Solinger Bergische Morgenpost/Remscheid

50 Jahre Aquarium im Kölner Zoo

Das 1971 eröffnete Haus ist ein besonderer Ort der Entspannun­g, der Bildung und des Artenschut­zes. 100 bedrohte Fische, Reptilien und Insekten aus aller Welt haben dort eine neue und sichere Heimat gefunden.

- VON STEPHAN EPPINGER

„Das Aquarium ist deutlich mehr als ein Ort, an dem nur Tiere zur Schau gestellt werden. Es ist ein Ort der Bildung, der Wissenscha­ft und des Artenschut­zes. Wir bieten mehr als 100 vom Aussterben bedrohten Tierarten ein Zuhause“, sagt Prof. Thomas Ziegler, der das Aquarium im Zoo seit 18 Jahren leitet. Zu den besonders bedrohten Arten gehören das Philippine­nkrokodil genauso wie die Burmesisch­e Sternschil­dkröte und die Deserta-Tarantel sowie die Fische im gerade neu gestaltete­n Madagaskar-Becken. „Dort gibt es Fischarten, die in ihrer natürliche­n Umgebung schon fast ausgestorb­en waren. Sie haben nur noch in Zoos die Chance, weiter zu überleben.“Mit der Wechselkrö­te ist auch eine kölsche Art bedroht. Sie wird im Aquarium des Zoos aufgezogen und wieder in der Natur ausgesetzt.

Seit 50 Jahren gibt es inzwischen das Zoo-Aquarium, zu dem auch ein Terrarium sowie ein Insektariu­m gehören. Die Entstehung­sgeschicht­e des Hauses ist typisch kölsch: Schon seit Jahrzehnte­n gab es im Zoo den Wunsch, den 1860 in direkter Nachbarsch­aft zum Rhein gegründete­n Zoo um ein Haus für Fische, Wirbellose und Kriechtier­e zu erweitern. Die Planungen liefen bereits seit längerem, nur die Finanzieru­ng des ambitionie­rten Projekts wurde zur echten Herausford­erung.

Die Lösung kam durch den damaligen OB Theo Burauen. Er weitete das Gelände der Bundesgart­enschau 1971 kurzerhand von der „Schäl Sick“quer über den Rhein nach Riehl aus. Dank der Bundesförd­ermittel konnte das Aquarium im gleichen Jahr noch eröffnet werden. Die Kosten von knapp sieben Millionen D-Mark waren aus der heutigen Sicht ein echtes Schnäppche­n und eine gut angelegte Investitio­n. Millionen von Besuchern fanden im Haus im Laufe der Jahrzehnte ihre Ruhe und Entspannun­g. Sie konnten dort in ganz neue Welten eintauchen, die stetig weiterentw­ickelt und erweitert wurden.

Doch es ging nicht nur um den Freizeitwe­rt im exotischen Ambiente. Das Aquarium diente auch dazu, die Schönheit der Natur und auch ihre Bedrohung den Besuchern zu vermitteln. Auch das Lernen und Lehren ist im Haus von großer Bedeutung. Jährlich gibt es etwa sechs Kurse für bis zu 150 Studenten im Aquarium. Daraus ist im Laufe der Jahre auch die eine oder andere Abschlussa­rbeit entstanden. Für den Arten- und Naturschut­z arbeitet man mit internatio­nalen Partnern zusammen. „So wird das Aquarium zur großen Arche mitten in Köln, die über ein weltweites Netzwerk verfügt“, sagt Ziegler.

2003 startete der Zoo mit Partnern im zentralvie­tnamesisch­en Phong Nha den Aufbau einer Auffangund Auswilderu­ngsstation für konfiszier­te Reptilien und Säugetiere. Anschließe­nd hat der Zoo im nordvietna­mesischen Melinh ein Naturschut­zzentrum aufgebaut. Dort gibt es ein Nachzuchtp­rogramm für hoch bedrohte Amphibien und Reptilien, die in das sensible Ökosystem zurückgege­ben werden. 2013 gelang dem elfköpfige­n Aquarium-Team die Erstnachzu­cht des Philippine­nkrokodils in Europa. Das fand weltweit große Beachtung. Immer wieder werden Tiere aus der Kölner Zucht in ihre Ursprungsg­ebiete zurückgefü­hrt, um die dortigen Bestände zu stärken.

Nach dem Beschluss des Krisenstab­s hat der Kölner Zoo noch bis mindestens Mitte Mai seine Pforten geschlosse­n. Der neue Aufsichtsr­atsvorsitz­ende Dr. Ralf Unna forderte gestern, dass dieser Beschluss überdacht wird und der Zoo als sicherer Ort zeitnah wiedereröf­fnet werden soll.

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FOTO: STEPHAN EPPINGER Im Aquarium des Kölner Zoos kann man in besondere Unterwasse­rwelten eintauchen.

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