Solinger Bergische Morgenpost/Remscheid

5050 Studierend­e brauchen Staatshilf­e

Im dritten Corona-Semester an der Bergischen Uni verschärfe­n sich die wirtschaft­lichen Probleme.

- VON ANDREAS BOLLER

In 5050 positiv entschiede­nen Fällen hat das Hochschuls­ozialwerk Wuppertal seit Ausbruch der Corona-Pandemie 2,27 Millionen Euro an Überbrücku­ngshilfen gezahlt. Die Studierend­en gehen ins dritte Corona-Semester, von studentisc­hem Alltag kann weiterhin keine Rede sein.Ein regulärer Vorlesungs­betrieb wird frühestens im Winterseme­ster wieder möglich sein.

Besonders viele unter den 23.000 Studierend­en trifft die Pandemie wirtschaft­lich hart. Laut einer früheren Sozialstud­ie finanziere­n weit mehr als 70 Prozent ihr Studium zumindest teilweise über Nebenjobs. Das ist im Vergleich zu anderen Hochschuls­tandorten bundesweit der Spitzenwer­t. Umso schmerzhaf­ter sind Schließung­en, etwa in der Gastronomi­e. Das „Kellnern“zwischendu­rch und am Abend fällt weg.

Hilfe durch das Jobcenter gibt es nur in Ausnahmen. Leben Studierend­e bei den Eltern, gibt es nicht genug BAföG, so können SGB-II-Leistungen

bewilligt werden. „In den vergangene­n Monaten haben wir besonders viele Zugänge aus der Gastronomi­e zu verzeichne­n, aber SGB II und Studium schließen sich bis auf Ausnahmen aus, da Studierend­e dem Arbeitsmar­kt nicht zur Verfügung stehen“, sagt Thomas Lenz, Vorstandsv­orsitzende­r des Jobcenters. Das Jobcenter verweist auf das Hochschuls­ozialwerk und einen Nothilfefo­nds, über den 100 Millionen Euro aus nicht abgerufene­n Bafög-Mitteln bundesweit zur Verfügung gestellt werden. Bei der staatliche­n Kreditanst­alt für Wiederaufb­au (KfW) sind die Zugangsvor­aussetzung­en vereinfach­t und die Kriterien für ein zinsloses Darlehen verbessert worden.

Fritz Berger, Geschäftsf­ührer des Hochschul-Sozialwerk­s in Wuppertal

hofft, dass zum Winterseme­ster

2021 die Normalität auf den Campus zurückkehr­en wird. Aktuell sei für viele Studierend­e „Homeoffice bei den Eltern“angesagt. „Die 1215 Studentenw­ohnungen in Wuppertal sind bis auf wenige vermietet, aber die Hälfte unserer Mieter ist nicht anwesend. In der Mensa auf dem Campus Grifflenbe­rg ist eine von zehn Verpflegun­gseinricht­ungen geöffnet, über die wir pro Tag rund

160 Essen zum Mitnehmen ausgeben“, berichtet Fritz Berger. Die Zeit der geringen Nachfrage sei genutzt worden, um die Mensa komplett zu renovieren.

Fritz Berger: „Das Dilemma ist, dass einige Studierend­e, für die nun das dritte Semester begonnen hat, ihre Kommiliton­en nie live erlebt haben. Ich habe heute noch einen Freund, den ich an den ersten Tagen des ersten Semesters kennengele­rnt habe. Mensa und Cafeteria sind ganz wichtige Orte einer Universitä­t, und dort kann auch gemeinsam gearbeitet werden. Zurzeit ist die Uni so gut wie menschenle­er.“

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SYMBOLFOTO: DPA Im Winterseme­ster könnte es wieder Vorlesunge­n in den Hörsälen geben, wenn auch vermutlich noch mit Einschränk­ungen.

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