Solinger Bergische Morgenpost/Remscheid

Hausbesuch: Olaf Thon ehrt Jubilar

Wolfgang Birker ist seit 50 Jahren Mitglied des FC Schalke 04. Gestern erhielt er die Goldene Ehrennadel überreicht.

- VON PETER KUHLENDAHL

Zwischen 14.30 und

15 Uhr hatte sich der Besuch in Lüttringha­usen angekündig­t. Um

14.35 Uhr fuhr Olaf Thon am Haus des Ehepaars Elke und Wolfgang Birker vor. Mit einem strahlende­n Gesicht stieg er aus dem Wagen und begrüßte den Remscheide­r Jubilar mit einem „Glückauf!“„Glückauf, ich freue mich riesig“, entgegnete Wolfgang Birker. Und sein Grinsen wurde noch breiter, als der Weltmeiste­r von 1990 sagte: „Dies ist mein letzter Termin heute. Ich habe Zeit mitgebrach­t.“„Dann können wir gleich ja auch noch ein Bierchen trinken“, lautete Birkers prompte Reaktion.

Der Fußball-Bundesligi­st geht in diesem Jahr zum ersten Mal einen ganz anderen Weg, um die Mitglieder, die seit 50 Jahren im Club sind, zu ehren. „Normalerwe­ise geschieht dies im großen Rahmen bei der Jahreshaup­tversammlu­ng. In Corona-Zeiten mussten wir uns aber etwas anderes einfallen lassen“, erzählte der Ex-Profi. Klaus Fischer, eine weitere Schalker Legende, und Thon haben nun die Aufgabe übernommen, die aktuellen 21 Jubilare daheim zu besuchen. „Das ist sehr persönlich und eine sehr schöne Sache.“

Zunächst gab es für Elke Birker einen Blumenstra­uß. Ehemann Wolfgang bekam die Goldene Ehrennadel. Dazu gab es noch ein Trikot mit Autogramme­n und eine Einladung. „Beim ersten Spiel, das in der Arena wieder vor Fans stattfinde­n kann, bist du mit einer Begleitper­son auf ganz besonderen Plätzen mit allem Drumherum dabei“, stellte Thon in Aussicht. Allerdings kam er in diesem Zusammenha­ng unweigerli­ch auf ein ganz bitteres Thema zu sprechen: „Die 2. Liga beginnt am

24. und 25. Juli.“

Der Abstieg aus der Bundesliga, der aktuell bereits feststeht, trübte natürlich auch die Stimmung beim

73-jährigen Wolfgang Birker. „Es ist der vierte, den ich mitmachen muss. Dieser Abstieg hat eine lange Vorgeschic­hte. Seit zehn Jahren wurden viele Fehler gemacht, die durch zwischenze­itlich gute Platzierun­gen kaschiert wurden. Es fehlen einfach die Spieler, die sich mit dem Verein richtig identifizi­eren.“

Das war Ende der 1960er-Jahre noch ganz anders. Durch Arbeitskol­legen in der Barmag in Lennep, wo Birker im kaufmännis­chen Bereich arbeitete, fand er den Weg in die damalige Glückauf-Kampfbahn. „Die haben mich einfach mal mitgenomme­n“, erinnerte sich Birker, der schnell vom Schalke-Virus infiziert war und am 1. Dezember 1970 sein Mitgliedsb­uch bekam, das er Olaf Thon stolz präsentier­te.

Wie auch ein Bild, auf dem Birker gemeinsam mit Klaus Fischer abgelichte­t ist. „Das war 1970 am Tag seiner Vorstellun­g, nachdem er von 1860 München nach Schalke gewechselt war.“Später gab es noch ein Autogramm auf das Foto. „Das ist ja unfassbar. Das muss ich Klaus unbedingt zeigen“, sagte Thon, nachdem das Bild mit dem Smartphone abfotograf­iert war.

Und der Schnappsch­uss wird wohl auch den Weg in eine große Dokumentat­ion finden, die über die aktuellen Jubilare gemacht und auf der virtuellen Jahreshaup­tversammlu­ng

im Sommer präsentier­t wird. Derweil hofft Wolfgang Birker, dass er bald wieder seinen Stammplatz in der Arena einnehmen kann. „Seit 2001 habe ich eine Dauerkarte. Und die gebe ich auch nicht mehr her“, betonte Birker, der natürlich wie auch Olaf Thon hofft, dass der Betriebsun­fall „Abstieg“bald wieder behoben ist.

Birker selbst hat übrigens nie Fußball gespielt. „Ich war Läufer und habe 25 City-Marathons absolviert.“Die Marathon-Distanz hatte auch Thon nach seiner Profikarri­ere gemeistert. Einen langen Atem haben also beide. Den braucht man aktuell auf Schalke.

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FOTO: PK Der Remscheide­r Wolfgang Birker freute sich riesig über den Besuch von Olaf Thon am Donnerstag­nachmittag.

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