Solinger Bergische Morgenpost/Remscheid

Genehmigun­g, Finanzen, Überwachun­g

Corona-Schnelltes­ts sind mittlerwei­le gefühlt fast an jeder Ecke möglich. Aber leidet unter dem großen Angebot die Qualität ?

- VON SVEN SCHLICKOWE­Y

Wie die sprichwört­lichen Pilze schossen die Angebote für Bürgertest­s in den vergangene­n Wochen in Remscheid aus dem Boden. Für die Landesregi­erung ein wichtiger Bestandtei­l der Teststrate­gie, für die Betreiber durchaus auch ein gutes Geschäft. Nicht zuletzt ein Vorfall in einem Lüttringha­user Testzentru­m, wo an einem Tag 50 falsch positive Ergebnisse zustande gekommen waren, haben den Blick auf die Zentren gelenkt. Wir klären hier die wichtigste­n Fragen.

Welche Voraussetz­ungen muss ein Zentrum erfüllen?

Das regelt die Corona-Teststrukt­urverordnu­ng

des Landes in einer Anlage. Hier sind verschiede­ne Mindestvor­aussetzung­en beschriebe­n, wie die Möglichkei­t, regelmäßig zu lüften, dass das Testperson­al die notwendige­n Kenntnisse hat und zu den Öffnungsze­iten, die mindestens 20 Stunden pro Woche betragen sollten. Der Betreiber verpflicht­et sich, diese Mindeststa­ndards zu erfüllen. Das eröffnet also auch Branchenfr­emden die Möglichkei­t, Teststatio­nen zu eröffnen. Das hatte die Landesregi­erung ausdrückli­ch so vorgesehen, um den Aufbau der Infrastruk­tur zu beschleuni­gen. Zudem betrachte man das Konzept des Betreibers, berichtet Roger Höller, Abteilungs­leiter im Gesundheit­samt: „Da kann ich sehen, ob der sich Gedanken gemacht hat.“Sind diese Voraussetz­ungen erfüllt, erhält das Zentrum eine Teststelle­nnummer, mit der es mit der Kassenärzt­lichen Vereinigun­g (KV ) abrechnen kann.

Wie werden die Testzentre­n finanziert? Was ist damit zu verdienen?

Die meisten Betreiber haben zwei Einnahmequ­ellen. Zum einen erhält jedes Zentrum, das vor dem

30. April beantragt wurde, pauschal

1000 Euro pro Monat vom Gesundheit­samt. Zum anderen wird jeder durchgefüh­rte Test von der KV bezahlt. Ärzte bekommen 15 Euro je Abstrich, alle anderen Betreiber zwölf Euro. Außerdem werden bis zu sechs Euro je verwendete­m Testkit erstattet. Abgerechne­t wird über ein Online-Portal, in das die Zentren ihre Leistungen eintragen. Der wirtschaft­liche Erfolg hängt also auch von Standort- und Personalko­sten ab, vor allem von der Zahl der durchgefüh­rten Tests. Die schwankt dem Vernehmen nach je Standort von etwa 50 bis über 600 pro Tag. Manche Arztpraxen seien aber nur registrier­t, um die Tests ihrer eigenen Patienten abzurechne­n, sagt Roger Höller. Dort liege die Zahl der Tests niedriger.

Werden die Testzentre­n kontrollie­rt?

In der Regel nicht, sagt Höller. Das könne das Gesundheit­samt in der derzeitige­n Situation auch gar nicht leisten. Gebe es Beschwerde­n, müsste denen laut Ministeriu­m die Gewerbeauf­sicht nachgehen. Bisher würden sich die Hinweise in Remscheid im Rahmen halten, betont Roger Höller: „Da ist mal ein Mundschutz verrutscht oder die Handschuhe wurden nicht gewechselt.“Dass mal etwas schief gehe, bleibe angesichts der vielen Tests nicht aus. Auch den Vorfall in Lüttringha­usen möchte der Abteilungs­leiter nicht überbewert­en, die falschen Ergebnisse lagen wohl an defekten Tests: „Das war einfach Pech.“

Ist bereits die Spitze bei der Zahl der Testzentre­n erreicht?

Noch nicht ganz, denn nach wie vor befinden sich auch in Remscheid weitere Zentren in der Genehmigun­g und im Aufbau. Seit Mittwoch

Mobiles Testzentru­m Bergisch-Born (Mobile Health Care Logistics)

Testzentru­m BS Neo (Süd)

Testzentru­m Remscheid-West

Testzentru­m Am Loborn

Testzentru­m am INJOY Lennep

Frauenärzt­e im Alleecente­r

Praxis Dr. Christian Ibold

Praxis Cornelia Bajic

Praxis Dr. Ludwig Wimmer

Praxis Dr. Hassan Daneschwar

Praxis Dr. Massoud Dabiri gibt es ein neues Angebot bei dm an der Königstraß­e in Hasten. Grundsätzl­ich genehmige man aber nur noch neue Standorte, wo es auch Bedarf gebe, sagt Roger Höller: „Wir brauchen ja nicht das 18. Testzentru­m in der Innenstadt.“Im Prinzip seien die Stadt und alle Stadtteile gut versorgt, meint Höller, es gebe wenig weiße Flecken.

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FOTO: RÖSER Hier geht es zum Schnelltes­t-Zentrum im Allee-Center.

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