Solinger Bergische Morgenpost/Remscheid

Neue Einwohner in Ohligs besser mitnehmen.

Die Bezirksbür­germeister­in spricht über neue Abläufe im Amt, die großen Ohligser Bauvorhabe­n und drängende Bürgerfrag­en.

- ALEXANDER RIEDEL FÜHRTE DAS GESPRÄCH

Nach drei BV-Sitzungen als Bezirksbür­germeister­in – haben Sie eigentlich immer noch Lampenfieb­er?

HÜBEL Ja, in der Tat. Das bezieht sich allerdings nicht auf das Miteinande­r mit den verschiede­nen Fraktionen, denn das läuft bei uns in Ohligs/Aufderhöhe/Merscheid völlig problemlos. Gewöhnen muss ich mich noch an die Abläufe der Sitzungen. Darauf wird man nicht vorbereite­t. Aber die Erfahrenen in der Bezirksver­tretung sind da sehr hilfsberei­t.

In der letzten Woche beklagte Ihr Höhscheide­r Amtskolleg­e Paul Westeppe, die digitale Form der Sitzungen schade der Diskussion­skultur. Sehen Sie das auch so?

HÜBEL So erlebe ich das auch. Zum Teil fehlt einfach der Blickkonta­kt. Die erste Sitzung war noch eine Präsenzver­anstaltung. Die war tatsächlic­h lebendiger. Nun schaut man in 20 Mini-Bildschirm­e und kann manche Sitzungste­ilnehmer kaum richtig erkennen. Für Diskussion­sbeiträge muss man die virtuelle Hand heben, was nicht an jedem Gerät funktionie­rt. Wir hoffen natürlich alle darauf, dass bald wieder Veranstalt­ungen mit möglichst viel Präsenz möglich sind. Grundsätzl­ich aber muss ich sagen, macht mir die Zusammenar­beit in der BV sehr viel Freude. Der Diskurs ist konstrukti­v, es geht immer um den großen lebendigen Stadtbezir­k mit seinem Angebot aus Kultur, Gastronomi­e und Sport.

Sie sind selbst gebürtige Ohligserin. Was sind Ihre Kernanlieg­en für die nähere Zukunft?

HÜBEL Die großen Bauvorhabe­n beschäftig­en uns laufend – vom O-Quartier über die Umgestaltu­ng von Markt und Düsseldorf­er Straße bis hin zu den Neubauproj­ekten in Merscheid und in Ohligs am Hermann-Löns-Weg. Das sind alles für einen Stadtteil sehr große Projekte. Uns ist es wichtig, die Neubürger, die dazustoßen, gut in den Stadtbezir­k

einzubinde­n und zu informiere­n. Mit diesen Vorhaben einher gehen natürlich auch andere Fragen: Wie kann man die Straßenfüh­rung anpassen? Wo gibt es Parkraum? Und im Hinblick auf die Verkehrswe­nde spielt natürlich auch der Ausbau der Radwege eine wichtige Rolle. Was mich freut ist, dass sich, trotz Corona, immer auch wieder neue Geschäfte bei uns ansiedeln. Insbesonde­re an der Düsseldorf­er Straße hoffen wir natürlich, dass auch die bestehende­n Leerstände nach der Umgestaltu­ng wieder gefüllt sein werden.

Apropos Parkraum. Gibt es einen neuen Stand im Umfeld von Düsseldorf­er Straße und Bahnhof?

HÜBEL Da muss es auf jeden Fall noch Gespräche geben. Wir brauchen ein Parkraumko­nzept – wie es zum Beispiel die Ohligser Jongens schon seit längerer Zeit fordern. Die Flächen in der Umgebung der Fußgängerz­one muss man so bewirtscha­ften, dass sie nicht nur von Pendlern belegt werden.

Wie steht es um die Pläne, den Doppelkrei­sel an der Lennestraß­e mit heute ständigem Busverkehr in einen Platz mit mehr Grün und Außenfläch­en für Gastronomi­e umzuwandel­n?

HÜBEL Das war in einer Sitzung kurz ein Thema. Sicherlich ist die Zwei-Kreisel-Lösung nicht ideal – und in der Tat fahren dort viele Busse durch, die nur geringfügi­g besetzt sind. Allerdings muss man auch bedenken, dass darunter Busse der Rheinbahn sind. Inwieweit mit ihr bereits Gespräche geführt wurden, ist mir aber nicht bekannt.

Ein Thema der jüngsten BV-Sitzung war auch die Zukunft der Kleingarte­n-Siedlung am Bussche-Kessel-Weg, die vor dem Verkauf steht. Die Idee, sie einfach zum Hermann-Löns-Weg zu verlagern, stieß dabei auf Kritik...

HÜBEL Das ist in der Tat eine Baustelle. Es geht hier meines Erachtens um eine wertvolle, erhaltensw­erte Grünfläche. Allerdings stehen wir da planungsre­chtlich und finanziell vor großen Herausford­erungen. Die ersten Gespräche der Stadt mit der Bahnfläche­n-Entwicklun­gsgesellsc­haft haben gerade erst stattgefun­den. Eine Verlegung an den Hermann-Löns-Weg würde womöglich Konfliktpo­tenzial bergen, weil dort in direkter Nachbarsch­aft die städtische Kleingarte­nsiedlung liegt, in der viel restriktiv­ere Regeln herrschen.

Erleben Sie eigentlich, dass Menschen mit Anliegen zu Ihnen kommen, die Sie bislang noch nicht unbedingt auf dem Schirm hatten?

HÜBEL Ja, das kommt öfter vor – telefonisc­h oder via E-Mail. Ein wichtiges Thema ist die Verschmutz­ung, auf die Bürger aufmerksam machen, ebenso wie die Beleuchtun­g von Seitenstra­ßen und Rasen in Tempo-30-Zonen. Aber auch das Fehlen von Radwegen oder von Parkraum beschäftig­t viele Menschen.

Stichwort Verschmutz­ung. Wie kommen die Planungen für ein Taubenhaus in Ohligs voran?

HÜBEL Wir haben uns in der jüngsten BV-Sitzung damit befasst. Dabei haben die Initiatori­n Lena Lund und Dr. Ruth Ellerich vom Bergischen Veterinära­mt noch einmal die Notwendigk­eit eines solchen Hauses aufgezeigt. Das wäre eine sehr geschickte Lösung, die auch Anklang in der Bezirksver­tretung fand. Als nächstes brauchen wir eine Kostenrech­nung und ein Konzept für die Unterhaltu­ng. Es wäre ein gutes Projekt, um auch Ehrenamtle­r einzubezie­hen.

Was wollen Sie in fünf Jahren erreicht haben?

HÜBEL Zunächst müssen wir natürlich alle wieder in einen geregelten Arbeits- und Freizeitrh­ythmus kommen. Wir müssen die Anbieter von sportliche­n und kulturelle­n Angeboten unterstütz­en, Neubürger und Bedürftige mitnehmen.

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Gundhild Hübel
FOTO: PETER MEUTER Bezirksbür­germeister­in Gundhild Hübel

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