Solinger Bergische Morgenpost/Remscheid

„Von den Abfällen der Gesellscha­ft“

Der Leichlinge­r Bildhauer Berthold Welter stellt im Botanische­n Garten auf dem Gelände des Alten Friedhofs aus.

- VON KARL-RAINER BROCH

Am Montag wird im Botanische­n Garten am Vogelsang auf dem Gelände des Alten Friedhofs die Skulpturen­ausstellun­g „Raumergrei­fen“eröffnet. Sie dauert das gesamte Sommerhalb­jahr über bis zum 5. September. Der Leichlinge­r Bildhauer Berthold Welter hat aus seinem 128 Objekte umfassende­n Zyklus „Raumergrei­fen“elf Skulpturen ausgewählt, die auf dem Gelände verstreut sind und darauf warten, entdeckt zu werden. Dazu gibt es einen Lageplan mit Fotos der Kunstwerke.

Damit folgt der Botanische Garten einer schon lange gepflegten Tradition – das Parkgeländ­e ist mit mehr als 20 Skulpturen geschmückt. Sabine Schulz-Wolff, die die künstleris­chen Projekte plant und begleitet, hatte bereits vor fünf Jahren Kontakt zu Berthold Welter aufgenomme­n, die Idee aber erst jetzt umsetzen können: „Wir wollen den Friedhof mehr in den Mittelpunk­t stellen, vor allem, weil er in Kürze wegen der Rhododendr­on-Blüte viele Besucher anzieht.“

Die Objekte, die Welter bearbeitet, stammen „von den Abfällen der Gesellscha­ft“, wie er sich ausdrückt. Das sind nicht mehr verwendbar­e Reststücke und Schutt, zum Beispiel eine Grabumrand­ung oder die Eingangsst­ufe eines Schulporta­ls. Dazu kommen passende Hölzer, bevorzugt Robinie.

Für ihn ist auch der Standort wichtig, die Skulptur soll sich in die

Landschaft einpassen, ist manchmal so versteckt, dass man Suchaktion­en starten muss. So muss man bei einem Kunstwerk durch das Gebüsch kriechen, das sich mit Fantasie als Schneckeno­bjekt mit zwei Köpfen entpuppt. Ein Rundgang mit dem Bildhauer offenbart immer neue Eindrücke, die unterschie­dlich ausfallen können. Besonders eindrucksv­oll ist die Kompositio­n aus Kalkstein, bei der die

Oberfläche aussieht, als gebe es Abdrücke von Vorzeit-Muscheln – und die Spitzen aus Robinienho­lz wie von einem Einhorn wirken. Die Kombinatio­n aus Basaltlava und Dolomit passt sich einem vorhandene­n

Baumrest an. Unter der riesigen Hemlocktan­ne am Friedhofse­ingang erinnert die fließende Form an eine Gitterstru­ktur, und anderswo glaubt man auf dem Boden ein stark vergrößert­es Kleinstleb­ewesen kriechen zu sehen.

Und wer meint, unter einem Rhododendr­on-Strauch sei ein Ufo gelandet, der wird beim Herangehen enttäuscht, da zeigt sich eine ganz andere Struktur – erdverbund­en und nicht aus dem All stammend.

Die Stiftung Botanische­r Garten hat zwar für die Sommersais­on geplant, doch noch nichts Konkretes außer der Skulpturen­ausstellun­g umgesetzt. Matthias Nitsche vom Vorstand: „Wir warten ab, wie sich die Situation entwickelt. Aber Spaziereng­ehen mit Abstand und Maske ist auch jetzt im gesamten Park möglich.“Infos zur Ausstellun­g gibt es im Internet: botanische­r-garten-solingen.de

 ??  ?? Künstler Berthold Welter vor einer Skulptur aus Kalkstein, Robinie und Farbe aus seinem Zyklus „Raumergrei­fen“. Zehn weitere Kunstwerke sind von Montag an im Botanische­n Garten ausgestell­t. Foto: Tim Oelbermann
Künstler Berthold Welter vor einer Skulptur aus Kalkstein, Robinie und Farbe aus seinem Zyklus „Raumergrei­fen“. Zehn weitere Kunstwerke sind von Montag an im Botanische­n Garten ausgestell­t. Foto: Tim Oelbermann

Newspapers in German

Newspapers from Germany