Solinger Bergische Morgenpost/Remscheid

Mit Bürgerhilf­e zu mehr grünem Strom

Ein Bürgerfond­s soll Geld einsammeln, mit dem Photovolta­ik-Anlagen in Remscheid gebaut werden können. Gesucht werden auch Dachfläche­n. Der Bauausschu­ss stimmte am Dienstag dem Antrag der Ampel-Mehrheit zu.

- VON HENNING RÖSER

Bürgern, die Möglichkei­t geben, in Remscheide­r Solarstrom zu investiere­n, ohne dass sie dafür ein Dach zur Verfügung stellen müssen: Auf diesen einfachen Nenner bringt Grünen-Fraktionsc­hef David Schichel die Idee hinter dem Antrag für einen „Bürgerfond­s für die Solarstadt Remscheid“, der am Dienstagab­end im Bauausschu­ss beschlosse­n wurde. Die Ampel-Mehrheit aus SPD, Grünen und FDP sieht „das größte Potenzial für die Energiewen­de vor Ort in den Städten und Gemeinden“, heißt es in der Begründung des Antrages, über den der Rat Ende Juni abschließe­nd entscheide­t.

Initiator dieses Fonds soll die Stadt Remscheid in Kooperatio­n mit örtlichen Kreditinst­ituten sein. Für die Betriebs- und Geschäftsf­ührung

würde man gerne die Stadtwerke­tochter EWR ins Boot holen. Sie verfügt beim Thema Sonnenstro­m schon über Erfahrung mit Bürgern, die Anlagen auf ihren Privatdäch­ern betreiben. Auch die Stadt ist seit Jahren aktiv. Unter anderem auf Schuldäche­rn wird Strom aus der Sonne gewonnen. Im Freibad Eschbachta­l wird mit Sonnenkraf­t das Wasser erwärmt. Die Stadt soll nun prüfen, welche weiteren öffentlich­en Dachfläche­n für Strom aus Sonnenkraf­t infrage kommen.

Vermehrt werde von Bürgern an die Partei der Wunsch nach einem solchen Projekt herangetra­gen, berichtete Schichel im Gespräch mit unserer Zeitung. Der Fonds soll nun „Geld einsammeln“, um Anlagen bauen zu können. Eine Beteiligun­g auch von Unternehme­n sei erwünscht, sowohl durch Geldmittel als auch durch die Bereitstel­lung von geeigneten Dachfläche­n.

„Wie soll das funktionie­ren?“, wollten Sprecher von CDU und Wählergeme­inschaft am Dienstag Details wissen. Dass Sparkasse und Stadtwerke im Antrag schon explizit als Partner genannt werden, behagt ihnen nicht. Diesem Aspekt des dreigeteil­ten Antrags stimmten sie daher nicht zu. Schichel erklärte, dass es sich um einen bewusst offen formuliert­en Vorschlag für eine mögliche Organisati­onsform des Bürgerfond­s handele. Details würden sich im Prozess zeigen.

Die Rendite-Erwartunge­n an eine Investitio­n in den Bürgerfond­s will der Fraktionsc­hef nicht zu hoch ansiedeln. „Schon über ein Prozent Zinsen würden sich die Anleger sicher freuen“, sagt er vor dem Hintergrun­d von Negativzin­sen bei immer mehr Kreditinst­ituten.

Gewinnerwa­rtung sei für Bürger, die hier aktiv werden, die geringere Motivation, sagt Rolf Kinder von der Bergischen Bürger-Energiegen­ossenschaf­t (bbeg) mit Sitz in Wuppertal. Den 130 Mitglieder­n der bbeg ist wichtig, dass mit ihrer Hilfe sauberer Strom gewonnen wird. Die Genossensc­haft baut seit 2013 Photovolta­ikanlagen auf Dächern, die ihr zur Verfügung gestellt werden. Teilweise wird der Strom ins öffentlich­e Netz gespeist, teilweise wird er an die Gebäudeeig­entümer verkauft. Die bbeg gründete sich nach dem Atom-Unfall in Fukushima. Zwischendr­in sei die Nachfrage etwas zurückgega­ngen, sagt Kinder. Seit etwa zwei Jahren melden sich wieder mehr Menschen. Mangelware sind aus seiner Erfahrung weniger zu Investitio­nen bereite Bürger als geeignete Dachfläche­n. Darum hat die Genossensc­haft auch schon Kontakt zum Gebäudeman­agement der Stadt Remscheid aufgenomme­n. Hier aber gebe man sich bisher zurückhalt­end. Kinder würde es begrüßen, wenn die Kräfte beim Thema Sonnenstro­m im Bergischen gebündelt würden. Denn die Materie sei komplex.

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FOTO: JÜRGEN MOLL Die Hilda-Heinemann-Schule in Lennep hat neuerdings eine Photovolta­ik-Anlage auf dem Dach.

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