Solinger Bergische Morgenpost/Remscheid
Windbrecher mit Aufenthaltsqualität
Abriss der Pavillons auf der Alleestraße
Maßnahmen seien „unverhältnismäßig“und „nicht zielführend“. Änderungsanträge werden angekündigt und eine „Expertenanhörung“wird eingefordert. Wir haben ja Zeit genug! Bis das Gesetz in Kraft treten kann, von Ende der nächsten Woche ist die Rede, können ruhig noch viele weitere Hundert Menschen sterben und die Uniklinik Köln kann schon mal mit der Triage beginnen.
Das politische Versagen in dieser Krise hat ein Ausmaß angenommen, welches ich mir nicht habe vorstellen können. Und sich vor diesem Hintergrund über eine nächtliche Ausgangssperre in Remscheid aufzuregen, die zunächst für wenige Tage festgelegt worden ist, zeugt davon, dass man die dramatische Situation immer noch nicht begriffen hat. Was für ein fürchterliches Opfer wird erbracht, wenn man mal für einige Tage in Remscheid in der Nacht nicht auf die Straße darf! Opfer bringen seit Monaten die Pflegekräfte und Ärzte auf den Intensivstationen und nicht diejenigen, die mal auf den nächtlichen Spaziergang verzichten müssen. Übrigens: Was für die Universitätsklinik Köln gilt, gilt auch bald für das Remscheider Sana. Bei einer Inzidenz von 327,8 keine Überraschung.
Ich habe es erlebt, wie die Pavillons auf der Remscheider Alleestraße zur optischen Auflockerung für viel Geld aufgestellt wurden. Als Nebeneffekt sind sie auf der ewig zugigen Meile Windbrecher mit Aufenthaltsqualität in ihrem Windschatten.
Jetzt sollen sie nach dem Willen anderer Planer wieder für viel Geld abgerissen werden. Weil dann wieder ein langer öder Streifen das Auge stört, werden sicher wieder andere Maßnahmen für viel Geld die Funktion der Pavillons übernehmen. „Rin in die Kartoffeln, raus aus die Kartoffeln.“
Manfred Zenk Ringstraße 97