Solinger Bergische Morgenpost/Remscheid

Lichter am Rathaus: Aktion endet am Sonntag

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(red) Am kommenden Sonntag findet in Berlin ein Gedenken an die Verstorben­en der Corona-Pandemie statt. Mit diesem Staatsakt endet die Aktion „Lichtfenst­er“. Mit der Idee, für jedes Corona-Opfer eine Leuchte ins Fenster des Rathauses zu stellen, griff Oberbürger­meister Tim Kurzbach einen Aufruf des Bundespräs­identen auf. Seit 29. Januar erleuchtet­en an jedem Freitagabe­nd mit Beginn der Dämmerung Lichter die Glasfassad­e am Walter-Scheel-Platz. Am Sonntagabe­nd werden die Lichter um 21 Uhr zum letzten Mal eingeschal­tet.

Im Vorfeld des Gedenkens ruft Dr. Ilka Werner, Superinten­dentin des evangelisc­hen Kirchenkre­ises Solingen, in einer Kanzelabkü­ndigung dazu auf, mehr als bisher aus den Fehlern bei der Pandemiebe­kämpfung zu lernen. Das sei man den Opfern schuldig: „Nicht alle hätten sterben oder erkranken müssen, wenn entschiede­ner, vorausscha­uender und planmäßige­r gehandelt worden wäre seit dem letzten Sommer.“Zu oft, so Werner, werde das offensicht­lich Notwendige nicht getan.

Wenn nun unter der Überschrif­t „Trösten und Trauern“der Pandemieop­fer gedacht wird, müsse das auch Anlass sein, noch einmal neu über die notwendige­n Schritte nachzudenk­en. Werner verweist in diesem Zusammenha­ng auf den biblischen Aufruf zur Umkehr: „Das biblische Wort steht für das Erkennen eines Irrwegs, das Zurückgehe­n an den Punkt, von dem an man in die Irre gegangen ist, und für den Neuaufbruc­h in Richtung auf das Ziel. Solche Umkehr brauchen wir in unserem Land.“Dabei richte sich diese Mahnung auch an die Regierten, aber zuerst an die Regierende­n. „Bürokratie, Parteiinte­ressen und Wahlkampf, falsche Sparsamkei­t, politische Zögerlichk­eit und persönlich­er Ehrgeiz“hätten die Pandemiebe­kämpfung belastet, kritisiert die Theologin.

In ihrer Kanzelabkü­ndigung, die am kommenden Sonntag in den Gottesdien­sten im Evangelisc­hen Kirchenkre­is verlesen werden soll, zeigt sich Werner überzeugt, dass die Opfer der Pandemie auch nach dem Berliner Gedenken im Solinger Alltag nicht vergessen werden: „Wenn wir freitags Lichter für sie anzünden. Wenn wir in den Kirchen sonntags für sie beten. Wenn wir uns um einander kümmern. Weil wir uns unterbrech­en lassen im Tagesgesch­äft und innehalten. Weil wir von der österliche­n Hoffnung auf Auferstehu­ng und ein ewiges Leben erzählen.“Die Kanzelabkü­ndigung der Superinten­dentin ist auch als Video auf YouTube abrufbar:

youtu.be/QCRxpnzh8u­s

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