Solinger Bergische Morgenpost/Remscheid
REISEBÜROS
In den Reisebüros dreht sich weiter alles um Corona. Die Solinger machen nur zaghaft Urlaubspläne.
Solinger machen nur zögerlich Urlaubspläne.
Die Impfrate in der Klingenstadt steigt stetig, die Zahl der Neuinfektionen sinkt und viele Solinger machen sich wohl auch deshalb Hoffnungen, doch noch in diesem Jahr eine Urlaubsreise machen zu können. Im Rahmen der Möglichkeiten dürfte das wohl auch die von der Corona-Pandemie schwer gebeutelte Reisewirtschaft begrüßen, die im vergangenen Jahr nach Angaben des Deutschen Reiseverbandes (DRV) einen historischen Verlust von mehr als 80 Prozent zu verzeichnen hatte. Nach einer aktuellen Umfrage des DRV rechnet die große Mehrheit der Reisebüros in diesem Jahr mit Umsätzen bis maximal 50 Prozent im Vergleich zum Vorjahr.
Auch Andreas Hund, Büroleiter beim TUI-Reisecenter am Neumarkt, beobachtetet ein eher zaghaftes Buchungsverhalten bei seinen Kunden: „Momentan sind die Anfragen wegen Stornierungen oder Umbuchungen weitaus höher als Anfragen für Neubuchungen. Die Einschränkungen und Maßnahmen rund um die Corona-Pandemie sind in den Beratungsgesprächen schon das beherrschende Thema.“Besonders gefragt seien Reiseziele wie die balearischen Inseln Mallorca, Menorca oder Ibiza, aber auch Griechenland, speziell Kreta, ziehe wieder Touristen an. „Die Inzidenzwerte sind dort teilweise inzwischen ja sehr niedrig, auf Mallorca liegt er momentan unter 50.“An einigen Orten wie beispielsweise Kreta benötigten Geimpfte auch keinen PCR-Test mehr, wenn sie einen Impfnachweis erbringen.
Ein wichtiges Kriterium für viele Reisewillige sei, dass sie die Reise kurzfristig umbuchen oder stornieren könnten – flexible Tarife machten dies auch möglich. Wenn überraschend eine Reisewarnung im Land des jeweiligen Urlaubsziels ausgesprochen werde, könne die Reise ohnehin kostenlos storniert werden, so Andreas Hund.
Weniger gefragt seien hingegen Reiseziele innerhalb Deutschlands, zumal touristische Übernachtungen aufgrund der bundesweit geltenden Notbremse zurzeit ohnehin verboten sind. „Urlaub in Deutschland ist zwar theoretisch in einigen ausgewählten Modellregionen wie Schleswig-Holstein möglich, das Interesse daran ist aber eher gering.“Trotz aller Vorsicht nehme die Reiselust bei den Solingern wieder zu, sagt Hund. „Die Leute sitzen auf gepackten Koffern.“
Auch Erich Jacobi hat in seinem Reisebüro „Meer Holiday“am Walder
Kirchplatz wieder eine zunehmende Nachfrage zu verzeichnen, „wenngleich es ein Bruchteil der Buchungen ist, die wir im Normalfall haben. Grundsätzlich möchten die Leute aber gerne wieder in den Urlaub fahren“. Auch in seinem Geschäft nähmen die Kunden vorzugsweise Kurs auf die Balearen – zudem werde in den meisten Hotels und auch in der Umgebung sorgfältig auf die Einhaltung der Hygieneregeln geachtet. „Zumindest waren unsere Kunden damit bisher sehr zufrieden. Das ist ja auch die Existenzgrundlage der Tourismusregionen.“
Von einigen Reisezielen rät Erich Jacobi zurzeit aber bewusst ab, so etwa von der Türkei: „Dort ist der Inzidenzwert viel zu hoch – dementsprechend gibt es sehr harte Beschränkungen und abends ist alles geschlossen. Allerdings gibt es auch kaum Nachfrage nach Reisen in die Türkei.“So lange Touristen die Schutzmaßnahmen konsequent einhielten, seien auch Reisen ins Ausland, sofern es dort einen niedrigen Inzidenzwert gibt, relativ risikoarm möglich, ist Erich Jacobi überzeugt. „Ich würde momentan eher nach Mallorca fliegen als nach Remscheid fahren.“Solingens Nachbarstadt gilt mit einer Inzidenz von aktuell 248 noch immer als Corona-Hotspot.
Trotz der aufkeimenden Reiselaune mahnt Professor Dr. Winfried Randerath, Chefarzt der Lungenklinik Bethanien, weiterhin zur Vorsicht. „Die Situation ist noch zu unüberschaubar, um zuverlässig planen zu können. Wer in den Urlaub fahren möchte, sollte sich auf jeden Fall eine Rücktrittsoption offenlassen, falls die Zahl der Neuinfektionen wieder steigen sollte.“Auch empfehle es sich, den Urlaub möglichst kontaktarm etwa in einem Ferienhaus und innerhalb der Familie zu gestalten. „Wir dürfen das Erreichte jetzt nichts aufs Spiel setzen.“