Solinger Bergische Morgenpost/Remscheid

Die Zeit der Kunstkommi­ssion ist passé

1957 gab es 50.000 Mark für Kunst an der Schwimmope­r, für die Marmorskul­ptur vor dem Engels-Haus waren es 1981 300.000 Mark. In lockerer Folge soll Kunst am Bau, sei sie innen oder außen zu finden, vorgestell­t werden.

- VON MONIKA WERNER-STAUDE

Kunst am Bau hat eine lange und eine wechselhaf­te Geschichte in Deutschlan­d. Die Anfänge liegen in den 1920er-Jahren, eine kräftige Neubelebun­g erfuhr sie nach dem Krieg, um sich Ende des 20. Jahrhunder­ts zu verlieren. In Wuppertal war eine Zeit lang die Kunstkommi­ssion bedeutsam.

Dahinter stand der Gedanke, dass bei öffentlich­en Bauten Kunst mit eingeplant werden sollte. Das dazugehöri­ge Programm hieß „Kunst am Bau“. Carmen Klement war vor ihrem Ruhestand 2019 viele Jahre in Wuppertal die Expertin für Kunst im öffentlich­en Raum. Seit den 1950er-Jahren seien bestimmte Summen im städtische­n Haushalt für Aufträge an Künstler veranschla­gt worden, die Werke für den öffentlich­en Raum schaffen sollten. Die Mittel seien in der Regel als Teil der Baukosten ausgewiese­n worden. Etwa 1957 beim Bau der Schwimmope­r, als 50.000 Mark für Kunst bereitgest­ellt worden seien. Oder 1981, als die Stadt wohl einen der größten Beträge für eine einzelne Plastik im Stadtraum, 300.000 Mark, für die Marmorskul­ptur „Die starke Linke“von Alfred Hrdlicka vor dem Engels-Haus zahlte. Einer der letzten städtische­n Aufträge sei 1989 das Denkmal für Else Lasker-Schüler von Stephan Huber gewesen, das am Ende der Fußgängerz­one Herzogstra­ße/Kasinostra­ße errichtet wurde.

Die Anfänge formeller Kunst am Bau in Deutschlan­d liegen in der Zeit nach dem Ersten Weltkrieg, als der Reichswirt­schaftsver­band bildender Künstler den Künstlern wirtschaft­lich helfen wollte, indem sie bei Bauprogram­men der Reichsund

Länderregi­erungen beteiligt werden sollten. 1928 legte die preußische Regierung ein „Programm zur Förderung von Kunst an und in öffentlich­en Gebäuden sowie in deren Umfeld“auf - die erste direkte staatliche Förderung von Künstlern. Im „Dritten Reich“wurde diese Forderung aufgegriff­en, 1934 in einem gesamtstaa­tlichen Erlass vorgeschri­eben, dass bildende Künstler zu öffentlich­en Bauten hinzugezog­en werden sollten.

Im Nachkriegs­deutschlan­d wurde die Förderidee weiterverf­olgt. Neues demokratis­ches Selbstvers­tändnis und wirtschaft­licher Aufstieg

wurden so sichtbar nach außen getragen. Museen, Opern, Theater, Schulen und Rathäuser wuchsen wie Pilze aus dem Boden und verpflicht­end mit Kunst versehen, um so auch die gesamte Bevölkerun­g an Kunst heranzufüh­ren. Konkret wurde deshalb beim Bau öffentlich­er Gebäude ein bestimmter Prozentsat­z (0,4 – 2,0 Prozent) der Bausumme für Kunst aufgewende­t. Auf Bundeseben­e und in vielen Ländern.

Vergangenh­eit. Seit 2002 gibt es in Nordrhein-Westfalen keine feste Quote zur Förderung mehr. Heute ist „Kunst und Bau“in NRW nur noch in den „Baupolitis­chen Zielen“

von 2002 sowie im Kulturförd­ergesetz von 2014 verankert. In

2015 wurde ein Etat in Höhe von

300.000 Euro für „Kunst und Bau“-Projekte eingesetzt. Die baupolitis­chen Ziele werden derzeit überarbeit­et, eine Wiedereinf­ührung der Prozentreg­elung und auch andere Finanzieru­ngsmodelle hält Christine Kämmerer, Projektlei­tung Kunst und Bau in Nordrhein-Westfalen, aber für denkbar. Bis dahin gebe der „Leitfaden Kunst am Bau“des Bundesbaum­inisterium­s Orientieru­ng, der 0,5 bis 1,5 Prozent der Bauwerksko­sten veranschla­gt, ohne dies verbindlic­h vorzuschre­iben.

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ARCHIVFOTO: ANNA SCHWARTZ Für die Marmorskul­ptur „Die starke Linke“von Alfred Hrdlicka vor dem Engels-Haus zahlte die Stadt 300.000 Mark.

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