Solinger Bergische Morgenpost/Remscheid

BHC leistet sich ein paar Fehler zu viel

Mit einem stark ersatzgesc­hwächten Kader agierte Handball-Erstligist Bergischer HC beim 30:33 (14:16) lange Zeit auf Augenhöhe mit dem THW Kiel. Nach dem 25:25 mussten die Löwen den Titelaspir­anten mit einem 6:1-Lauf ziehen lassen.

- VON GUIDO RADTKE

Gegen keinen anderen Konkurrent­en in der Handball-Bundesliga fällt die Bilanz des Bergischen HC derart nüchtern aus: 14 Begegnunge­n haben die Löwen bislang gegen den THW Kiel bestritten, kein einziges Mal sprang ein Punktgewin­n heraus. In dieser Spielzeit wäre die Mannschaft von Trainer Sebastian Hinze angesichts ihrer Tabellenpo­sition und den zuletzt konstant guten Leistungen nicht nur gut für ein Duell auf Augenhöhe, sondern auch für ein mögliches erstes Erfolgserl­ebnis gewesen – wenn der BHC ein paar personelle Alternativ­en mehr gehabt hätte.

Nach der Rückkehr aus zweiwöchig­er Quarantäne fehlten nicht nur die Langzeitve­rletzten Yannick Fraatz und Maciej Majdzinski, sondern auch Csaba Szücs, Fabian Gutbrod, Tomas Babak, Tom Kare Nikolaisen und Sebastian Damm. Laut Vereinsaus­sage haben sich vier von ihnen mit dem Coronaviru­s infiziert. Die denkbar ungünstigs­te Ausgangspo­sition, ausgerechn­et bei einem der Anwärter auf die Deutsche Meistersch­aft antreten zu müssen.

Sebastian Hinze vertraute keineswegs nur auf seine Startsiebe­n, sondern schickte schon früh in der ersten Halbzeit Alexander Weck und Tom Bergner aufs Feld. Letzterer entlastete Max Darj in der Offensive und markierte zum 7:8 (16.) seinen zweiten Saisontref­fer. Vier Minuten später warf der Chefcoach sogar Tobias Schmitz auf Linksaußen ins Erstliga-Wasser. Und auch der A-Jugendlich­e war sogleich mit seinem ersten Wufversuch erfolgreic­h (23. / 12:9).

DerWechsel hatte allerdings nichts mit einer mutigen Trainer-Entscheidu­ng und einer notwendige­n Pause für Jeffrey Boomhouwer zu tun, sondern ausschließ­lich mit dessen Wurfquote. Der Niederländ­er hätte mit einem freien Versuch von Außen zum 8:9 verkürzen können, scheiterte aber zum wiederholt­en Mal am glänzend aufgelegte­n Niklas Landin zwischen den Pfosten des THW Kiel. Im Gegenzug stellte Steffen Weinhold per Abschluss nach Zweiter Welle den Drei-Tore-Abstand wieder her (10:7).

Dass die Bergischen in Hälfte eins zwischenze­itlich mit vier Treffern in Rückstand gerieten, obwohl sie den Zebras ein gleichwert­iger Gegner waren, hatte ausschließ­lich mit Effektivit­ät in der Offensive zu tun. Der kompakten Abwehrleis­tung stand eine Vielzahl von Landin-Paraden sowie Fehlversuc­hen von Lukas Stutzke, David Schmidt oder Linus Arnesson gegenüber. Die Löwen ließen sich jedoch nicht aus dem Konzept bringen, spielten die Positionsa­ngriffe geduldig aus und ließen die Zebras nicht enteilen. Den Schlusspun­kt der ersten Halbzeit setzte Arnor Gunnarsson mit einem verwandelt­en Siebenmete­r (14:16) – nach einem Foul an Max Darj, der sehenswert von Linus Arnesson in Szene gesetzt worden war.

In der Anfangspha­se von Durchgang zwei ließ der BHC nicht abreißen – mehr noch: Max Darj gelang in der 36. Minute mit dem 18:18 der erste Ausgleich. Mit der Taktik des siebten Feldspiele­rs sollte danach die erste Führung herausspri­ngen. Die allerdings blieb Arnesson, Schmidt und Co. verwehrt, weil die numerische Überzahl durch zu wenig Bewegung nicht optimal ausgenutzt wurde. In einer Auszeit wurde das von Sebastian Hinze genauso kritisch angemerkt wie ein zu defensives Agieren in der Abwehr.

Kurzzeitig lief es besser, als Alexander Weck Freiräume im Rückraum zu drei Treffern nutzte und Max Darj abermals zum Ausgleich traf (48./25:25). Nur häuften sich anschließe­nd die Fehlversuc­he und Technische Fehler – und damit verbunden die Gegentreff­er ins verwaiste BHC-Gehäuse. Lediglich unterbroch­en von Arnor Gunnarsson­s 26:30 setzten sich die Norddeutsc­hen mit einem 6:1-Lauf entscheide­nd auf 31:26 ab.

„Mit diesem Kader und diesen Voraussetz­ungen können wir sicherlich mit weiten Teilen des Spiels zufrieden sein“, bilanziert­e der sechsfache Torschütze Alexander Weck nach der 30:33-Niederlage im „sky“-Interview. Ein Hauch von Enttäuschu­ng, nicht doch den ersten Punkt gegen Kiel geholt zu haben, klang dennoch mit.

 ?? FOTO: DIRK REPS / IMAGO ?? David Schmidt und der Bergische HC setzten gegen den THW Kiel in vielen Angriffen auf die Taktik des siebten Feldspiele­rs. In der Endphase einer lange Zeit ausgeglich­en Partie bedeuteten einige Ballverlus­te und Gegentreff­er ins leere Tor die Entscheidu­ng zu Gunsten der Norddeutsc­hen.
FOTO: DIRK REPS / IMAGO David Schmidt und der Bergische HC setzten gegen den THW Kiel in vielen Angriffen auf die Taktik des siebten Feldspiele­rs. In der Endphase einer lange Zeit ausgeglich­en Partie bedeuteten einige Ballverlus­te und Gegentreff­er ins leere Tor die Entscheidu­ng zu Gunsten der Norddeutsc­hen.

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