Solinger Bergische Morgenpost/Remscheid
Zehn Jahre Ausstellung „Tora und Textilien“
Die Begegnungsstätte Alte Synagoge in Elberfeld feiert das Jubiläum ihrer Dauerausstellung.
„Tora und Textilien“: Zehn Jahre Dauerausstellung in der Begegnungsstätte Alte Synagoge Wuppertal haben die Initiatoren jetzt gefeiert – am Computer, per Zoom-Konferenz. Geplant war ursprünglich ein Tag der offenen Tür. „Aber wir können auch im virtuellen Format den Blick auf das Wesentliche lenken“, sagte Antonia Dicken-Begrich, die Vorsitzende des Trägervereins.
Die Zahl der Zeitzeugen, die aus ihrem unmittelbaren Erleben aus der Zeit des Nationalsozialismus, der Verfolgung, der Verbrechen an jüdischen Mitbürgern berichten können, nimmt immer mehr ab. „Deswegen mussten wir uns neue Vermittlungsformen überlegen.“Es entstand ein neues Profil – erweitert um die Geschichte der jüdischen Bevölkerung in Wuppertal und Umgebung in den vergangenen 200 Jahren.
Neben alten Gebetbüchern aus dem Archiv der jüdischen Kultusgemeinde sind neue Befunde und
Exponate ins Konzept integriert. Es gibt Dinge zum Anfassen. „Das sind Objekte, die austauschbar sind, zum Beispiel zum Thema Speisegesetze und jüdische Feiertage“, erklärte die Leiterin Ulrike Schrader. Mit einem Vortrag ließ Schrader zehn Jahre Dauerstellung Revue passieren.
Renovierungsarbeiten und die Vorbereitungen zur Dauerausstellung sind dokumentiert und damit der Prozess, wie aus der Begegnungsstätte Alte Synagoge, als ein Ort der Diskussion, der Anregung, der gesellschaftlichen Auseinandersetzung und des Gedenkens, ein Museum zur jüdischen Geschichte im Bergischen Land entstand. Auch von Zugehörigkeit, bürgerlichem Alltag und Nachbarschaft gelte es zu erzählen, so Schrader. Jüdische Mitbürger als Akteure werden dargestellt, die Geschichte von Menschen, Individuen, herausgestellt. „Samuel Stahlberger ist die Pilotfigur der Ausstellung“, benannte sie ein Beispiel. Er war ein Mann, der selbst nicht in der Schule war, dafür jedoch alle seine zwölf Kinder. Einer seiner Söhne wurde später Arzt.
„Man kann unheimlich viel zeigen, gerade was die Wertevermittlung angeht“, sagte Ulrike Schrader. In der Medienstation am Ende der Ausstellung sind zudem Videos festgehalten. Nach Themen sortiert, kommen dort Zeitzeugen zu Wort und äußern sich etwa dazu, was die Religion in der Familie bedeutete. Sie beziehen sich auf die Schulzeit, ihre Erfahrungen mit Antisemitismus oder dem Nationalsozialismus.
Dana Thiele hält am 19. Mai um 19 Uhr über Zoom einen Vortrag zu John Wahl, Sohn einer jüdischen Kaufmannsfamilie, der in der NSZeit emigrieren musste und als US-Soldat zurückkehrte. Anmeldungen per Mail an info@alte-synagoge-wuppertal.de