Solinger Bergische Morgenpost/Remscheid
Bei Pina Bausch endet die Karriere nicht mit Mitte 30
(mws) Eigentlich mache sie sich keine Gedanken über das Alter, erzählt Tsai-Wei Tien. „Tänzer können jedes Alter haben. Das Stück muss nur zum jeweiligen Alter passen.“
35 Jahre zählt die gebürtige Taiwanesin, die seit 2015 der Compagnie des Tanztheaters Pina Bausch angehört. Der einzigen in Deutschland, die ein Ensemble aus Künstlern im Alter von 23 bis
64 Jahre hat. Erfahrungen und Wissen der Älteren wertschätzt, weil die die Stücke noch mit der Choreografin selbst erarbeitet haben. In der Coronakrise herrscht Stillstand, haben Überlegungen über berufliche Perspektiven und Veränderungen mehr Platz.
„Ein Jahr im Tanz zählt wie fünf normale“, sagt Milan Nowoitnick Kampfer (31). In der klassischen Tanzwelt bedingen der hohe physische Anspruch und mehr oder weniger deutlich ausgesprochene Regeln,
dass Tänzer mit Mitte/Ende 30 sich eine andere Arbeit suchen müssen. Früh- oder Grundrenten oder den Anspruch auf Umschulung gibt es nicht. Kampfer macht derzeit den Master im Kultur-Management, erschließt sich weiter seine zweite künstlerische Leidenschaft, die der Landschafts- und Kunstfotografie gilt.
Intendantin Bettina Wagner-Bergelt hat schon etliche Tanzkarrieren erlebt, die zwischen 30 und 40 Jahren endeten. Da ist es wichtig, dass geholfen wird. Durch Gremien wie die Stiftung Tanz, durch Förderprojekte wie den „Tanzplan Deutschland“(2005 bis 2010), aber auch durch Direktoren, die beraten. Auch in der Wirtschaft seien Tänzer und Tänzerinnen sehr gefragt - wegen ihrer Disziplin, Mehrsprachigkeit oder einfach, weil sie gewohnt sind, hart zu arbeiten, sagt die Intendantin.
„Tänzer können jedes Alter haben. Das Stück muss nur zum jeweiligen Alter passen“
Tsai-Wei-Tien Tanzkünstlerin