Solinger Bergische Morgenpost/Remscheid
Eine Handballerin mit einem ganz großen Herzen für Ghana
Die Remscheiderin Lidia Morante Maldonado hat einen gemeinnützigen Verein gegründet, um Spenden für die Menschen in Walewale zu sammeln.
Wenn andere weggucken, schaut sie hin. Wenn manch einer sich zurückzieht, geht sie darauf zu. Lidia Morante Maldonado, Wermelskirchener Handballerin und mittlerweile in Remscheid lebend, hat ein ganz besonderes soziales Gespür. „Das war schon immer so“, sagt die 20-Jährige. „Wenn ich helfen kann, packt mich die pure Leidenschaft.“
Seit anderthalb Jahren liegt Morante Maldonado das Land Ghana am Herzen. Und ganz speziell: das kleine Städtchen Walewale. Seitdem die Studentin der sozialen Arbeit in Düsseldorf im Rahmen ihres freiwilligen Dienstes einen Monat im Nordosten des westafrikanischen Küstenstaates verbracht hat, war ihr klar: „Ich will noch mehr helfen.“Zunächst sammelte sie Spenden, größtenteils auf privater Ebene, merkte aber, dass sie dort an bürokratische Grenzen stieß. Deswegen gründete die Remscheiderin im Januar 2020 den Verein „One change, on future“, um auch Spendenquittungen
ausstellen zu können und noch mehr Unterstützer zu finden. „Das wollte ich immer schon machen“, sagt sie, „und habe mich gefragt: Warum nicht jetzt schon?“
Der Zeitpunkt war goldrichtig, wie sich herausstellen sollte. Denn die Menschen in Walewale traf es vergangenes Jahr besonders hart. Zunächst hatten auch sie mit Corona zu kämpfen, weshalb Morante Maldonado an der Wermelskirchener Sekundarschule, an der sie drei Arbeitsgemeinschaften leitet und in der Mittagspausen-Betreuung arbeitet, einen Spendenlauf initiierte. Zwar konnte dieser pandemiebedingt nur virtuell und nicht wie geplant im großen Stil stattfinden, aber er brachte 3000 Euro ein. Diese flossen nach Ghana, wo so Aufklärungsplakate aufgehängt, Masken verteilt und Wasserkanister zum Händewaschen, Seife sowie Desinfektionsmittel installiert werden konnte. „Die Hilfe kam sehr gut an und hat auch super geholfen, denn es gab nach einer gewissen Zeit keinen Corona-Fall mehr in diesem Ort.“
Die Pandemie sorgte dafür auch, dass Morante Maldonado ein langfristiges Projekt erst einmal verschieben musste. „Normalerweise wäre ich gerade für ein Jahr in Ghana und hätte einen Sportplatz gebaut, um mit Kindern und Jugendlichen Sport auszuüben“, erzählt sie.
Für weniger Tatendrang sorgte das bei ihr aber nicht. Im Gegenteil: Spätestens als Abraham, ihre Kontaktperson in Walewale, ihr im Oktober von einer „Riesenüberflutung wegen der Regenzeit“berichtete und sie Videos sah, wie die Einheimischen ihre Häuser verloren, setzte die Rückraumspielerin wieder alle Hebel in Bewegung.
Sie startete einen erneuten Spendenaufruf und überlegte sich, wie sie weitere finanzielle Unterstützung generieren könnte. So versuchte sich Morante Maldonado als Künstlerin, entwarf unter anderem Karten, Schlüsselanhänger, Untersetzer oder Kalender und verkaufte diese über ihre Internetplattformen. „Der Erlös geht zu 100 Prozent in die Hilfsprojekte. Die Materialkosten zahle ich von meinem eigenen privaten Geld.“Gleiches gilt für die Spenden, wie sie betont: „Wenn es um Sachen geht, die nichts mit den Hilfsprojekten zu tun haben, wie Flyer, Grafikdesigner und so weiter, zahle ich die aus meiner eigenen Tasche. Das gespendete Geld geht komplett an die Menschen, die es brauchen.“
Nach der Umweltkatastrophe in Ghana hörte Morante Maldonado zunächst weitere Schreckensmeldungen aus der ihr ans Herz gewachsenen Stadt. „Viele Familien mit Kindern sind obdachlos, und von der Regierung kommt keinerlei Unterstützung. Viele Hilfsorganisationen waren vor Ort, doch keiner hat ihnen letztendlich geholfen.“Um so glücklicher ist die Remscheiderin, dass sie schon einiges bewegen konnte. „Mit den ersten 2400 Euro konnten wir schon vier Unterkünfte bauen“, erzählt sie stolz. Zehn weitere sollen es nach ihrem Geschmack aber sein, weshalb sie weiter für Spenden trommelt. Morante Maldonado: „Den Großteil haben wir schon. Es fehlen nur noch 300 Euro.“
Um das Geld zusammenzubekommen, muss die Handballerin mit dem großen Herz eine Menge Überzeugungskraft einsetzen. Doch nicht nur das. „Es ist super schwierig, das Geld nach Ghana zu schicken“, erzählt Lidia Morante Maldonado, die sogar von einer Bank gesperrt worden ist. Sie gibt sich aber trotz aller zusätzlicher Hindernisse kämpferisch und sagt voller Überzeugung: „Wir geben nie auf!“So fand sie in Zusammenarbeit mit Kontaktmann Abraham ein neues Geldinstitut, das ihr keine weiteren Steine in den Weg warf.