Solinger Bergische Morgenpost/Remscheid
Erst Meister, dann der Rekord
Die Bayern sind Meister. Robert Lewandowski fehlt noch ein Tor zur historischen 40.
(dpa) Als Torjäger Robert Lewandowski nach seinen Saisontoren 37, 38 und 39 gemeinsam mit den Teamkollegen in der Kabine in den gleich gereichten roten Shirts mit der großen „9“die neunte Meisterschaft am Stück feierte, stieß Hansi Flick in seiner Trainer-Kabine mit Vorstandsboss Karl-Heinz Rummenigge und einem Gläschen Schampus auf seinen Münchner Abschiedstitel an. „Dieses Jahr war es leider nur die Meisterschaft“, sinnierte Flick kurz vor dem Ende einer „tollen Zeit“, die auf seinen Wunsch hin vorzeitig nach dem letzten Spieltag endet.
Der 56-Jährige rühmte seine Mannschaft, die ihm jederzeit einen „Genuss“bereitet habe, für eine außergewöhnliche Leistung nach dem Triple-Triumph 2020: „Wir haben kaum Urlaub gehabt“, erinnerte Flick. Besonders lobte er Stürmerstar Lewandowski. Denn jetzt wackelt die historische 40 richtig. Der Stürmer hätte den scheinbar ewigen Bundesliga-Torrekord von „Bomber“Gerd Müller schon beim 6:0-Schützenfest gegen Borussia Mönchengladbach egalisieren oder sogar übertreffen können.
Aber der 32 Jahre alte Pole begnügte sich mit drei Toren. Und zwei Spiele in Freiburg und gegen Augsburg hat der Weltfußballer ja noch Zeit, um Fußball-Geschichte zu schreiben. Wie es funktionieren soll, weiß Lewandowski ziemlich genau: „Es hilft nicht, wenn du es zur sehr willst. Du musst ruhig bleiben.“
Am Meistertag der Bayern trumpfte Lewandowski mal wieder groß auf. Nach einem frühen Tor in Minute zwei, einem spektakulären Seitfallzieher zum 3:0 sowie dem cool verwandelten Handelfmeter zum 5:0. „39 Treffer sind schon sensationell“, sagte Flick, der weiß, wie „heiß“Lewandowski auf den Rekord ist, den der heute 75 Jahre alte Müller vor 49 Jahren aufstellte.
Auf seine Teamkollegen kann der Rekordjäger jedenfalls absolut zählen. Das war gegen Gladbach zu sehen. Die „Geschichte mit Lewy“will nicht nur Thomas Müller unbedingt zum Happy-End führen: „Wenn er die Dinger so reinmacht, die wir ihm auflegen, dann wird es klappen.“Und das, obwohl Lewandowski im April gleich vier Spiele wegen einer Knieverletzung verpasste.
Früher war Lewandowski auf dem Platz ein Tor-Egoist. Mit Arjen Robben stritt er schon mal auf dem Platz wie kleine Kinder um einen Elfmeter. Vergessen. Vorbei. Am Samstag legte er Kingsley Coman großzügig das 4:0 auf. „Ich kann dankbar dafür sein, dass ich so viele Vorlagen von meinen Kollegen bekomme“, sagte der Teamplayer Lewandowski. 275 Tore hat er in 348 Bundesligaspielen erzielt. 201 davon bejubelte der frühere Dortmunder in 217 Partien im Trikot des FC Bayern. Er ist würdig, die Bayern-Legende Müller zu übertreffen.