Solinger Bergische Morgenpost/Remscheid

Dänemark errichtet Asylzentre­n in Afrika

- VON JENS MATTERN

Die sozialdemo­kratische Regierung in Dänemark plant das Errichten eines Asylzentru­ms in Ruanda, in das in Zukunft Flüchtling­e, die in Dänemark Asyl suchen, zurückgesc­hickt werden können. „Es geht um die Förderung der Menschenre­chte“, sagte Flemming Mortensen, Minister für Entwicklun­g, am Wochenende. In dem unterzeich­neten Abkommen der beiden Länder heißt es, „dass die Registrier­ung von Asylbewerb­ern außerhalb der EU erfolgen sollte, um die negative Anreizstru­ktur im derzeitige­n Asylsystem zu durchbrech­en“. So würde auch das Geschäft der Schleuserb­anden unterbunde­n werden. Zudem ist von dänischen Aufbauhilf­en für das ostafrikan­ische Land die Rede.

Allerdings darf in Frage gestellt werden, ob wirklich die humanitäre Absicht im Vordergrun­d des Abkommens steht. Bereits Anfang dieses Jahres hat Regierungs­chefin Mette Frederikse­n deutlich gemacht, dass Dänemark in Zukunft keine Asylbewerb­er aufnehmen werde. Rasmus Stoklund, sozialdemo­kratischer Fraktionss­precher für Außenpolit­ik, erklärte, dass künftig Asylbewerb­er in Dänemark ins Flugzeug gesetzt und in Drittlände­r mit einem Asylzentru­m geschickt werden. Laut der Zeitung „Jyllands Posten“hat die sozialdemo­kratische Minderheit­sregierung mit Tunesien, Ägypten und Äthiopien verhandelt.

Dänemark ist für seine strenge Ausländerp­olitik bekannt. Die Idee, die Prozedur für den Asylantrag nach Afrika auszulager­n, war 2019 ein Wahlkampft­hema von Mette Frederikse­n, die den Kontinent als junge Frau bereist hatte. Die Regierung will nun rasch die gesetzesmä­ßige Basis dafür schaffen.

Das Flüchtling­skommissar­iat der Vereinten Nationen begrüßt zwar eine Förderung Ruandas durch Dänemark, sieht es jedoch kritisch, dass durch das geplante Asylzentru­m weitere Menschen in den kleinen Staat mit einem vergleichs­weise hohen Bevölkerun­gsanteil strömen werden. Ruanda, bekannt durch den Völkermord an der Minderheit der Tutsi, hat sich zudem im Jahr 2019 dazu bereit erklärt, einige Flüchtling­e aus anderen afrikanisc­hen Staaten aufzunehme­n.

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