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Sicher erreichbar mit Seniorenha­ndys

Die Auswahl von Geräten mit etwas einfachere­r Handhabung ist groß – die Unterschie­de sind es aber auch. Denn die simplere Bedienung bringt Einbußen bei der Anwendung mit sich. Eine Übersicht, welche Modelle zu empfehlen sind.

- VON CARSTEN PFARR

In Zeiten des digitalen Wandels ist das Mobiltelef­on zu einem ständigen Begleiter geworden. Die Geräte bieten schier unendliche Möglichkei­ten, allen voran dienen sie aber der Kommunikat­ion. Dennoch besitzt nur die Hälfte der über 70-Jährigen ein Smartphone mit Internetzu­gang. Das zeigt die Verbrauchs­und Medienanal­yse 2021.

Natürlich ist es nicht ungewöhnli­ch, dass Hochbetagt­e nicht mit der neusten Technik Schritt halten können – oder wollen. Beim Handy ist das aber auch nicht nötig. Denn es gibt Mobiltelef­one, die auf die Bedürfniss­e älterer Menschen angepasst sind: Seniorenha­ndys. Dieser Begriff hat sich in der Industrie festgesetz­t, wenngleich die Geräte auch für Menschen mit Behinderun­g eine große Erleichter­ung sein können.

Bekannte Produzente­n dieser Geräte sind Doro und Emporia. Beide Unternehme­n haben sich auf Seniorenha­ndys spezialisi­ert. Weitere Anbieter sind etwa Tiptel, Artfone, Beafone, Swisstone und Panasonic.

Grundsätzl­iches

Seniorenha­ndys gibt es in vielen Ausführung­en. Alle vereint die einfache Handhabung. Das gelingt durch große Tasten oder Touchfelde­r, einen kontrastre­ichen Bildschirm und eine simple Menüführun­g. Die Bedienober­fläche ist in der Regel schlicht gehalten und zeigt nur das Wichtigste an. Kurzwahlta­sten vereinfach­en den schnellen Anruf bei Familie und Freunden. Gute Seniorenha­ndys sind zudem robust und haben eine hohe Akkulaufze­it.

Besonderhe­iten

Einfache Bedienung ist nicht alles. Seniorenha­ndys haben Eigenschaf­ten, die in gängigen Smartphone­s nicht oder selten verbaut sind. Dazu zählt etwa ein Notrufknop­f. Über die separate Taste – oft an der Rückseite verbaut – kann ein Notruf abgesetzt werden. Dabei werden definierte Notfallkon­takte angerufen. Geht die Person nicht an ihr Telefon, wird die nächste kontaktier­t. Zudem besteht die Option, unmittelba­r SMS an die Notfallkon­takte zu schicken. Bei manche Modellen (etwa dem Doro 6040) wird dabei über die GPS-Daten der aktuelle Standort übermittel­t. Manches Seniorenha­ndy hat einen Fallsensor integriert, der aber fehleranfä­llig sein kann.

Darüber hinaus können Seniorenha­ndys sehr laut eingestell­t werden. Das ist insbesonde­re für hörbeeintr­ächtigte Menschen von Nutzen. Für Personen, die ein analoges Hörgerät tragen, ist darauf zu achten, dass die Geräte eine Hörgerätek­ompatibili­tät (HAC) haben. Dadurch werden Störgeräus­che wie Rauschen und Brummen umgangen. Bei digitalen Hörgeräten treten diese Probleme in der Regel nicht auf. Zudem bieten einige Seniorenha­ndys die Möglichkei­t, das Telefon direkt mit dem Hörgerät zu koppeln.

Einfache Handys

Die simpelste Variante des Seniorenha­ndys sind Geräte, die Mobiltelef­onen um die Jahrtausen­dwende ähneln. Diese Geräte beschränke­n sich auf das Grundlegen­de: Telefonie und SMS. Dadurch sind sie kostengüns­tig. Der Preis des kürzlich von der Stiftung Warentest zum Testsieger gekürten Doro 6040 liegt bei 58 Euro. Das gleich gut bewertete Tiptel Ergophone 6420 kostet 70 Euro. Billiger ist das Beafon SL595 (40 Euro).

Die einfachen Handys haben aber auch Nachteile: Apps können nicht installier­t werden und die Geräte sind nicht internetfä­hig. Kommunizie­ren über Messenger-Dienste wie Whatsapp fällt damit flach.

Smartphone­s

Am anderen Ende des Spektrums liegen auf Senioren angepasste Mobiltelef­one, ähnlich den herkömmlic­hen Smartphone­s. Dabei sind die Symbole extra groß, die Menüs vereinfach­t. So fällt das Bedienen umso leichter, kann aber manchen Anfänger dennoch überforder­n. In dieser Kategorie erntete die Firma Doro kürzlich viel Lob: Sowohl die Stiftung Warentest als auch der Verein für Konsumente­ninformati­on prämierten das Doro 8050 (Kaufpreis: 220 Euro).

Hybride Die Kombinatio­n aus einfachem Handy und Smartphone fällt in eine eigene Kategorie. Diese Geräte verspreche­n, das Beste aus beiden Welten zu vereinen. In der Praxis klappt das mittelmäßi­g. Die Hybride sind internetfä­hig und haben einige Anwendunge­n (Apps) bereits vorinstall­iert. So ist die Kommunikat­ion per Whatsapp ebenso möglich wie das Fotografie­ren mit dem Handy – wenngleich die Qualität der Bilder oft zu wünschen übrig lässt. Da diese Geräte den Mittelweg gehen, gibt es Hybride mit Touch-Bildschirm und Tastenfeld­ern – oder solche, die beides kombiniere­n (etwa das Beafon SL860touch, 100 Euro). Der Mittelweg gilt auch für die Preise: Das Doro 7010 kostet etwa 80 Euro, das Emporia Touchsmart 100 Euro. Beide Handys bewertete die Stiftung Warentest mit „befriedige­nd (2,6)“.

Fazit

Das Mobiltelef­on muss an die Bedürfniss­e des Nutzers angepasst sein. Wer nur Telefonier­en und Simsen will, fährt gut mit einem einfachen Handy, das auf Senioren abgestimmt ist. Wer näher am Zahn der Zeit sein will, wer Bilder über Messenger empfangen oder verschicke­n oder Videotelef­onieren will, sollte sich ein internetfä­higes Smartphone oder einen Hybrid zulegen. Wichtig ist, dass der Anwender damit zurechtkom­mt. Dann steht Menschen mit Handicap – egal ob eingeschrä­nkte Motorik, Seh- oder Hörbeeintr­ächtigung – die Welt der Mobiltelef­one offen.

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FOTO: FLORIAN SCHUH Seniorenha­ndys gibt es viele. Sie alle machen Kompromiss­e, um die Bedienung zu erleichter­n. Dennoch sind sie eine echte Alternativ­e.

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