Solinger Bergische Morgenpost/Remscheid
HARRO STEINMETZ
Auktionär ist ständig auf Schatzsuche.
Von außen macht das Gebäude an der Merscheider Straße einen unscheinbaren Eindruck. Doch hinter der Fassade erwarten die Besucher teilweise echte Schätze, Sammler- und Liebhaberartikel. Bis zu 1500 Antiquitäten lagern im Solinger Auktionshaus. Zweimal im Jahr finden Versteigerungen statt.
Im vergangenen Jahr feierte die Einrichtung ihr 50-jähriges Bestehen. Detlef Schröder eröffnete sie
1970. Im August 2019 übergab er den Betrieb aus Altersgründen offiziell an Harro Steinmetz. Der
56-Jährige bereitet derzeit die vierte Versteigerung unter seiner Regie vor.
Unter den Hammer kommen beispielsweise Gemälde, Schmuck, Möbel, Porzellan und Bücher. Sie stammen zum überwiegenden Teil aus Nachlässen und Haushaltsauflösungen. „Häufig wissen die Erben nicht, wie wertvoll die hinterlassenen Sachen sind“, erklärt Steinmetz. Auf Wunsch schaut er sich die Situation vor Ort an. Stößt er auf etwas Interessantes, wird ein Vertrag geschlossen. Die Antiquität wird bei der nächsten Auktion angeboten. Findet sich ein Käufer, erhält Steinmetz eine vorab festgelegte Provision. „Nach den Versteigerungen ist es hier wie leer gefegt“, erzählt der 56-Jährige. Die Verkaufsquote liege bei rund 90 Prozent.
Aktuell sind die Regale gefüllt. Wann die nächste Auktion stattfinden kann, steht coronabedingt noch nicht fest. Harro Steinmetz hofft auf Ende Juni. Vor den Veranstaltungen muss ein Katalog mit allen Positionen an die rund 1000 Kunden des Auktionshauses verschickt
werden. Sie kommen aus ganz Deutschland, dem benachbarten Ausland, zum Teil sogar aus Russland.
Zwei Wochen vor der Versteigerung besteht die Möglichkeit, sich die Antiquitäten an der Merscheider Straße anzuschauen. Während der Corona-Pandemie ist das nur mit Termin und unter Berücksichtigung einiger Hygienevorschriften möglich. Die Auktion selbst erstreckt sich über zwei Tage. Zunächst werden die günstigeren Artikel angeboten. Tags drauf kommen die hochpreisigeren Antiquitäten
unter den Hammer. Die Bieter beteiligen sich entweder vor Ort, sind per Telefon zugeschaltet oder haben vorab erklärt, bis zu welchem Gebot sie mitgehen. So kommt Harro Steinmetz auf eine mittlere dreistellige Kundenzahl pro Versteigerung.
Bis zur Übernahme des Solinger Auktionshauses gehörte er noch dazu. Vor knapp 20 Jahren besuchte der gebürtige Erkrather, der in Solingen aufwuchs und lebt, erstmals eine Veranstaltung an der Merscheider Straße. Sein Vater weckte in Steinmetz die Begeisterung für Antiquitäten. Seine Lehre zum Groß- und Außenhandelskaufmann absolvierte er nur, um sein Geschäft eines Tages selbstständig verwalten zu können. Lange war der 56-Jährige als Antiquitätenhändler in der Region unterwegs. Seine jahrzehntelange Erfahrung helfe ihm, rasch zu erkennen, welche Artikel wertvoll sind – und welche nicht.
Einen gewöhnlichen Beruf hat Harro Steinmetz nicht. Dieser Tatsache ist sich der Auktionator und Sachverständige für Antiquitäten bewusst. Tauschen möchte er jedoch keinesfalls. „Da steckt viel Herzblut drin. Man fühlt sich ein wenig wie ein Schatzsucher.“
„Häufig wissen die Erben nicht, wie wertvoll die hinterlassenen Sachen sind.“Harro Steinmetz Auktionator