Solinger Bergische Morgenpost/Remscheid
Flüchtlingshelfer packen an
Verantwortliche von „Kaarster helfen“unterstützen Betroffene der Flutkatastrophe.
Zweifel? Die hatte Ursula Baum keine Sekunde, als sie am Freitag kurzfristig einen Aufruf startete. „Das ist eben Kaarst. Hier hilft man sich“, sagt die Bürgermeisterin über ihre Stadt. Tatsächlich sollte es nur kurze Zeit dauern, bis genügend Unterstützer für ihre Hilfsaktion gefunden waren. Das Ziel: Menschen, die die Flutkatastrophe am schlimmsten erwischt hat, mit dem Wichtigsten zu versorgen – haltbaren Lebensmitteln, Babynahrung, Hygieneartikeln, Werkzeug, Verbandskästen und Wasser. Baum funktionierte kurzerhand die Rathaus-Galerie um, um angenommene Hilfsgüter vorzusortieren.
Die Bilanz nach zwei Tagen: „Insgesamt konnten wir 14 Sprinter beladen.“Noch am Montagabend wurden die Hilfsgüter in den Raum Eschweiler gefahren, von wo aus sie in die betroffenen Gebiete verteilt wurden. Setzen konnte der Verein auch auf die Hilfe der Gemeinschaft Ahmadiyya Muslim Jamaat Neuss sowie auf zusätzliche Spendenaktionen von lokalen Akteuren wie Rewe Röttcher und den Nahkauf.
Doch Baum organisierte die Aktion nicht nur in ihrer Funktion als
Bürgermeisterin, sondern vor allem als Vorsitzende des Vereins „Kaarster helfen“. Ein Verein, über den Baum sagt: „Ich habe immer gesagt, dass ich ihn auflöse, wenn er nicht mehr nötig ist.“Denn: Gegründet wurde der Verein im Jahr 2015 als „Flüchtlingshilfe Kaarst“, um Kaarster Neubürger in der damaligen Situation unterstützend zu begleiten. Die Mitglieder halfen bei Anträgen, Behördengängen, Familienzusammenführungen, machten Rechtsberatungen, sammelten Spenden und vieles mehr. Als im Laufe der Jahre in den Behörden die nötigen Strukturen geschaffen wurden, um Flüchtlinge zu unterstützen und zu fördern, wurde aus „Flüchtlingshilfe
Kaarst“schließlich „Kaarster helfen“.
Die nächste Bewährungsprobe für Baum und Co. sollte mit der CoronaPandemie folgen. Doch auch in dieser herausfordernden Zeit wurde ein Weg gefunden, um schnell und unkompliziert zu helfen: Weil die Neusser Tafel, die auch für Kaarst zuständig ist, wegen der Infektionslage zwischenzeitlich geschlossen werden musste, initiierte der Verein die „Ersatztafel“und gab Nahrung an Bedürftige aus. Zudem wurde die Nachbarschaftshilfe gegründet, die ältere Menschen, die wegen der gesundheitlichen Gefahren zu Hause bleiben mussten, mit Einkäufen oder Apothekengängen entlastete.