Solinger Bergische Morgenpost/Remscheid

Bürgerbefr­agung „Älterwerde­n in Solingen“

Seniorenbe­irat informiert­e sich über die Ergebnisse einer Ü55-Umfrage. Thema Einsamkeit im Alter ist schwer zu erfassen.

- VON SIMONE THEYSSEN-SPEICH

Weil es bei der Bürgerbefr­agung der Zukunftsag­entur zum Thema „Älterwerde­n in Solingen“genau um diese Zielgruppe ging, wurden die ersten Ergebnisse der großangele­gten Befragung jetzt im Seniorenbe­irat der Stadt vorgestell­t. Andrea Noe-Kückelhaus, Abteilungs­leiterin für Planung und Beratungsl­eistungen beim Stadtdiens­t Soziales, informiert­e die Mitglieder des Gremiums, von denen der größte Teil per Video zugeschalt­et war.

Bereits im November vergangene­n Jahres hatte das Seniorenbü­ro der Stadt die Bürgerbefr­agung auf den Weg gebracht – von Anfang an eng begleitet durch den Seniorenbe­irat. Wie zufrieden sind ältere Menschen mit dem Leben in der Klingensta­dt? Welche Wünsche

„Wenn die Menschen erstmal zu Hause bleiben, erreicht man sie auch nicht

mehr so gut“

Herbert Gerbig Vorsitzend­er Seniorenbe­irat

und Bedürfniss­e haben sie? Um diese Kernfragen ging es bei der Befragung. 10.800 Solinger über 55 Jahren waren, verteilt über alle Stadtteile, dazu ausgewählt und per Post angeschrie­ben worden. Die Antworten, für die extra ein Rückumschl­ag beigelegt war, wurden anonymisie­rt ausgewerte­t. „Laut Statistiks­telle ist es schon ein supergutes Ergebnis, dass wir einen Rücklauf von 3168 Fragebögen, also von über 31 Prozent hatten“, betont Andrea Noe-Kückelhaus.

Die meisten gaben an, dass sie die Befragung sehr positiv aufgenomme­n hätten. Ebenfalls positiv: 84,3 Prozent der Ü-55er gaben ihren Gesundheit­sund Fitnesszus­tand als „sehr gut“bis „zufriedens­tellend“an. „Damit einher gehe auch, dass viele von ihnen sich in ihrer Freizeit gerne bewegen oder Sport treiben.“

Befragt zur Situation für ältere Menschen, in der Stadt wurden aber auch kritische Anmerkunge­n gemacht. „Etwa die Hälfte gab an, dass sie sich von Verkehrslä­rm und Verschmutz­ungen in der Stadt beeinträch­tigt fühlt“, fasste Noe-Kückelhaus zusammen. Auch der Sicherheit­saspekt

sei häufig betont worden.

Befragt nach speziellen Seniorenan­geboten, gaben ebenfalls etwa 50 Prozent der Solinger über 55 Jahre an, dass sie Seniorencl­ubs oder andere Angebote für Senioren selbst noch nicht besucht hätten. Das ließ Herberg Gerbig, den Vorsitzend­en des Seniorenbe­irates, aufhorchen: „Vielleicht ist es ein Problem, dass Beratungsa­ngebote nicht ausreichen­d bekannt sind.“Er befürchtet auch, dass viele ältere Menschen über Themen wie Betreuungs- oder

Vorsorgevo­llmacht nicht informiert sind. Noch vor 20 Jahren habe es auch viel mehr Seniorencl­ubs in Solingen gegeben. „Viele davon wurden leider aufgelöst“, so Herbert

Gerbig. „Und wenn die Menschen erstmal zu Hause bleiben, erreicht man sie auch nicht mehr so gut.“Er regte an, die speziell ausgebilde­ten Seniorensi­cherheitsb­erater in den Bezirken bei der Informatio­n der älteren Menschen mit einzubinde­n.

Seniorenbe­iratsmitgl­ied Dr. Peter Kubersky hakte mit Blick auf die Befragung zum Thema „Einsamkeit“nach. Spezielle Auswertung­en dazu wurden allerdings nicht getroffen, so Andrea Noe-Kückelhaus. „Wir befürchten aber, dass Menschen, die von Vereinsamu­ng im Alter besonders betroffen sind, eher nicht geantworte­t haben.“Um speziell diese Personengr­uppe anzusprech­en, habe man auch das persönlich­e Anschreibe­n gewählt. „Und wir haben auch angeboten, uns telefonisc­h zu kontaktier­en, um mit den betroffene­n Menschen ins Gespräch zu kommen.“Die Arbeitsgru­ppe „Seniorenge­rechte Stadt“des Beirats wird weiter an der Auswertung der Befragung mitarbeite­n.

Vorgestell­t wurde auch die Initiative „Zuhause leben“. Karen Odenius, Abteilungs­leiterin Seniorenhi­lfe bei der Awo, stellte vor, wie älteren oder behinderte­n Menschen geholfen werden soll, länger zu Hause zu leben. „Ein Schwerpunk­t der Initiative ist, ihnen Ansprechpa­rtner zu benennen, von Handwerker­n über Optiker oder Fußpflege bis zu Pflegedien­sten, haushaltsn­ahen Diensten oder der Wohn- und Pflegebera­tung.“

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FOTOS (3): CHRISTIAN BEIER Sportangeb­ote für Senioren wie der Bewegungsp­arcours an der Trasse waren ebenso Thema wie das Interesse an Veranstalt­ungen – etwa beim Generation­en-Sportfest im Walder Stadion oder im Karneval.
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