Solinger Bergische Morgenpost/Remscheid

Wenn Schalke anruft, geht Daniel Redmer nicht ans Telefon

Fußball: Der ehemalige Torjäger trainiert jetzt Kinder beim TSV und setzt dabei auch auf die Vermittlun­g von Werten und Grundtugen­den.

- VON TIMO LEMMER

Daniel Redmer hat sein kleines Stück Fußballglü­ck gefunden. Der 41-Jährige trainiert inzwischen seit anderthalb Jahren den Jahrgang 2014 beim TSV Solingen. Begonnen hatte es wie so oft: Einer der Elternteil­e sollte es machen. Inzwischen hat Redmer riesigen Gefallen an der Aufgabe gefunden. „Für das Alter sind echt ein paar Jungs dabei, die schon sehr, sehr gut mit dem Ball umgehen können“, schwärmt der Coach. Und auch als Vater ist Redmer begeistert, denn Sohn Ben hat augenschei­nlich einiges geerbt: „Er hat tatsächlic­h einen linken Fuß, und auch die Schusstech­nik passt schon ganz gut. Daran ist aber auch Corona nicht ganz unschuldig. Als man im ersten Lockdown quasi nichts machen konnte, sah unser Garten hier in Aufderhöhe aus wie ein reiner Bolzplatz.“

Es ist das, was Redmer an der Arbeit mit Kindern fasziniert: Die Begeisteru­ng für das Spiel, das Ursprüngli­che

– niemand verkörpert das besser als seine 2014er Jungs. In der eigenen Betätigung hat Redmer, der zuletzt 2019/20 mit Michael Becker Trainer bei den Männern des Post SV Solingen war, eben dieses Ursprüngli­che in den vorigen Jahren immens vermisst. Der Ex-Stürmer geht sogar so weit, zu sagen: „Mit dem Seniorenfu­ßball habe ich erstmal abgeschlos­sen. Ich will nicht sagen, dass mir daran komplett die Lust vergangen ist, aber die Zeiten und Charaktere haben sich einfach geändert.“

Eine Anekdote aus seiner Trainerzei­t, die 2014 beim VfB Solingen II begann und ihn später auch zum TSV Solingen führte, stehe nur exemplaris­ch dafür: „Zum Treffpunkt kam mal ein 19-jähriger Spieler, der die Nacht offensicht­lich sonst wo verbracht hat, mit offener Tasche und nur einem Schuh. Er ist dann auf die Suche gegangen und kam zehn Minuten vor dem Anpfiff zurück.“Da er zu dieser Zeit einen Mini-Kader hatte, konnte nicht mal eine Bestrafung her. Redmer: „Als ich angefangen habe, hätten uns damals die älteren Spieler gehörig die Ohren langgezoge­n.“In der heutigen Generation seien gewisse Grundtugen­den – und sei es nur Pünktlichk­eit – nicht mehr so ausgeprägt wie damals: „Ich versuche jetzt, diese Werte, die ich über den Fußball gelernt habe, an die Kinder zu vermitteln. Sei es das Gruppengef­ühl, das man auch außerhalb des Platzes etwas zusammen macht, oder einfach, dass man im Mannschaft­ssport seinen Mitspieler­n gegenüber auch Pflichten hat.“

Dabei denkt Redmer, jahrelang der Goalgetter im Solinger Fußball und bis heute mit unfassbare­r Klebe gesegnet, nicht nur an seine Spieler-Jahre gerne zurück. Mit Bezirkslig­ist TSV Solingen sei er damals zum Beispiel im absolut Guten auseinande­rgegangen: „Da gibt es ja auch Erinnerung­en, die einem niemand mehr nimmt. Wenn ich allein an das Schalke-Spiel denke.“

Als Gewinner eines Preisaussc­hreibens sahnte der TSV unter Redmer ein Heimspiel in der Bundesliga-Arena ab und schlug dann dabei Dormagen 2:0. „Ich glaube, ich bin in der Arena der einzige verlustpun­kt- und gegentorfr­eie Trainer. So einen suchen sie auf Schalke noch heute. Aber bei der Telefon-Vorwahl 0209 gehe ich nicht dran“, flachst Redmer.

Stattdesse­n gehört er jetzt zur Clique vieler (Ex-)Aufderhöhe­r, die regelmäßig auf der Kiefernstr­aße Tennis spielen. So hatte es Redmer, ehe er den Fokus voll auf den weißen Ball gelegt hatte, auch schon in der

Jugend getan. Und auch die letzte, eigene Aktivität im Fußball könnte bei Redmer enden, wenn die pausierte Spielzeit einmal weitergehe­n sollte. Im Hobbyfußba­ll hielt der Knipser bei Birkenweih­er bis zuletzt seinen Ein-Tor-pro-SpielSchni­tt. „Hobbyliga montags war immer toll. Da bist du meistens erst dienstags nach Hause gekommen“, stehen auch im aktuellen BW-Team die Aktivitäte­n rund um den Sport im Fokus. „Aber wenn es mal weitergeht, habe ich vielleicht anderthalb Jahre nicht auf dem Platz gestanden, bin dann 42 Jahre alt. Vielleicht lasse ich es dann allein aus Sicherheit­sgründen lieber sein.“

Zur Person

Geboren am 1. November 1979, war Torjäger Daniel Redmer (unter anderem beim Sport-Ring, VfB oder dem damaligen BSC Aufderhöhe) zuletzt 2018 eine Halbserie Trainer des Post SV. Nach ersten Trainererf­ahrungen beim VfB Solingen II war er 2016 zum TSV Aufderdöhe (heute TSV Solingen) gekommen.

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FOTO: KURT KOSLER Auch in Diensten des VfB Solingen bewies Daniel Redmer Woche für Woche seinen Torhunger.

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