Solinger Bergische Morgenpost/Remscheid
Müngstener Brücke bekommt Denkmal
In der kommenden Woche gibt es auf den Gleisen zwischen Solingen und Remscheid eine Sperrung. Der Grund: Ein Stück der Fahrbahn wird von Remscheid nach Schaberg gebracht, wo es fortan als Brücken-Denkmal stehen wird.
Rund acht Jahre, nachdem die umfangreichen Sanierungsmaßnahmen an der Müngstener Brücke ihren Anfang genommen haben, biegen die beteiligten Bauarbeiter langsam aber sicher auf die Zielgerade ein. So sollen die abschließenden Arbeiten am Rostschutz für das Baudenkmal zwischen Solingen und Remscheid in Bälde abgeschlossen sein. Und auch sonst stehen die Zeichen in Müngsten auf Aufbruch. Denn in der nächsten Woche will die Deutsche Bahn AG als Eigentümerin des 107 Meter hohen Stahlkolosses der Brücke noch eine ganz besondere Ehre erweisen.
So plant der Konzern, das Bauwerk in der Nacht von Donnerstag auf Freitag kurzfristig zu sperren, um ein Stück der alten Fahrbahn an einen neuen Ort zu transportieren. Dabei soll das historische, 25 Tonnen schwere Element in einer Größe von acht mal einem Meter aus seiner bisherigen Position auf der Remscheider Seite der Brücke herausgehoben werden – und anschließend in den Bereich des Bahnhofs Schaberg auf Solinger Stadtgebiet gebracht werden, wo es zukünftig als ein Brücken-Denkmal aufgestellt werden wird.
Dies hat ein Sprecher der Deutschen Bahn in dieser Woche bekannt gegeben. „Die Sperrung der Brücke ist notwendig, weil das Fahrbahn-Teil auf einen Zug gehoben wird, der daran anschließend in Richtung Solingen fahren wird“, sagte der Sprecher. In Schaberg, so der Bahn-Sprecher, stehe dann ein schwerer Straßenkran bereit, der das Element schließlich auf seinen endgültigen Standort auf einer freien Fläche neben den Schienen bugsieren werde.
In der Summe wird für die Demontage des Fahrbahn-Stücks, seine Verladung auf den erwähnten Zug sowie das Abladen und Positionieren in Schaberg seitens der Bahn-Fachleute mehr als eine Stunde veranschlagt. Aus diesem Grund ist es notwendig, das gesamte Bauwerk zu sperren. Initiiert wurde das Denkmal sowohl von der Bahn, als auch von Mitgliedern eines Vereins, der sich nach Angaben des Konzerns bereits seit Jahren für das Wahrzeichen des Bergischen Landes stark engagiert.
Ein Engagement, das auch im Solinger Rathaus geschätzt wird. So begrüßte die Stadt die Aufstellung des Denkmals jetzt noch einmal ausdrücklich. „Das ist eine gute Idee“, sagte eine Stadtsprecherin am Freitag. Zwar habe die Stadt selbst mit dem Denkmal nichts zu tun. Gleichwohl sei die geplante Maßnahme aber schon länger bei den zuständigen Beamten der Verwaltung bekannt, habe es im Vorfeld doch einiger Abstimmungen zwischen Bahn und Stadt bedurft.
Tatsächlich erhoffen sich die Verantwortlichen im Rathaus von
dem neuen Denkmal durchaus einen Schub für ein noch weit größeres Projekt rund um die Müngstener Brücke. Denn schließlich bemühen sich die drei bergischen Großstädte Solingen, Remscheid und Wuppertal sowie die Deutsche Bahn AG unter Federführung der Klingenstadt bereits seit geraumer Zeit darum, das bergische Wahrzeichen gemeinsam mit ähnlichen Brücken in anderen europäischen Ländern zum UNESCO-Weltkulturerbe erklären zu lassen.
Wobei die Bemühungen, für den Stahlkoloss über dem Tal der Wupper und die fünf Partner-Brücken in Portugal, Frankreich und Italien in einigen Jahren eine der begehrten Eintragungen auf der Liste der UNESCO-Weltkulturerben zu erreichen, mittlerweile recht weit fortgeschritten sind – und gerade das laufende Jahr 2021 zu einer der entscheidenden Wegmarken im gesamten Bewerbungsprozess werden könnte.
Ziel ist es, im Oktober die ersten Hürden zu nehmen. So wird für diesen Zeitpunkt die Entscheidung darüber erwartet, welche drei Welterbe-Vorschläge das Land NRW anmeldet. 2023 wiederum trifft die Kultusministerkonferenz ihren Beschluss zu den deutschen Vorschlägen. Und im Januar 2024 soll dann die neue Tentativliste bei der UNESCO eingereicht werden, ehe im Jahr 2025 schließlich das erste Projekt der Liste als zukünftiges Welterbe angemeldet wird.
Ein erster Anlauf zur Erlangung des Welterbe-Status war vor einigen Jahren gescheitert. Damals war die Müngstener Brücke noch alleine angetreten.