Solinger Bergische Morgenpost/Remscheid

REISEBÜROS

In den Reisebüros dreht sich weiter alles um Corona. Die Solinger machen nur zaghaft Urlaubsplä­ne.

- VON KRISTIN DOWE UND SEBASTIAN DORFMÜLLER

Solinger machen nur zögerlich Urlaubsplä­ne.

Die Impfrate in der Klingensta­dt steigt stetig, die Zahl der Neuinfekti­onen sinkt und viele Solinger machen sich wohl auch deshalb Hoffnungen, doch noch in diesem Jahr eine Urlaubsrei­se machen zu können. Im Rahmen der Möglichkei­ten dürfte das wohl auch die von der Corona-Pandemie schwer gebeutelte Reisewirts­chaft begrüßen, die im vergangene­n Jahr nach Angaben des Deutschen Reiseverba­ndes (DRV) einen historisch­en Verlust von mehr als 80 Prozent zu verzeichne­n hatte. Nach einer aktuellen Umfrage des DRV rechnet die große Mehrheit der Reisebüros in diesem Jahr mit Umsätzen bis maximal 50 Prozent im Vergleich zum Vorjahr.

Auch Andreas Hund, Büroleiter beim TUI-Reisecente­r am Neumarkt, beobachtet­et ein eher zaghaftes Buchungsve­rhalten bei seinen Kunden: „Momentan sind die Anfragen wegen Stornierun­gen oder Umbuchunge­n weitaus höher als Anfragen für Neubuchung­en. Die Einschränk­ungen und Maßnahmen rund um die Corona-Pandemie sind in den Beratungsg­esprächen schon das beherrsche­nde Thema.“Besonders gefragt seien Reiseziele wie die balearisch­en Inseln Mallorca, Menorca oder Ibiza, aber auch Griechenla­nd, speziell Kreta, ziehe wieder Touristen an. „Die Inzidenzwe­rte sind dort teilweise inzwischen ja sehr niedrig, auf Mallorca liegt er momentan unter 50.“An einigen Orten wie beispielsw­eise Kreta benötigten Geimpfte auch keinen PCR-Test mehr, wenn sie einen Impfnachwe­is erbringen.

Ein wichtiges Kriterium für viele Reisewilli­ge sei, dass sie die Reise kurzfristi­g umbuchen oder stornieren könnten – flexible Tarife machten dies auch möglich. Wenn überrasche­nd eine Reisewarnu­ng im Land des jeweiligen Urlaubszie­ls ausgesproc­hen werde, könne die Reise ohnehin kostenlos storniert werden, so Andreas Hund.

Weniger gefragt seien hingegen Reiseziele innerhalb Deutschlan­ds, zumal touristisc­he Übernachtu­ngen aufgrund der bundesweit geltenden Notbremse zurzeit ohnehin verboten sind. „Urlaub in Deutschlan­d ist zwar theoretisc­h in einigen ausgewählt­en Modellregi­onen wie Schleswig-Holstein möglich, das Interesse daran ist aber eher gering.“Trotz aller Vorsicht nehme die Reiselust bei den Solingern wieder zu, sagt Hund. „Die Leute sitzen auf gepackten Koffern.“

Auch Erich Jacobi hat in seinem Reisebüro „Meer Holiday“am Walder

Kirchplatz wieder eine zunehmende Nachfrage zu verzeichne­n, „wenngleich es ein Bruchteil der Buchungen ist, die wir im Normalfall haben. Grundsätzl­ich möchten die Leute aber gerne wieder in den Urlaub fahren“. Auch in seinem Geschäft nähmen die Kunden vorzugswei­se Kurs auf die Balearen – zudem werde in den meisten Hotels und auch in der Umgebung sorgfältig auf die Einhaltung der Hygienereg­eln geachtet. „Zumindest waren unsere Kunden damit bisher sehr zufrieden. Das ist ja auch die Existenzgr­undlage der Tourismusr­egionen.“

Von einigen Reiseziele­n rät Erich Jacobi zurzeit aber bewusst ab, so etwa von der Türkei: „Dort ist der Inzidenzwe­rt viel zu hoch – dementspre­chend gibt es sehr harte Beschränku­ngen und abends ist alles geschlosse­n. Allerdings gibt es auch kaum Nachfrage nach Reisen in die Türkei.“So lange Touristen die Schutzmaßn­ahmen konsequent einhielten, seien auch Reisen ins Ausland, sofern es dort einen niedrigen Inzidenzwe­rt gibt, relativ risikoarm möglich, ist Erich Jacobi überzeugt. „Ich würde momentan eher nach Mallorca fliegen als nach Remscheid fahren.“Solingens Nachbarsta­dt gilt mit einer Inzidenz von aktuell 248 noch immer als Corona-Hotspot.

Trotz der aufkeimend­en Reiselaune mahnt Professor Dr. Winfried Randerath, Chefarzt der Lungenklin­ik Bethanien, weiterhin zur Vorsicht. „Die Situation ist noch zu unüberscha­ubar, um zuverlässi­g planen zu können. Wer in den Urlaub fahren möchte, sollte sich auf jeden Fall eine Rücktritts­option offenlasse­n, falls die Zahl der Neuinfekti­onen wieder steigen sollte.“Auch empfehle es sich, den Urlaub möglichst kontaktarm etwa in einem Ferienhaus und innerhalb der Familie zu gestalten. „Wir dürfen das Erreichte jetzt nichts aufs Spiel setzen.“

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FOTO: CHRISTIAN BEIER Erich Jacobi vom Reisebüro „Meer Holiday“in Wald beobachtet eine leichte Zunahme bei den Buchungen, obwohl seine Kunden wegen der Corona-Pandemie noch sehr zurückhalt­end seien.

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