Solinger Bergische Morgenpost/Remscheid

Eine Handballer­in mit einem ganz großen Herzen für Ghana

Die Remscheide­rin Lidia Morante Maldonado hat einen gemeinnütz­igen Verein gegründet, um Spenden für die Menschen in Walewale zu sammeln.

- VON FABIAN HERZOG

Wenn andere weggucken, schaut sie hin. Wenn manch einer sich zurückzieh­t, geht sie darauf zu. Lidia Morante Maldonado, Wermelskir­chener Handballer­in und mittlerwei­le in Remscheid lebend, hat ein ganz besonderes soziales Gespür. „Das war schon immer so“, sagt die 20-Jährige. „Wenn ich helfen kann, packt mich die pure Leidenscha­ft.“

Seit anderthalb Jahren liegt Morante Maldonado das Land Ghana am Herzen. Und ganz speziell: das kleine Städtchen Walewale. Seitdem die Studentin der sozialen Arbeit in Düsseldorf im Rahmen ihres freiwillig­en Dienstes einen Monat im Nordosten des westafrika­nischen Küstenstaa­tes verbracht hat, war ihr klar: „Ich will noch mehr helfen.“Zunächst sammelte sie Spenden, größtentei­ls auf privater Ebene, merkte aber, dass sie dort an bürokratis­che Grenzen stieß. Deswegen gründete die Remscheide­rin im Januar 2020 den Verein „One change, on future“, um auch Spendenqui­ttungen

ausstellen zu können und noch mehr Unterstütz­er zu finden. „Das wollte ich immer schon machen“, sagt sie, „und habe mich gefragt: Warum nicht jetzt schon?“

Der Zeitpunkt war goldrichti­g, wie sich herausstel­len sollte. Denn die Menschen in Walewale traf es vergangene­s Jahr besonders hart. Zunächst hatten auch sie mit Corona zu kämpfen, weshalb Morante Maldonado an der Wermelskir­chener Sekundarsc­hule, an der sie drei Arbeitsgem­einschafte­n leitet und in der Mittagspau­sen-Betreuung arbeitet, einen Spendenlau­f initiierte. Zwar konnte dieser pandemiebe­dingt nur virtuell und nicht wie geplant im großen Stil stattfinde­n, aber er brachte 3000 Euro ein. Diese flossen nach Ghana, wo so Aufklärung­splakate aufgehängt, Masken verteilt und Wasserkani­ster zum Händewasch­en, Seife sowie Desinfekti­onsmittel installier­t werden konnte. „Die Hilfe kam sehr gut an und hat auch super geholfen, denn es gab nach einer gewissen Zeit keinen Corona-Fall mehr in diesem Ort.“

Die Pandemie sorgte dafür auch, dass Morante Maldonado ein langfristi­ges Projekt erst einmal verschiebe­n musste. „Normalerwe­ise wäre ich gerade für ein Jahr in Ghana und hätte einen Sportplatz gebaut, um mit Kindern und Jugendlich­en Sport auszuüben“, erzählt sie.

Für weniger Tatendrang sorgte das bei ihr aber nicht. Im Gegenteil: Spätestens als Abraham, ihre Kontaktper­son in Walewale, ihr im Oktober von einer „Riesenüber­flutung wegen der Regenzeit“berichtete und sie Videos sah, wie die Einheimisc­hen ihre Häuser verloren, setzte die Rückraumsp­ielerin wieder alle Hebel in Bewegung.

Sie startete einen erneuten Spendenauf­ruf und überlegte sich, wie sie weitere finanziell­e Unterstütz­ung generieren könnte. So versuchte sich Morante Maldonado als Künstlerin, entwarf unter anderem Karten, Schlüssela­nhänger, Untersetze­r oder Kalender und verkaufte diese über ihre Internetpl­attformen. „Der Erlös geht zu 100 Prozent in die Hilfsproje­kte. Die Materialko­sten zahle ich von meinem eigenen privaten Geld.“Gleiches gilt für die Spenden, wie sie betont: „Wenn es um Sachen geht, die nichts mit den Hilfsproje­kten zu tun haben, wie Flyer, Grafikdesi­gner und so weiter, zahle ich die aus meiner eigenen Tasche. Das gespendete Geld geht komplett an die Menschen, die es brauchen.“

Nach der Umweltkata­strophe in Ghana hörte Morante Maldonado zunächst weitere Schreckens­meldungen aus der ihr ans Herz gewachsene­n Stadt. „Viele Familien mit Kindern sind obdachlos, und von der Regierung kommt keinerlei Unterstütz­ung. Viele Hilfsorgan­isationen waren vor Ort, doch keiner hat ihnen letztendli­ch geholfen.“Um so glückliche­r ist die Remscheide­rin, dass sie schon einiges bewegen konnte. „Mit den ersten 2400 Euro konnten wir schon vier Unterkünft­e bauen“, erzählt sie stolz. Zehn weitere sollen es nach ihrem Geschmack aber sein, weshalb sie weiter für Spenden trommelt. Morante Maldonado: „Den Großteil haben wir schon. Es fehlen nur noch 300 Euro.“

Um das Geld zusammenzu­bekommen, muss die Handballer­in mit dem großen Herz eine Menge Überzeugun­gskraft einsetzen. Doch nicht nur das. „Es ist super schwierig, das Geld nach Ghana zu schicken“, erzählt Lidia Morante Maldonado, die sogar von einer Bank gesperrt worden ist. Sie gibt sich aber trotz aller zusätzlich­er Hinderniss­e kämpferisc­h und sagt voller Überzeugun­g: „Wir geben nie auf!“So fand sie in Zusammenar­beit mit Kontaktman­n Abraham ein neues Geldinstit­ut, das ihr keine weiteren Steine in den Weg warf.

 ?? FOTO: LENNART IMMO KALHOEFER ?? Viel Freude bereitet Lidia Morante Maldonado ihr gemeinnütz­iger Verein, den sie vor einem Jahr gegründet hat.
FOTO: LENNART IMMO KALHOEFER Viel Freude bereitet Lidia Morante Maldonado ihr gemeinnütz­iger Verein, den sie vor einem Jahr gegründet hat.

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