Solinger Bergische Morgenpost/Remscheid
5050 Studierende brauchen Staatshilfe
Im dritten Corona-Semester an der Bergischen Uni verschärfen sich die wirtschaftlichen Probleme.
In 5050 positiv entschiedenen Fällen hat das Hochschulsozialwerk Wuppertal seit Ausbruch der Corona-Pandemie 2,27 Millionen Euro an Überbrückungshilfen gezahlt. Die Studierenden gehen ins dritte Corona-Semester, von studentischem Alltag kann weiterhin keine Rede sein.Ein regulärer Vorlesungsbetrieb wird frühestens im Wintersemester wieder möglich sein.
Besonders viele unter den 23.000 Studierenden trifft die Pandemie wirtschaftlich hart. Laut einer früheren Sozialstudie finanzieren weit mehr als 70 Prozent ihr Studium zumindest teilweise über Nebenjobs. Das ist im Vergleich zu anderen Hochschulstandorten bundesweit der Spitzenwert. Umso schmerzhafter sind Schließungen, etwa in der Gastronomie. Das „Kellnern“zwischendurch und am Abend fällt weg.
Hilfe durch das Jobcenter gibt es nur in Ausnahmen. Leben Studierende bei den Eltern, gibt es nicht genug BAföG, so können SGB-II-Leistungen
bewilligt werden. „In den vergangenen Monaten haben wir besonders viele Zugänge aus der Gastronomie zu verzeichnen, aber SGB II und Studium schließen sich bis auf Ausnahmen aus, da Studierende dem Arbeitsmarkt nicht zur Verfügung stehen“, sagt Thomas Lenz, Vorstandsvorsitzender des Jobcenters. Das Jobcenter verweist auf das Hochschulsozialwerk und einen Nothilfefonds, über den 100 Millionen Euro aus nicht abgerufenen Bafög-Mitteln bundesweit zur Verfügung gestellt werden. Bei der staatlichen Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) sind die Zugangsvoraussetzungen vereinfacht und die Kriterien für ein zinsloses Darlehen verbessert worden.
Fritz Berger, Geschäftsführer des Hochschul-Sozialwerks in Wuppertal
hofft, dass zum Wintersemester
2021 die Normalität auf den Campus zurückkehren wird. Aktuell sei für viele Studierende „Homeoffice bei den Eltern“angesagt. „Die 1215 Studentenwohnungen in Wuppertal sind bis auf wenige vermietet, aber die Hälfte unserer Mieter ist nicht anwesend. In der Mensa auf dem Campus Grifflenberg ist eine von zehn Verpflegungseinrichtungen geöffnet, über die wir pro Tag rund
160 Essen zum Mitnehmen ausgeben“, berichtet Fritz Berger. Die Zeit der geringen Nachfrage sei genutzt worden, um die Mensa komplett zu renovieren.
Fritz Berger: „Das Dilemma ist, dass einige Studierende, für die nun das dritte Semester begonnen hat, ihre Kommilitonen nie live erlebt haben. Ich habe heute noch einen Freund, den ich an den ersten Tagen des ersten Semesters kennengelernt habe. Mensa und Cafeteria sind ganz wichtige Orte einer Universität, und dort kann auch gemeinsam gearbeitet werden. Zurzeit ist die Uni so gut wie menschenleer.“