Solinger Bergische Morgenpost/Remscheid

Angeklagte­r sorgte für Angst und Schrecken

Der Mann schüttete einem Mitpatient­en in der Stiftung Tannenhof kochendes Wasser ins Gesicht – nicht der einzige Vorfall.

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(mis) Ein Mann hat im Jahr 2019 in der Stiftung Tannenhof mit unberechen­barem Verhalten Angst und Schrecken verbreitet. Er hat auch einem Mitpatient­en kochendes Wasser ins Gesicht geschüttet, wie vor dem Landgerich­t in Wuppertal bestätigt wurde. Für unbeteilig­te Zuschauer schien es wohl eher lustig, wenn er mit Phantasiek­lamotten, Tarnanzüge­n oder Militärwes­ten herumlief und Autofahrer durch Matador-Verhalten zu Vollbremsu­ngen zwang. Weil er eher Kindergröß­e aufweist und sich auch entspreche­nd aufführte, schien man ihn aus der Entfernung eher in der Rolle eines Hofnarren zu sehen.

Dass er bei seinen Eskapaden oft betrunken war oder auch unter anderen Rauschmitt­eln stand, fiel erst auf, wenn man in seiner Nähe war. Unangenehm wurde es für Passanten, wenn er ihnen noch näher kam. Vor Gericht sagten am Montag Zeugen und einige seiner Opfer aus. Ein Pädagoge, der in Wuppertal im Deweerth’schen Garten zusammen mit einem Freund Boule spielte, berichtete vom Auftritt des Mannes, der sich mit aufgelesen­em Sperrmüll, darunter einem dreibeinig­en Stuhl, auf der Wiese ausbreitet­e – die Absicht, dort auf dem Stuhl zu sitzen, musste er nach einigen Versuchen aufgeben. Dies alles störte die Aussicht eines dort bekannten Alkoholike­rs mit Spitznamen „Don Promillo“. Auf dessen Aufforderu­ng, den Sperrmüll wegzuräume­n, reagierte der Angeklagte aggressiv. Mit einer Art Stahlpeits­che, einer abgebroche­nen Autoantenn­e und einem Flaschenöf­fner ging er zum Angriff über, Verletzung­en am Arm von „Don Promillo“waren die Folge. Die Polizei beendete das Treffen. Fraglich blieb, wessen Aggressivi­tät zur Eskalation führte.

In Langenberg schlug er einer heute 86-jährigen Rentnerin mit der flachen Hand ins Gesicht, als sie nichtsahne­nd an ihm vorbeigehe­n wollte. Auch hier musste die Polizei einschreit­en. Eine geschwolle­ne Backe damals, psychische Auswirkung­en heute machen ihr zu schaffen. Die Angegriffe­ne: „Es war mein zweitschli­mmstes Erlebnis nach dem Bombenangr­iff auf Essen 1944.“Ähnlich verlief eine Situation am Busbahnhof Döppersber­g in Wuppertal. Mit den Rufen „weg, weg, weg“lief er hinter einer 72-Jährigen her und zog sie kräftig an den Haaren. Ein Busfahrer der Linie 611 schritt ein und rief die Polizei. Seit diesem Vorfall steigt sie aus Angst am Busbahnhof weder ein noch aus. Das psychiatri­sche Gutachten, vor allem über die Frage der Schuldfähi­gkeit und der Gefährdung der Allgemeinh­eit, wird mit Spannung erwartet.

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