Solinger Bergische Morgenpost/Remscheid
Neue Einwohner in Ohligs besser mitnehmen.
Die Bezirksbürgermeisterin spricht über neue Abläufe im Amt, die großen Ohligser Bauvorhaben und drängende Bürgerfragen.
Nach drei BV-Sitzungen als Bezirksbürgermeisterin – haben Sie eigentlich immer noch Lampenfieber?
HÜBEL Ja, in der Tat. Das bezieht sich allerdings nicht auf das Miteinander mit den verschiedenen Fraktionen, denn das läuft bei uns in Ohligs/Aufderhöhe/Merscheid völlig problemlos. Gewöhnen muss ich mich noch an die Abläufe der Sitzungen. Darauf wird man nicht vorbereitet. Aber die Erfahrenen in der Bezirksvertretung sind da sehr hilfsbereit.
In der letzten Woche beklagte Ihr Höhscheider Amtskollege Paul Westeppe, die digitale Form der Sitzungen schade der Diskussionskultur. Sehen Sie das auch so?
HÜBEL So erlebe ich das auch. Zum Teil fehlt einfach der Blickkontakt. Die erste Sitzung war noch eine Präsenzveranstaltung. Die war tatsächlich lebendiger. Nun schaut man in 20 Mini-Bildschirme und kann manche Sitzungsteilnehmer kaum richtig erkennen. Für Diskussionsbeiträge muss man die virtuelle Hand heben, was nicht an jedem Gerät funktioniert. Wir hoffen natürlich alle darauf, dass bald wieder Veranstaltungen mit möglichst viel Präsenz möglich sind. Grundsätzlich aber muss ich sagen, macht mir die Zusammenarbeit in der BV sehr viel Freude. Der Diskurs ist konstruktiv, es geht immer um den großen lebendigen Stadtbezirk mit seinem Angebot aus Kultur, Gastronomie und Sport.
Sie sind selbst gebürtige Ohligserin. Was sind Ihre Kernanliegen für die nähere Zukunft?
HÜBEL Die großen Bauvorhaben beschäftigen uns laufend – vom O-Quartier über die Umgestaltung von Markt und Düsseldorfer Straße bis hin zu den Neubauprojekten in Merscheid und in Ohligs am Hermann-Löns-Weg. Das sind alles für einen Stadtteil sehr große Projekte. Uns ist es wichtig, die Neubürger, die dazustoßen, gut in den Stadtbezirk
einzubinden und zu informieren. Mit diesen Vorhaben einher gehen natürlich auch andere Fragen: Wie kann man die Straßenführung anpassen? Wo gibt es Parkraum? Und im Hinblick auf die Verkehrswende spielt natürlich auch der Ausbau der Radwege eine wichtige Rolle. Was mich freut ist, dass sich, trotz Corona, immer auch wieder neue Geschäfte bei uns ansiedeln. Insbesondere an der Düsseldorfer Straße hoffen wir natürlich, dass auch die bestehenden Leerstände nach der Umgestaltung wieder gefüllt sein werden.
Apropos Parkraum. Gibt es einen neuen Stand im Umfeld von Düsseldorfer Straße und Bahnhof?
HÜBEL Da muss es auf jeden Fall noch Gespräche geben. Wir brauchen ein Parkraumkonzept – wie es zum Beispiel die Ohligser Jongens schon seit längerer Zeit fordern. Die Flächen in der Umgebung der Fußgängerzone muss man so bewirtschaften, dass sie nicht nur von Pendlern belegt werden.
Wie steht es um die Pläne, den Doppelkreisel an der Lennestraße mit heute ständigem Busverkehr in einen Platz mit mehr Grün und Außenflächen für Gastronomie umzuwandeln?
HÜBEL Das war in einer Sitzung kurz ein Thema. Sicherlich ist die Zwei-Kreisel-Lösung nicht ideal – und in der Tat fahren dort viele Busse durch, die nur geringfügig besetzt sind. Allerdings muss man auch bedenken, dass darunter Busse der Rheinbahn sind. Inwieweit mit ihr bereits Gespräche geführt wurden, ist mir aber nicht bekannt.
Ein Thema der jüngsten BV-Sitzung war auch die Zukunft der Kleingarten-Siedlung am Bussche-Kessel-Weg, die vor dem Verkauf steht. Die Idee, sie einfach zum Hermann-Löns-Weg zu verlagern, stieß dabei auf Kritik...
HÜBEL Das ist in der Tat eine Baustelle. Es geht hier meines Erachtens um eine wertvolle, erhaltenswerte Grünfläche. Allerdings stehen wir da planungsrechtlich und finanziell vor großen Herausforderungen. Die ersten Gespräche der Stadt mit der Bahnflächen-Entwicklungsgesellschaft haben gerade erst stattgefunden. Eine Verlegung an den Hermann-Löns-Weg würde womöglich Konfliktpotenzial bergen, weil dort in direkter Nachbarschaft die städtische Kleingartensiedlung liegt, in der viel restriktivere Regeln herrschen.
Erleben Sie eigentlich, dass Menschen mit Anliegen zu Ihnen kommen, die Sie bislang noch nicht unbedingt auf dem Schirm hatten?
HÜBEL Ja, das kommt öfter vor – telefonisch oder via E-Mail. Ein wichtiges Thema ist die Verschmutzung, auf die Bürger aufmerksam machen, ebenso wie die Beleuchtung von Seitenstraßen und Rasen in Tempo-30-Zonen. Aber auch das Fehlen von Radwegen oder von Parkraum beschäftigt viele Menschen.
Stichwort Verschmutzung. Wie kommen die Planungen für ein Taubenhaus in Ohligs voran?
HÜBEL Wir haben uns in der jüngsten BV-Sitzung damit befasst. Dabei haben die Initiatorin Lena Lund und Dr. Ruth Ellerich vom Bergischen Veterinäramt noch einmal die Notwendigkeit eines solchen Hauses aufgezeigt. Das wäre eine sehr geschickte Lösung, die auch Anklang in der Bezirksvertretung fand. Als nächstes brauchen wir eine Kostenrechnung und ein Konzept für die Unterhaltung. Es wäre ein gutes Projekt, um auch Ehrenamtler einzubeziehen.
Was wollen Sie in fünf Jahren erreicht haben?
HÜBEL Zunächst müssen wir natürlich alle wieder in einen geregelten Arbeits- und Freizeitrhythmus kommen. Wir müssen die Anbieter von sportlichen und kulturellen Angeboten unterstützen, Neubürger und Bedürftige mitnehmen.