Solinger Bergische Morgenpost/Remscheid
Remigius Rott ermittelt wieder
Oliver Buslau veröffentlicht mit „Bergisches Roulette“seinen elften Kriminalroman.
Die aktuellen Bedrohungen kommen bei ihm nur am Horizont vor. Asiatische Virusepidemien, dumpf röhrende Motoren in schwarzen Clan-Mobilen, Industriebrachen, Fahrradhasser und babyblaue Schwebebahnen, vergessen Sie’s. In Remscheid scheint die Welt noch in Ordnung zu sein.
Das stellt jedenfalls Remigius Rott am Diederichkotten im Lobachtal fest. Der Privatdetektiv als Hauptfigur in „Bergisches Roulette“, des mittlerweile elften bergischen Kriminalromans von Oliver Buslau, kehrt mal wieder für eine Atempause und zum Sammeln entscheidender Informationen nach Remscheid zurück. Bereits vor Jahren hatte er in „Wupper Wut“den Sündennabel der bergischen Welt entdeckt: die Raststätte Remscheid an der Autobahn A1 bot sich durch viele Fluchtwege als Platz für undurchsichtige Verbrechen an. Diesmal scheint es in Remscheid friedlich zu bleiben, während ringsum in der Nachbarschaft das Unheil wütet. Vom gemeuchelten Obdachlosen aus Leichlingen bis hin zur vornehmen Kulturschickeria in Elberfeld, die sich in Gründerzeitvillen bei Canapés gegenseitig ihren erlesenen Geschmack bestätigt – alles hängt irgendwie mit allem zusammen, auch mit dem fast familiären Bordell in Barmen und dem allgegenwärtigem Cybercrime.
Fast schon störend, dass die eigene Hochzeit nicht wie geplant abläuft, sondern lästigerweise der Auslöser für Ermittlungen wird – spätestens nach dem ersten Auftritt von Mister M., entlaufen aus mindestens einem amerikanischem Film Noir, wird klar, dass alles hübsch verschachtelt auf verschiedenen Ebenen abläuft. Natürlich spielt auch Beethoven eine Rolle. Das war nicht anders zu erwarten, ist Oliver Buslau doch in seiner zweiten Profession ein anerkannter Musikjournalist, der schon einiges über Beethoven geschrieben hat – sogar einen Krimi.
Weil man die Orte der Handlung – wie meist bei Regionalkrimis – mit
Lokalkenntnis oder einem Stadtplan nachverfolgen und miterleben kann, werden die Geschichten besonders amüsant – es ist ja nicht nur eine. Moralisches Entsetzen über einen Mord in der blockierten Schwebebahn, knapp vor der Gerichtsinsel, darf gerne geheuchelt werden. Aber abwarten, vielleicht fährt die Bahn ja irgendwann mal wieder?
Falls nicht gerade Ausgangssperre ist, kann man die Wege der handelnden Personen zwischen Fiktion und Realität mit dem Buch in der Hand verfolgen – aber verzichten Sie lieber auf das Fahrrad, wenn es auf die Nordbahntrasse geht . . .
Buch Oliver Buslau: Bergisches Roulette. 336 Seiten, erschienen im Emons-Verlag, 13 Euro (ISBN 978-3-7408-112-9).