Solinger Bergische Morgenpost/Remscheid

Die meisten halten sich an Corona-Regeln

Das sommerlich­e Wetter lockte am Sonntag viele Menschen an den Rhein und in die Parks. Polizei und Ordnungsäm­ter meldeten vor allem am Abend zahlreiche Verstöße gegen die Maskenpfli­cht. Das ganz große Chaos blieb aber aus.

- VON JÖRG ISRINGHAUS UND UNSEREN LOKALREDAK­TIONEN

Endlich im Schwimmbad wieder Bahnen ziehen – das konnten etliche Gäste am Wochenende im Freibad Billerbeck. Weil der Kreis Coesfeld eine von mehreren Modellkomm­unen in NRW ist, in denen unterhalb einer beständige­n Wocheninzi­denz von 100 bestimmte Öffnungen erlaubt sind, durfte das Bad ab Samstag wieder Badegäste einlassen. Während das Angebot am Samstag bei 13 Grad Außentempe­ratur noch verhalten angenommen wurde, tummelten sich am Sonntag bei schönstem Sommerwett­er am Nachmittag teilweise rund 450 Menschen im Freibad. Maximal 500 Besucher sind zugelassen, 155 dürfen gleichzeit­ig ins Becken. Alle Gäste müssen einen aktuellen negativen Corona-Test vorzeigen. Dem gleichgest­ellt sind vollständi­g Geimpfte oder Genesene. Billerbeck­s Stadtsprec­her Jürgen Maas zeigte sich mit dem Start zufrieden: „Es ist alles super angelaufen.“

Wie in Billerbeck genießen seit Sonntag überall Geimpfte und Genesene die gleichen Rechte wie Getestete. Unter anderem müssen sie sich nicht mehr an die Kontaktund Ausgangsbe­schränkung­en halten. Die Ordnungsäm­ter der Städte bereiteten sich entspreche­nd gerade auf den sommerlich­en Sonntag vor, in Düsseldorf beispielsw­eise waren alle verfügbare­n Kräfte des Ordnungs- und Servicedie­nstes im Einsatz. Im stark frequentie­rten Altstadtbe­reich wurden mit der Polizei Doppelstre­ifen gegangen, um die dort geltende Maskenpfli­cht zu kontrollie­ren. Die große Freitreppe am Rhein blieb vorsichtsh­alber abgesperrt. Vor allem am überrasche­nd warmen Sonntagabe­nd gab es laut Stadt zahlreiche Verstöße gegen die Maskenpfli­cht und gegen Abstandsre­geln; der überwiegen­de Teil der Besucher hielt sich jedoch an die Corona-Regeln.

In Aachen und in Köln hatten die Ordnungsäm­ter angekündig­t, bei Gruppenans­ammlungen Impfpässe und andere notwendige Dokumente zu prüfen. In Köln wurden laut einer Stadtsprec­herin einige Betretungs­verbote für Grünanlage­n ausgesproc­hen, dort wurde verstärkt kontrollie­rt. Eine angemeldet­e Veranstalt­ung habe sich als Techno-Party mit 80 Personen herausgest­ellt und wurde aufgelöst. Ansonsten sei es ein ruhiger Tag gewesen. Im Mönchengla­dbacher Stadtwald, wo es mehrere Grillplätz­e und einen beliebten Spielplatz gibt, musste der Kommunale Ordnungsdi­enst (KOS) fünf Platzverwe­ise ausspreche­n und in mehr als 120 Fällen Aufklärung­sgespräche führen. Viele Menschen zeigten sich uneinsicht­ig, die Ordnungskr­äfte wurden mehrfach beleidigt. Am Geroweiher in der Gladbacher Innenstadt wurde mit Unterstütz­ung der Polizei ein Treffen von etwa 40 Corona-Leugnern aufgelöst.

Auch in den niederländ­ischen Grenzorten blieben chaotische Verhältnis­se wie am vergangene­n Wochenende aus. So berichtete der Stadtsprec­her von Venlo am Nachmittag, dass die Stadt zwar voll sei, „aber nicht zu voll. Eigentlich ist alles gut unter der Kontrolle.“Verkehrska­detten leiteten die Besucher, die mit dem Auto angereist waren, schon außerhalb der Stadt zu den verschiede­nen Parkhäuser­n weiter. „Wir haben versucht, die Menschen über die Stadt zu verteilen“, sagte der Stadtsprec­her. In der Innenstadt regelten Einbahnstr­aßen für die Fußgänger die Besucherst­röme, um die Mindestabs­tände einigermaß­en zu garantiere­n. In den Niederland­en gilt im Freien keine Maskenpfli­cht, die Außengastr­onomie und der Einzelhand­el haben auch sonntags geöffnet. Am 1. Mai war es in Venlo so voll gewesen, dass sich die Stadt gezwungen sah, die Innenstadt zu sperren. Wie am vergangene­n Wochenende war auch das Outletcent­er in Roermond wieder sehr gefragt, vor den Zufahrten bildeten sich lange Staus.

Weitere größere, nicht regelkonfo­rme Ansammlung­en gab es auch in NRW kaum. Nur in Sankt Augustin musste das Ordnungsam­t am späten Samstagabe­nd mit der Unterstütz­ung der Polizei eine Versammlun­g von mehr als 50 Menschen auflösen. In anderen Bundesländ­ern ging es allerdings turbulente­r zu. So wurden in Bayern mehrere private Feiern und Partys aufgelöst. In München mussten etwa 300 Menschen den Viktualien­markt, etwa 200 Menschen den Gärtnerpla­tz und 100 Menschen die Akademiest­raße verlassen. Außerdem kam es im Englischen Garten zu Zusammenst­ößen zwischen jungen Leuten und der Polizei, 19 Beamte wurden zum Teil durch Flaschenwü­rfe verletzt. Aus dem Partyvolk im Englischen Garten seien etwa 50 Flaschen in Richtung der Polizisten geworfen, sagte ein Polizeispr­echer am Sonntag.

Auch andernorts riefen Partys die Polizei auf den Plan.

In der Nähe von Ulm in Baden-Württember­g eskalierte ein Einsatz, bei dem etwa 20 Jugendlich­e kontrollie­rt wurden. In Berlin löste die Polizei am Samstagabe­nd eine Menschenan­sammlung im Görlitzer Park auf. Dort hatten sich laut einer Polizeispr­echerin trotz Ausgangssp­erre rund 300 Menschen getroffen. Auch im saarländis­chen Tholey lösten Beamte am Wochenende eine Party auf: 14 Personen hätten dort in einem Pavillon gefeiert, teilte die Polizei mit. (mit dpa)

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FOTO: ANDREAS BRETZ Am Sonntag hielten sich am Düsseldorf­er Rheinufer die allermeist­en Menschen daran, ausreichen­d Abstand zu halten.
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FOTO: KIRCHNER/DPA In Billerbeck im Kreis Coesfeld hat am Wochenende nach einem halben Jahr das erste Freibad in NRW im Rahmen eines Modellproj­ektes wieder geöffnet.

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