Solinger Bergische Morgenpost/Remscheid
Sicher erreichbar mit Seniorenhandys
Die Auswahl von Geräten mit etwas einfacherer Handhabung ist groß – die Unterschiede sind es aber auch. Denn die simplere Bedienung bringt Einbußen bei der Anwendung mit sich. Eine Übersicht, welche Modelle zu empfehlen sind.
In Zeiten des digitalen Wandels ist das Mobiltelefon zu einem ständigen Begleiter geworden. Die Geräte bieten schier unendliche Möglichkeiten, allen voran dienen sie aber der Kommunikation. Dennoch besitzt nur die Hälfte der über 70-Jährigen ein Smartphone mit Internetzugang. Das zeigt die Verbrauchsund Medienanalyse 2021.
Natürlich ist es nicht ungewöhnlich, dass Hochbetagte nicht mit der neusten Technik Schritt halten können – oder wollen. Beim Handy ist das aber auch nicht nötig. Denn es gibt Mobiltelefone, die auf die Bedürfnisse älterer Menschen angepasst sind: Seniorenhandys. Dieser Begriff hat sich in der Industrie festgesetzt, wenngleich die Geräte auch für Menschen mit Behinderung eine große Erleichterung sein können.
Bekannte Produzenten dieser Geräte sind Doro und Emporia. Beide Unternehmen haben sich auf Seniorenhandys spezialisiert. Weitere Anbieter sind etwa Tiptel, Artfone, Beafone, Swisstone und Panasonic.
Grundsätzliches
Seniorenhandys gibt es in vielen Ausführungen. Alle vereint die einfache Handhabung. Das gelingt durch große Tasten oder Touchfelder, einen kontrastreichen Bildschirm und eine simple Menüführung. Die Bedienoberfläche ist in der Regel schlicht gehalten und zeigt nur das Wichtigste an. Kurzwahltasten vereinfachen den schnellen Anruf bei Familie und Freunden. Gute Seniorenhandys sind zudem robust und haben eine hohe Akkulaufzeit.
Besonderheiten
Einfache Bedienung ist nicht alles. Seniorenhandys haben Eigenschaften, die in gängigen Smartphones nicht oder selten verbaut sind. Dazu zählt etwa ein Notrufknopf. Über die separate Taste – oft an der Rückseite verbaut – kann ein Notruf abgesetzt werden. Dabei werden definierte Notfallkontakte angerufen. Geht die Person nicht an ihr Telefon, wird die nächste kontaktiert. Zudem besteht die Option, unmittelbar SMS an die Notfallkontakte zu schicken. Bei manche Modellen (etwa dem Doro 6040) wird dabei über die GPS-Daten der aktuelle Standort übermittelt. Manches Seniorenhandy hat einen Fallsensor integriert, der aber fehleranfällig sein kann.
Darüber hinaus können Seniorenhandys sehr laut eingestellt werden. Das ist insbesondere für hörbeeinträchtigte Menschen von Nutzen. Für Personen, die ein analoges Hörgerät tragen, ist darauf zu achten, dass die Geräte eine Hörgerätekompatibilität (HAC) haben. Dadurch werden Störgeräusche wie Rauschen und Brummen umgangen. Bei digitalen Hörgeräten treten diese Probleme in der Regel nicht auf. Zudem bieten einige Seniorenhandys die Möglichkeit, das Telefon direkt mit dem Hörgerät zu koppeln.
Einfache Handys
Die simpelste Variante des Seniorenhandys sind Geräte, die Mobiltelefonen um die Jahrtausendwende ähneln. Diese Geräte beschränken sich auf das Grundlegende: Telefonie und SMS. Dadurch sind sie kostengünstig. Der Preis des kürzlich von der Stiftung Warentest zum Testsieger gekürten Doro 6040 liegt bei 58 Euro. Das gleich gut bewertete Tiptel Ergophone 6420 kostet 70 Euro. Billiger ist das Beafon SL595 (40 Euro).
Die einfachen Handys haben aber auch Nachteile: Apps können nicht installiert werden und die Geräte sind nicht internetfähig. Kommunizieren über Messenger-Dienste wie Whatsapp fällt damit flach.
Smartphones
Am anderen Ende des Spektrums liegen auf Senioren angepasste Mobiltelefone, ähnlich den herkömmlichen Smartphones. Dabei sind die Symbole extra groß, die Menüs vereinfacht. So fällt das Bedienen umso leichter, kann aber manchen Anfänger dennoch überfordern. In dieser Kategorie erntete die Firma Doro kürzlich viel Lob: Sowohl die Stiftung Warentest als auch der Verein für Konsumenteninformation prämierten das Doro 8050 (Kaufpreis: 220 Euro).
Hybride Die Kombination aus einfachem Handy und Smartphone fällt in eine eigene Kategorie. Diese Geräte versprechen, das Beste aus beiden Welten zu vereinen. In der Praxis klappt das mittelmäßig. Die Hybride sind internetfähig und haben einige Anwendungen (Apps) bereits vorinstalliert. So ist die Kommunikation per Whatsapp ebenso möglich wie das Fotografieren mit dem Handy – wenngleich die Qualität der Bilder oft zu wünschen übrig lässt. Da diese Geräte den Mittelweg gehen, gibt es Hybride mit Touch-Bildschirm und Tastenfeldern – oder solche, die beides kombinieren (etwa das Beafon SL860touch, 100 Euro). Der Mittelweg gilt auch für die Preise: Das Doro 7010 kostet etwa 80 Euro, das Emporia Touchsmart 100 Euro. Beide Handys bewertete die Stiftung Warentest mit „befriedigend (2,6)“.
Fazit
Das Mobiltelefon muss an die Bedürfnisse des Nutzers angepasst sein. Wer nur Telefonieren und Simsen will, fährt gut mit einem einfachen Handy, das auf Senioren abgestimmt ist. Wer näher am Zahn der Zeit sein will, wer Bilder über Messenger empfangen oder verschicken oder Videotelefonieren will, sollte sich ein internetfähiges Smartphone oder einen Hybrid zulegen. Wichtig ist, dass der Anwender damit zurechtkommt. Dann steht Menschen mit Handicap – egal ob eingeschränkte Motorik, Seh- oder Hörbeeinträchtigung – die Welt der Mobiltelefone offen.