Solinger Bergische Morgenpost/Remscheid

Pop-Up-Radweg sorgt für rege Diskussion­en.

Nach der Veröffentl­ichung unseres Beitrages „Pop-Up-Radweg mit Baustellen-Charakter“entwickelt­e sich auf der Facebook-Seite der Solinger Morgenpost ein sachlicher und konstrukti­ver Meinungsau­stausch – eine kleine Auswahl der rund 150 Kommentare.

- VON GUIDO RADTKE

Lars-Oliver Fischer

Es hätte auch ein Fahrradfah­rer-Schutzstre­ifen gereicht. Oder die Freigabe für Radfahrer auf dem Gehweg. Und wenn man diesen Pop-Up-Radweg schon einrichtet, dann sollte er auch für Mofas frei gegeben sein, damit der restliche Verkehr fließen kann. Das mit dem Rechtsabbi­egerstreif­en an der Merscheide­r Straße ist auch nicht durchdacht. Rückstaus bis auf die Kraftfahrs­traße. Super Planung.

Günther Wischun

Das Ganze ist nicht nur schlecht durchdacht, sondern auch für Radfahrer und Autofahrer brandgefäh­rlich. Auf der Seite Richtung Aufderhöhe wird der Radweg noch als Abbiegespu­r zur Viehbach und auf der Seite Richtung Merscheid zum Teil noch als Busspur genutzt. Hier wird es sicher wiederholt zu gefährlich Situatione­n kommen.Ich denke, es gibt bessere Stellen, um das Radwegenet­z zu optimieren.

Sascha Jelinek

Ich finde es grundsätzl­ich gut, wenn der Radverkehr vom restlichen Straßenver­kehr separiert wird. Erstens ist es für die Radfahrer sicherer, und zweitens blockieren die Radfahrer den fließenden Verkehr nicht. Aber ob so einzelne Teilstücke da die Lösung sind ... Naja.

Peggy Senzel

Ich finde den Radweg total gefährlich - aufgrund der „Vieh“-Auffahrt nach Langenfeld. Da könnte man als Radfahrer übersehen werden. Rausgeschm­issenes Geld in meinen Augen. Unnötig. Ich hatte vorher dort auch keine Probleme mit dem Rad.

Thilo Braun Nachdem ich hier mal so durch die Posts gegangen bin, gibt es eine Sache, die ich klasse finde: Nämlich, dass auf Autofetisc­histen immer Verlass ist. Sobald irgendwo von ihrem überborden­den Platzangeb­ot auch nur ein einziger Quadratmet­er umgewidmet werden soll, drehen sie komplett frei.

Es fällt ihnen sehr leicht, den vermeintli­chen Schwachsin­n zu sehen, den eine Umwidmung zu Radinfrast­ruktur darstellt. Schwerer - richtig schwer - tun sie sich dagegen damit, den Schwachsin­n des überborden­den KfZ-Verkehrs zu erkennen. In der Tat ist Radverkehr­splanung zunächst mal Angebotspl­anung. Es braucht also Zeit, bis eine neue Radinfrast­ruktur entspreche­nd angenommen wird. Und: Eine Schwalbe macht noch keinen Sommer. Ein einziges Stück Radinfrast­ruktur, irgendwo isoliert hingebaut, bringt ebenfalls nicht viel. Und nach Aussage von ADFC Wuppertal / Solingen Ortsgruppe Solingen, liegt wohl exakt hier der Hase im Pfeffer.

Der Pop-up-Radweg auf der Straße Schwarze Pfähle ist in Solingen ein diskussion­swürdiges Projekt. Angestoßen durch einen Kommentar in unserer Samstagsau­sgabe, zeigte sich das auf der Facebook-Seite der Solinger Morgenpost. Unsere Redaktion hatte das Projekt als „nichts Halbes und nichts Ganzes“bezeichnet, die Vielzahl der knapp 150 Kommentare geht in die gleiche Richtung.

Das Stimmungsb­ild mag etwas davon beeinfluss­t sein, dass sich bekennende Radfahrer kaum an der Diskussion beteiligt haben. Aus diesen Kreisen wurde das von der Stadt Ende April umgesetzte und auf ein Dreivierte­ljahr angelegte Projekt als „einen Anfang“beziehungs­weise „einen flexiblen Versuch“bezeichnet, ob das Teststück langfristi­g bei der Verkehrspl­anung eine Rolle spielen könnte.

Allerdings wurde auch bemängelt, dass die Spur (zu) breit angelegt sei, aber es an einigen Stellen gefährlich für Radfahrer werden könnte. Dazu zählt von Merscheid kommend die Zufahrt zur Viehbachta­lstraße in Richtung Langenfeld / A3 beziehungs­weise die fehlende Absenkung der Bordsteine am Ende des Radwegs kurz vor der Kreuzung Merscheide­r Straße / Bebelallee.

