Solinger Bergische Morgenpost/Remscheid
Naturgeschichten mit passender Kulisse
Wie schön, geheimnisvoll und inspirierend der Wald ist, zeigten Martina Hörle, Annette Oppenlander, Kay Ganahl und Andreas Erdmann vom Freien Deutschen Autorenverband (FDA) am Sonntagvormittag bei einer digitalen Lesung. Da die ursprünglich geplante Veranstaltung in einem Tagungshotel wegen Corona „in letzter Minute“, wie Ganahl schreibt, abgesagt wurde, verlegten die Autoren ihre Lesung kurzerhand mitten ins Thema: in den Wald.
Ans Geländer des Müngstener Diederichstempels gelehnt, nahm zum Beispiel Martina Hörle ihre Zuhörer hinein in ihre fantastischen Erzählungen über Elfen, Kobolde, Hexen und kräuterkundige Weiblein. Annette Oppenlander erinnerte in Ausschnitten ihres Buches „47 Tage“an die abenteuerliche Flucht ihres Vaters.
Anstatt sich 1945 von Solingen aus der Hitlerjugend in Marburg anzuschließen, suchte er mit einem Freund in den bergischen Wäldern Zuflucht. Angst vor Entdeckung und Exekution war ihr ständiger Begleiter. Packend las Oppenlander vor der Kulisse frühlingshafter Wupperhänge von den lebensbedrohlichen „Abenteuern“der beiden Jungs, die Hunger und Kälte aushalten mussten, um dem letzten Kriegsgeschehen in Nazi-Deutschland zu entkommen.
Andreas Erdmann, der aktuell wegen der Corona-Pandemie an seinem zweiten Wohnsitz Tirol gestrandet ist, schickte eigene Video-Aufnahmen mit Werken, in denen er sich der waldigen Bergwälder rund um Telfs widmete.
Kay Ganahl moderierte nicht nur die digitale Veranstaltung, sondern ergänzte das Programm mit eigene Texten. Mal philosophisch, mal sachlich in einer Mischung aus Naturund Gesellschaftswissenschaft sowie Geschichte stellte er das Faszinosum Wald vor. Ergänzend dazu machte er mit Fotos Lust auf die nächste Wanderung: Brücken über verwunschen wirkenden Bächen, mit Pilzen bewachsene Baumstämme, weite Lichtungen, kleine Wiesen und schroffe Abhänge zeigten die Vielfalt der vorgestellten Landschaft, die Träume und Fantasien anregt.
Der Kölner Videograf Paulo Borutta machte das Online-Format möglich und lockte mehr als 30 Zuschauer vor die heimischen Bildschirme. „Der Wald – Mythenhort und Sehnsuchtsort“, wie der offizielle Titel der Veranstaltung lautete, gehört zu der FDA-Reihe „Tür an Tür – 3 vor 12“. Gefördert wird die Aktion vom Deutschen Literaturfonds.