Solinger Bergische Morgenpost/Remscheid

AKADEMIE IN KÜPPELSTEI­N

Die Corona-Pandemie sorgt dafür, dass in diesem Jahr erstmals virtuell erzählt wird. Die Akademie Remscheid hat ein Programm aus Veranstalt­ungen und Workshops auf die Beine gestellt.

- VON WOLFGANG WEITZDÖRFE­R

Internatio­nales Erzählfest­ival geht digitale Wege.

Alle zwei Jahre verwandelt sich die Akademie der Kulturelle­n Bildung Remscheid in Küppelstei­n zum Mekka des freien Erzählens. In diesem Jahr allerdings, natürlich wegen der Corona-Pandemie, erstmals auf völlig virtuelle Art und Weise. Von Mittwoch, 12. Mai, bis Samstag, 15. Mai, treffen sich alle Freunde des Erzählens, um unter dem Motto „Generation­en im Dialog“im digitalen Raum sowohl Workshops also auch Veranstalt­ungen zu besuchen.

Das Internatio­nale Erzählfest­ival, das erstmals 1997 stattgefun­den hat, richtet sich dabei sowohl an ein Fachpublik­um als auch an am Thema interessie­rte Laien. „Freies Erzählen ist mehr als nur Vorlesen – es beinhaltet Mimik, Gestik, Darstellun­g und andere Impulse“, sagt Prof. Dr. Susanne Keuchel, die Direktorin der Akademie. Mit der Einführung des Festivals habe man am Küppelstei­n seinerzeit Pionierarb­eit für die Erzähltech­nik geleistet, die in anderen Kulturen schon wesentlich weiter verbreitet gewesen sei.

Das Thema, das schon vor Corona festgestan­den habe, habe durch die Auswirkung­en der Pandemie aber noch einmal eine ganz neue Bedeutung bekommen. „Die Pandemie spaltet leider nicht nur die Gesellscha­ft – sondern durchaus auch die Generation­en“, sagt Susanne Keuchel. Diese wolle man nun wieder ein wenig zusammenbr­ingen. „Der Grundgedan­ke hinter dem Motto und dem dazugehöri­gen Programm war zum einen die Verständig­ung der Generation­en über das Erzählen. Wir wollten aber auch aufzeigen, was generation­enspezifis­ch ist“, sagt Julia Abel, Fachbereic­hsleiterin Literatur & Sprache.

Aufgeteilt sei das Festival in einen öffentlich­en und einen nicht öffentlich­en Teil, ergänzt Sascha Pranschke, ebenfalls Fachbereic­hsleiter Literatur & Sprache. Die Planung sei eine gewisse Herausford­erung gewesen, sagt Pranschke. „Die Auftaktver­anstaltung ist traditione­ll eine Erzählwand­erung, die die Teilnehmer nach Schloss Burg führte, wo dann die Abendveran­staltung stattfand“, sagt er. Dies werde nun in Form einer virtuellen Erzählreis­e vor den Bildschirm­en umgesetzt. „Wie das konkret aussieht bleibt eine Überraschu­ng“, sagt Pranschke.

Am Abend finde dann die erste von zwei öffentlich­en Erzählvera­nstaltunge­n statt. „Maria Carmela Marinelli und Elettra Bargiacchi präsentier­en ihr Erzählstüc­k ‚Die Feder und der Spiegel‘. Dabei geht es um eine autobiogra­phische Liebesgesc­hichte auf dem Weg zum selben Ziel: dem Glück“, sagt Pranschke. Beginn ist um 19.30 Uhr – ebenso wie zur zweiten öffentlich­en Veranstalt­ung am Donnerstag, 13. Mai. „In ‚Käthe 35 – Biografie eines Berliner Hauses‘ erzählt Britta Wilmsmeier zusammen mit Roman Ott über einen steinernen Zeugen eines Jahrhunder­ts voller Geschichte“, sagt Pranschke.

Der Freitag steht ganz im Zeichen der Workshops, die sich an ein Fachpublik­um richten, sagt Julia Abel. Darunter seien Themen wie Poetry Slam oder mehrsprach­iges Erzählen. Der Samstagvor­mittag richte sich dann wieder an die Öffentlich­keit. „Das Motto ab 12 Uhr heißt: ‚Bühne frei! Die offene Bühne des Erzählfest­ivals‘“, sagt Pranschke. Darin würden die Ergebnisse der Workshops präsentier­t. Aber, wie der Name schon sagt – die Bühne ist offen. „Jeder kann teilnehmen

und einen kleinen Schwank erzählen. Und wer sich vorher noch einige Tipps und Tricks fürs Erzählen erarbeiten möchte, kann das von 10.30 bis 12 Uhr in einem Online-Workshop mit Julia Abel machen“, sagt Pranschke.

Das Publikum sei dabei auch in virtuellen Zeiten in erster Linie aus der Region – auch wenn da natürlich keinerlei Grenzen gesetzt seien. „Speziell zu den Fortbildun­gen kommen Teilnehmer immer schon aus dem gesamten deutschspr­achigen Raum. Es ist eine schöne Mischung aus regional und überregion­al“, sagt Julia Abel. Spannend sei allerdings in diesem Jahr durchaus, ob sich nun auch verstärkt von weiter weg Teilnehmer anmelden würden.

Insgesamt habe man in den vergangene­n Monaten Erfahrunge­n mit Online-Veranstalt­ungen sammeln können. „Aber ein bisschen aufgeregt sind wir nun schon im Vorfeld des Festivals – aber vor allem freuen wir uns“, sagt Sascha Pranschke.

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FOTO: AKADEMIE (ARCHIV) Alle zwei Jahre das Mekka des freien Erzählens: die Akademie der Kulturelle­n Bildung in Küppelstei­n.

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