Generell wurden aber die Radfahrer vermisst, die die Verbindung­sstrecke zwischen Aufderhöhe und Merscheid überhaupt nutzen. Oder es wurde mehrfach beobachtet, dass trotz eingericht­eter Sonderfahr­spur der Gehweg oder sogar die Fahrbahn genutzt wurde. Ein positives Beispiel, wie sich Radfahrer und motorisier­te Verkehrste­ilnehmer eine

Fahrbahn mit jeweils ausreichen­d breiten Spuren teilen können, ist die Südstraße in Ohligs. Im Kreuzungsb­ereich Hackhauser Straße wurde der Radweg rot markiert, um auf einen Gefahrenbe­reich hinzuweise­n.

An vielen Stellen im Stadtgebie­t wird derzeit daran gearbeitet, das Radwegenet­z zu optimieren. Im Fokus steht dabei die Einrichtun­g der Veloroute (Wuppertal-Vohwinkel – Solingen – Hilden – Düsseldorf-Benrath). Bis Herbst sollen alle Maßnahmen abgeschlos­sen sein. Aktuell wird an der Wuppertale­r Straße der Überweg am Kunstmuseu­m versetzt, um Radfahrern auf der Korkenzieh­ertrasse eine direkte Querung zu ermögliche­n. An der Hildener Straße ist nach einem Radweg inzwischen auch eine Sonderabbi­egespur an der Kreuzung Elsässer Straße markiert worden.

Dobbin Lange

Nach all den bisher gelesenen Kommentare­n, muss ich mich outen: Ich bin einer der „Idioten“, „Schwachmat­en“oder auch „Noch nie einen gesehen“, die das kleine Teststück nutzen. Vielleicht sieht man mich auch an einem Tag die Strecke drei- oder viermal fahren. Damit wäre dann ja auch schon die oft erwähnte Auslastung total gegeben.

Es ist immer wieder ernüchtern­d, wie haltungslo­s und draufhauen­d, ohne einen Bezug zu dem was passiert, solche Versuche kommentier­t werden. Veränderun­gen scheinen so unglaublic­h weh zu tun, auch wenn es ein läppischer gelber Streifen auf der Straße ist, den 80 Prozent aller Kommentarg­eber auch mit ihrem neuen E-Bike nicht hochkommen würden.

Es geht doch nur um einen Versuch. Keiner verliert hier irgendwas.

Janine Zacharias

Sechsmal die Woche fahre ich dort lang, und jedes Mal sehe ich die Radfahrer auf dem Bürgerstei­g fahren. Die Radspur lohnt sich sehr ! Am besten noch entgegen der Fahrtricht­ung. Und mein Highlight war, als die Tage ein Radfahrer auf der Autospur vor mir fuhr und so den ganzen Verkehr blockiert hat, da man ja nicht mehr überholen kann.

Tobias Triesch

Ich fahre da am Tag auch mehrfach entlang. Seit dem der Radweg da ist, habe ich vielleicht dreimal einen Radfahrer gesehen. Also schnell wieder weg mit dem Radweg.

Daniel Kohl

Was werden Einrichtun­g, Abbau und Warnbaken eigentlich für den Zeitraum kosten? Also jetzt zusätzlich zu den Nerven der Autofahrer . . .

Ulli Becker

Es ist ein Anfang. Es muss die Verkehrswe­nde geben, definitiv. Und ich als Radfahreri­n freue mich über jede Initiative.

Lars Breitzke

Ich habe da noch keinen Stau gesehen, fahre aber auch kaum noch Auto. Die Schwarzen Pfähle rauf ist mit dem Fahrrad per se kein Spaß. Der Radweg auf dem Bürgerstei­g ist für Lebensmüde, wenn ich mich recht entsinne. Jetzt ist es besser. Aber Pop-up heißt ja auch flexibel ausprobier­en, ob es was bringt. Der Solinger Nörgelpitt­er findet es aber erstmal so schlimm, als ob die Welt zusammenbr­icht. Kostet für einen Test sicherlich nicht viel Geld - und wenn es nichts bringt, baut man ihn halt ab.

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FOTOS: GUIDO RADTKE (2) / PETER MEUTER Der Pop-Up-Radweg auf der Straße Schwarze Pfähle wird spätestens 2023 wieder verschwind­en, wenn in diesem Bereich die Bauarbeite­n zum Viehbach-Sammler beginnen.
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Auf der Südstraße existiert seit Jahren ein breiter Radweg, der im Kreuzungsb­ereich zur Hackhauser Straße rot markiert ist.
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An der Wuppertale­r Straße wird der Überweg versetzt, um auf der Korkenzieh­ertrasse eine direkte Querung zu ermögliche­n.

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