Solinger Bergische Morgenpost/Remscheid
AKADEMIE IN KÜPPELSTEIN
Die Corona-Pandemie sorgt dafür, dass in diesem Jahr erstmals virtuell erzählt wird. Die Akademie Remscheid hat ein Programm aus Veranstaltungen und Workshops auf die Beine gestellt.
Internationales Erzählfestival geht digitale Wege.
Alle zwei Jahre verwandelt sich die Akademie der Kulturellen Bildung Remscheid in Küppelstein zum Mekka des freien Erzählens. In diesem Jahr allerdings, natürlich wegen der Corona-Pandemie, erstmals auf völlig virtuelle Art und Weise. Von Mittwoch, 12. Mai, bis Samstag, 15. Mai, treffen sich alle Freunde des Erzählens, um unter dem Motto „Generationen im Dialog“im digitalen Raum sowohl Workshops also auch Veranstaltungen zu besuchen.
Das Internationale Erzählfestival, das erstmals 1997 stattgefunden hat, richtet sich dabei sowohl an ein Fachpublikum als auch an am Thema interessierte Laien. „Freies Erzählen ist mehr als nur Vorlesen – es beinhaltet Mimik, Gestik, Darstellung und andere Impulse“, sagt Prof. Dr. Susanne Keuchel, die Direktorin der Akademie. Mit der Einführung des Festivals habe man am Küppelstein seinerzeit Pionierarbeit für die Erzähltechnik geleistet, die in anderen Kulturen schon wesentlich weiter verbreitet gewesen sei.
Das Thema, das schon vor Corona festgestanden habe, habe durch die Auswirkungen der Pandemie aber noch einmal eine ganz neue Bedeutung bekommen. „Die Pandemie spaltet leider nicht nur die Gesellschaft – sondern durchaus auch die Generationen“, sagt Susanne Keuchel. Diese wolle man nun wieder ein wenig zusammenbringen. „Der Grundgedanke hinter dem Motto und dem dazugehörigen Programm war zum einen die Verständigung der Generationen über das Erzählen. Wir wollten aber auch aufzeigen, was generationenspezifisch ist“, sagt Julia Abel, Fachbereichsleiterin Literatur & Sprache.
Aufgeteilt sei das Festival in einen öffentlichen und einen nicht öffentlichen Teil, ergänzt Sascha Pranschke, ebenfalls Fachbereichsleiter Literatur & Sprache. Die Planung sei eine gewisse Herausforderung gewesen, sagt Pranschke. „Die Auftaktveranstaltung ist traditionell eine Erzählwanderung, die die Teilnehmer nach Schloss Burg führte, wo dann die Abendveranstaltung stattfand“, sagt er. Dies werde nun in Form einer virtuellen Erzählreise vor den Bildschirmen umgesetzt. „Wie das konkret aussieht bleibt eine Überraschung“, sagt Pranschke.
Am Abend finde dann die erste von zwei öffentlichen Erzählveranstaltungen statt. „Maria Carmela Marinelli und Elettra Bargiacchi präsentieren ihr Erzählstück ‚Die Feder und der Spiegel‘. Dabei geht es um eine autobiographische Liebesgeschichte auf dem Weg zum selben Ziel: dem Glück“, sagt Pranschke. Beginn ist um 19.30 Uhr – ebenso wie zur zweiten öffentlichen Veranstaltung am Donnerstag, 13. Mai. „In ‚Käthe 35 – Biografie eines Berliner Hauses‘ erzählt Britta Wilmsmeier zusammen mit Roman Ott über einen steinernen Zeugen eines Jahrhunderts voller Geschichte“, sagt Pranschke.
Der Freitag steht ganz im Zeichen der Workshops, die sich an ein Fachpublikum richten, sagt Julia Abel. Darunter seien Themen wie Poetry Slam oder mehrsprachiges Erzählen. Der Samstagvormittag richte sich dann wieder an die Öffentlichkeit. „Das Motto ab 12 Uhr heißt: ‚Bühne frei! Die offene Bühne des Erzählfestivals‘“, sagt Pranschke. Darin würden die Ergebnisse der Workshops präsentiert. Aber, wie der Name schon sagt – die Bühne ist offen. „Jeder kann teilnehmen
und einen kleinen Schwank erzählen. Und wer sich vorher noch einige Tipps und Tricks fürs Erzählen erarbeiten möchte, kann das von 10.30 bis 12 Uhr in einem Online-Workshop mit Julia Abel machen“, sagt Pranschke.
Das Publikum sei dabei auch in virtuellen Zeiten in erster Linie aus der Region – auch wenn da natürlich keinerlei Grenzen gesetzt seien. „Speziell zu den Fortbildungen kommen Teilnehmer immer schon aus dem gesamten deutschsprachigen Raum. Es ist eine schöne Mischung aus regional und überregional“, sagt Julia Abel. Spannend sei allerdings in diesem Jahr durchaus, ob sich nun auch verstärkt von weiter weg Teilnehmer anmelden würden.
Insgesamt habe man in den vergangenen Monaten Erfahrungen mit Online-Veranstaltungen sammeln können. „Aber ein bisschen aufgeregt sind wir nun schon im Vorfeld des Festivals – aber vor allem freuen wir uns“, sagt Sascha Pranschke.