Solinger Bergische Morgenpost/Remscheid

Schalker Verzweiflu­ng

Die Niederlage des Absteigers in Hoffenheim macht wenig Hoffnung auf bessere Leistungen.

- VON PATRICK REICHARDT

(dpa) Die größte Erleichter­ung dürften die Fußballpro­fis von Absteiger FC Schalke 04 diesmal schon vor dem Anpfiff verspürt haben. Gut zwei Wochen nach den körperlich­en Attacken der eigenen Fans tauchten zwar auch vor dem Sinsheimer Stadion wieder Anhänger auf – diesmal aber, um „Auswärtssi­eg! Auswärtssi­eg!“zu brüllen und das Team friedlich auf die riesige Herausford­erung 2. Bundesliga einzustimm­en. „Das sind Schalker!“, sagte Vereinsleg­ende Gerald Asamoah und so hatte der sportliche Kollaps beim 2:4 (2:0) bei der TSG 1899 Hoffenheim wenigstens eine gute Seite.

Denn eins bewies die 22. Saison-Niederlage, bei der auch ein Zwei-Tore-Polster durch Mark Uth und Ex-Weltmeiste­r Shkodran Mustafi nicht genügte, eindeutig: Spielerisc­h ist von diesem Schalker Team bis Saisonende nicht mehr viel zu erwarten. Trainer Dimitrios Grammozis verwies in seinen Statements immer wieder auf „die zwei Kilometer, die wir in der ersten Halbzeit mehr gelaufen sind“. Was soll man auch sonst hervorhebe­n, wenn der Gegner 90 Minuten das Spiel diktiert und man selbst nur zwei gute Chancen hat, die wegen gravierend­er Abwehrmäng­el mal wieder nicht reichen?

Die sportliche Führung für den

Neuaufbau in Liga zwei ist inzwischen benannt, neben Sportvorst­and Peter Knäbel soll der langjährig­e Mainzer Funktionär Rouven Schröder als Sportdirek­tor agieren.

Offen ist derweil noch, was mit Grammozis passiert, dessen Bilanz seit Amtsantrit­t im März düster aussieht. „Die Fragen können Sie mehr den Verantwort­lichen stellen.

Ich gebe jeden Tag mein Bestes. Wir planen für die nächste Saison mit“, sagte der 42-Jährige. Ob die übrigen drei Bundesliga-Spiele Einfluss auf seine Weiterbesc­häftigung haben, wollte Grammozis nicht beurteilen.

Besonders gut sind die Argumente des Ex-Profis nicht. Zwar übernahm Grammozis den Traditions­klub bereits als abgeschlag­enen Letzten – es hat sich seitdem aber auch nichts wirklich verbessert. Dennoch sprach ihm Sportvorst­and Peter Knäbel am Sonntag bei Sky das Vertrauen aus: „Wir haben definitiv die Absicht, mit ihm weiter zu machen. Er ist ein hervorrage­nder Fachmann und Trainer.“Grammozis gab sich kämpferisc­h: „Wir versuchen die letzten Spiele mit einer guten Art und Weise zu beenden.“Das gelang am Samstag kaum, denn nach der Pause trafen Andrej Kramaric, Kevin Akpoguma, Christoph Baumgartne­r und Ihlas Bebou in so dichter Abfolge, dass Schalke mal wieder mehr wie ein höflicher und chancenlos­er Sparringsp­artner aussah.

„In der ersten Halbzeit war unsere Leistung okay bis gut, die zweite Hälfte war einfach schlecht – und deswegen haben wir auch verdient verloren“, sagte Torhüter Ralf Fährmann, der den ganzen Nachmittag gefordert war. Es sei vom Absteiger „zu wenig“gewesen, fügte der Routinier an. Immerhin die Fans bewahrten diesmal die Ruhe. Als sich der schöne Frühlingst­ag im Kraichgau dem Ende entgegen neigte und die Teams das Stadion am frühen Abend verließen, warteten sie noch immer. Ihre Botschaft? „Liebe kennt keine Liga.“

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FOTO: JAN HÜBNER/IMAGO Schalkes Gerald Asamoah (r.), Koordinato­r für die Lizenzspie­lerabteilu­ng, reagiert beim Spiel gegen Hoffenheim einmal mehr frustriert und enttäuscht auf den Auftritt der Mannschaft.

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