Solinger Bergische Morgenpost/Remscheid
Diskussion um Taubenhaus
Ohligserin möchte die Situation für Mensch und Tier am Hauptbahnhof verbessern.
Entsteht in der Nähe des Solinger Hauptbahnhofs ein Taubenhaus? Dafür setzt sich zumindest Lena Lund ein. Seit einigen Monaten forciert die Ohligser Künstlerin das Projekt mit einigen Partnern. Nun stellte sie die Idee in der Bezirksvertretung (BV ) Ohligs/Aufderhöhe/Merscheid vor. Und stieß dort auf offene Ohren.
Während der Corona-Krise begann Lund, sich mit dem Thema auseinanderzusetzen. Einige Tauben bedienten sich am Vogelfutter, das die Ohligserin für Meisen, Rotkehlchen und Co. ausgelegt hatte. Der Grund: Wegen des Lockdowns fanden sie rund um die Düsseldorfer Straße nicht mehr ausreichend Nahrung. Lund befasste sich mit dem Problem und nahm unter anderem Kontakt zur Stadt sowie zur Biologischen Station Mittlere Wupper auf. Zum einen möchte sie die Situation für die Tiere verbessern. Andererseits:
„Es kann nicht sein, dass die Ohligser Fußgängerzone nach der Sanierung in einem tollen Zustand ist, das Taubenproblem aber weiterhin besteht.“Sie startete die Suche nach einem Kompromiss.
Die Lösung könnten zwei Container sein, die als Taubenhaus fungieren. In einem sollen die Tiere Futter erhalten. Außerdem sollen die gelegten Eier durch Gipsattrappen ersetzt werden, um die Population einzudämmen. Der zweite ist für das Personal gedacht, das sich um die Tiere kümmert. Unter anderem braucht es eine Möglichkeit zum Händewaschen. Lund zufolge erstellt eine Fachfirma derzeit ein Konzept für die Container. Ihrer Einschätzung nach müsse sich der Standort in Bahnhofsnähe befinden, weil sich dort viele Tauben aufhalten.
„Wir sehen die Notwendigkeit eines Taubenhauses und begrüßen die Idee“, erklärte Dr. Ruth Ellerich. Sie nahm für das Bergische
Veterinär- und Lebensmittelüberwachungsamt (BVLA) an der BV-Sitzung am Montag teil. Immer wieder erreichen das Amt Beschwerden über Tauben in Ohligs. Zudem würde sich der Gesundheitszustand der Vögel verbessern, wenn sie sich nicht mehr hauptsächlich von Essensresten ernähren. Die Expertin betonte, wie wichtig die Wahl des richtigen Standorts für den Erfolg des Taubenhauses ist. Außerdem gab sie zu bedenken, dass es genügend Personal sowie tierärztliche Versorgung für kranke Tauben brauche. „Der Betrieb muss langfristig geplant werden“, sagte Ellerich.
Genau daran arbeitet Lena Lund derzeit. Unter anderem steht sie mit dem Vogel- und Tierpark wegen der Betreuung in Kontakt. Darüber hinaus versucht sie, weitere Unterstützer für das Projekt zu gewinnen. Dabei helfen ihr die Ohligser Jongens. Auch die Immobilien- und Standortgemeinschaft Ohligs bewirbt die Taubenhaus-Idee.
Lund ist bewusst, dass ein langfristiges Konzept gefunden werden muss – in Zusammenarbeit mit der Stadt. Dafür sprachen sich die Bezirksvertreter in Ohligs ebenfalls aus. „Wir brauchen eine Konzeption“, forderte Michael Bender (BfS). Diese Vorlage der Verwaltung solle neben Informationen zu den Kosten des Projektes zusätzlich die Betreuung des Taubenhauses thematisieren. „Der Punkt kommt wieder auf die Tagesordnung“, kündigte Bezirksbürgermeisterin Gundhild Hübel (SPD) an.
Auch in der Solinger Innenstadt gab es vor wenigen Jahren Diskussionen um ein Taubenhaus. Doch trotz eines Ratsbeschlusses wurde die Idee nicht realisiert. Aus Kostengründen hatte die Verwaltung die Anschaffung gestrichen.