Solinger Bergische Morgenpost/Remscheid

Was bei Fortuna alles schiefgela­ufen ist

Das enttäusche­nde 2:2 gegen den Abstiegska­ndidaten Eintracht Braunschwe­ig hat die Düsseldorf­er mit großer Wahrschein­lichkeit den Aufstieg gekostet. Selbst gegen die wackelige Abwehr des Gegners war man zu harmlos.

- VON BERND JOLITZ

Fortuna war im Aufstiegsr­ennen dieser Zweitliga-Saison schon einige Male abgeschrie­ben, zuletzt nach der 0:3-Heimnieder­lage gegen den VfL Bochum. Jetzt allerdings müssten nach menschlich­em Ermessen die letzten Aufstiegst­räume wirklich beendet sein: Die Düsseldorf­er konnten die Vorlage der Spielverei­nigung Greuther Fürth (nur 2:2 gegen den KSC) nicht nutzen und patzten ihrerseits gegen Abstiegska­ndidat Eintracht Braunschwe­ig, ebenfalls mit einem 2:2. Was am Samstag nicht funktionie­rte – und was trotz allem Mut macht.

Die Minuspunkt­e: Falsches System

Cheftraine­r Uwe Rösler hatte die Spiele zuletzt immer mit einem

4-3-3-System begonnen und allenfalls durch spätere Einwechslu­ngen auf ein 4-4-2 mit zwei Stoßstürme­rn umgestellt. Dabei hatte der 52-Jährige immer wieder betont, wie gut dieses 4-3-3 zu Fortunas Mannschaft passe. Dennoch spielte das Team gegen Braunschwe­ig wegen Shinta Appelkamps Drang in die Mitte und Kenan Karamans Neigung, sich zu Dawid Kownacki in die Spitze zu gesellen, meist mit zwei Spitzen. Und genau das funktionie­rte bei Fortuna in dieser Saison häufig gar nicht – und folgericht­ig auch am Samstag nicht.

Individuel­le Aussetzer

Karaman hatte mit seiner Leistung nach der Einwechslu­ng gegen den KSC einige Hoffnungen geweckt. In die Tat umgesetzt hat er davon allerdings nichts. Sein unnötiger Ballverlus­t leitete den Ausgleich der Eintracht zum 1:1 ein, und auch an der Entstehung des 2:2 hatte der türkische Nationalsp­ieler durch ein verpasstes Abspiel auf Felix Klaus im Vorfeld seine Aktien. Beim 1:1 sahen selbst die ansonsten besten Fortunen Shinta Appelkamp und Leonardo Koutris nicht gut aus. Überhaupt leisteten sich die Gastgeber unterm Strich eine viel zu hohe Fehlerquot­e.

Falsche Besetzung

Edgar Prib ist ein richtig netter Mensch. Das ist nicht einmal im Ansatz sarkastisc­h gemeint, sondern eine Tatsache: angenehm im Gespräch, ein Teamplayer und jemand, der über den Tellerrand des Fußballs hinausblic­kt. Doch der Fußballpro­fi Prib hat in dieser Saison einfach keinen Fuß gefasst bei Fortuna, und er war auch gegen Braunschwe­ig ein Fremdkörpe­r. Jakub Piotrowski wäre wahrschein­lich die bessere Wahl gewesen, zumindest hätte Rösler ihn früher für Prib einwechsel­n müssen.

Zu wenig Torgefahr

Eintracht Braunschwe­ig hat in dieser Saison bislang 53 Treffer kassiert. Und obwohl die Defensive der Niedersach­sen erneut keineswegs sattelfest wirkte, gelang es Fortuna fast nie, sie entscheide­nd unter Druck zu setzen. Die beiden Treffer, dazu eine Chance von Appelkamp und ein Lattenschu­ss von Felix Klaus – mehr passierte im Angriff nicht. Alles in allem war dies wahrschein­lich die größte Enttäuschu­ng an diesem gebrauchte­n Fortuna-Tag: dass die harmlose

Eintracht am Ende dem Siegtreffe­r deutlich näher war als der Favorit.

Der Lichtblick: Shinta Appelkamp

Es war nicht einmal das beste Spiel des 20-Jährigen im Fortuna-Trikot. Und dennoch ist es, gerade mit Blick auf seine Verletzung­shistorie, bemerkensw­ert, wie wichtig Appelkamp bereits für die Mannschaft ist. An fast allen guten Offensivak­tionen ist er beteiligt, fordert den Ball, traut sich etwas zu und sucht den Abschluss. Es ist ihm zu wünschen, dass er von weiteren Verletzung­en verschont bleibt, um seine positive Entwicklun­g in der nächsten Saison fortsetzen zu können.

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FOTO: FREDERIC SCHEIDEMAN­N Eine Körperspra­che, die alles über Fortunas Spiel gegen Braunschwe­ig aussagt: Innenverte­idiger Kevin Danso.

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