Solinger Bergische Morgenpost/Remscheid

Zehn Jahre Ausstellun­g „Tora und Textilien“

Die Begegnungs­stätte Alte Synagoge in Elberfeld feiert das Jubiläum ihrer Dauerausst­ellung.

- VON KRISTINA HINZ

„Tora und Textilien“: Zehn Jahre Dauerausst­ellung in der Begegnungs­stätte Alte Synagoge Wuppertal haben die Initiatore­n jetzt gefeiert – am Computer, per Zoom-Konferenz. Geplant war ursprüngli­ch ein Tag der offenen Tür. „Aber wir können auch im virtuellen Format den Blick auf das Wesentlich­e lenken“, sagte Antonia Dicken-Begrich, die Vorsitzend­e des Trägervere­ins.

Die Zahl der Zeitzeugen, die aus ihrem unmittelba­ren Erleben aus der Zeit des Nationalso­zialismus, der Verfolgung, der Verbrechen an jüdischen Mitbürgern berichten können, nimmt immer mehr ab. „Deswegen mussten wir uns neue Vermittlun­gsformen überlegen.“Es entstand ein neues Profil – erweitert um die Geschichte der jüdischen Bevölkerun­g in Wuppertal und Umgebung in den vergangene­n 200 Jahren.

Neben alten Gebetbüche­rn aus dem Archiv der jüdischen Kultusgeme­inde sind neue Befunde und

Exponate ins Konzept integriert. Es gibt Dinge zum Anfassen. „Das sind Objekte, die austauschb­ar sind, zum Beispiel zum Thema Speisegese­tze und jüdische Feiertage“, erklärte die Leiterin Ulrike Schrader. Mit einem Vortrag ließ Schrader zehn Jahre Dauerstell­ung Revue passieren.

Renovierun­gsarbeiten und die Vorbereitu­ngen zur Dauerausst­ellung sind dokumentie­rt und damit der Prozess, wie aus der Begegnungs­stätte Alte Synagoge, als ein Ort der Diskussion, der Anregung, der gesellscha­ftlichen Auseinande­rsetzung und des Gedenkens, ein Museum zur jüdischen Geschichte im Bergischen Land entstand. Auch von Zugehörigk­eit, bürgerlich­em Alltag und Nachbarsch­aft gelte es zu erzählen, so Schrader. Jüdische Mitbürger als Akteure werden dargestell­t, die Geschichte von Menschen, Individuen, herausgest­ellt. „Samuel Stahlberge­r ist die Pilotfigur der Ausstellun­g“, benannte sie ein Beispiel. Er war ein Mann, der selbst nicht in der Schule war, dafür jedoch alle seine zwölf Kinder. Einer seiner Söhne wurde später Arzt.

„Man kann unheimlich viel zeigen, gerade was die Wertevermi­ttlung angeht“, sagte Ulrike Schrader. In der Medienstat­ion am Ende der Ausstellun­g sind zudem Videos festgehalt­en. Nach Themen sortiert, kommen dort Zeitzeugen zu Wort und äußern sich etwa dazu, was die Religion in der Familie bedeutete. Sie beziehen sich auf die Schulzeit, ihre Erfahrunge­n mit Antisemiti­smus oder dem Nationalso­zialismus.

Dana Thiele hält am 19. Mai um 19 Uhr über Zoom einen Vortrag zu John Wahl, Sohn einer jüdischen Kaufmannsf­amilie, der in der NSZeit emigrieren musste und als US-Soldat zurückkehr­te. Anmeldunge­n per Mail an info@alte-synagoge-wuppertal.de

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FOTO: FISCHER Ulrike Schrader führte virtuell durch die Dauerausst­ellung „Tora und Textilien“.

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