 Prozent hatten“, betont Andrea Noe-Kückelhaus.
Die meisten gaben an, dass sie die Befragung sehr positiv aufgenommen hätten. Ebenfalls positiv: 84,3 Prozent der Ü-55er gaben ihren Gesundheitsund Fitnesszustand als „sehr gut“bis „zufriedenstellend“an. „Damit einher gehe auch, dass viele von ihnen sich in ihrer Freizeit gerne bewegen oder Sport treiben.“
Befragt zur Situation für ältere Menschen, in der Stadt wurden aber auch kritische Anmerkungen gemacht. „Etwa die Hälfte gab an, dass sie sich von Verkehrslärm und Verschmutzungen in der Stadt beeinträchtigt fühlt“, fasste Noe-Kückelhaus zusammen. Auch der Sicherheitsaspekt
sei häufig betont worden.
Befragt nach speziellen Seniorenangeboten, gaben ebenfalls etwa 50 Prozent der Solinger über 55 Jahre an, dass sie Seniorenclubs oder andere Angebote für Senioren selbst noch nicht besucht hätten. Das ließ Herberg Gerbig, den Vorsitzenden des Seniorenbeirates, aufhorchen: „Vielleicht ist es ein Problem, dass Beratungsangebote nicht ausreichend bekannt sind.“Er befürchtet auch, dass viele ältere Menschen über Themen wie Betreuungs- oder
Vorsorgevollmacht nicht informiert sind. Noch vor 20 Jahren habe es auch viel mehr Seniorenclubs in Solingen gegeben. „Viele davon wurden leider aufgelöst“, so Herbert
Gerbig. „Und wenn die Menschen erstmal zu Hause bleiben, erreicht man sie auch nicht mehr so gut.“Er regte an, die speziell ausgebildeten Seniorensicherheitsberater in den Bezirken bei der Information der älteren Menschen mit einzubinden.
Seniorenbeiratsmitglied Dr. Peter Kubersky hakte mit Blick auf die Befragung zum Thema „Einsamkeit“nach. Spezielle Auswertungen dazu wurden allerdings nicht getroffen, so Andrea Noe-Kückelhaus. „Wir befürchten aber, dass Menschen, die von Vereinsamung im Alter besonders betroffen sind, eher nicht geantwortet haben.“Um speziell diese Personengruppe anzusprechen, habe man auch das persönliche Anschreiben gewählt. „Und wir haben auch angeboten, uns telefonisch zu kontaktieren, um mit den betroffenen Menschen ins Gespräch zu kommen.“Die Arbeitsgruppe „Seniorengerechte Stadt“des Beirats wird weiter an der Auswertung der Befragung mitarbeiten.
Vorgestellt wurde auch die Initiative „Zuhause leben“. Karen Odenius, Abteilungsleiterin Seniorenhilfe bei der Awo, stellte vor, wie älteren oder behinderten Menschen geholfen werden soll, länger zu Hause zu leben. „Ein Schwerpunkt der Initiative ist, ihnen Ansprechpartner zu benennen, von Handwerkern über Optiker oder Fußpflege bis zu Pflegediensten, haushaltsnahen Diensten oder der Wohn- und Pflegeberatung.“