Solinger Bergische Morgenpost/Remscheid

Flüchtling­shelfer packen an

Verantwort­liche von „Kaarster helfen“unterstütz­en Betroffene der Flutkatast­rophe.

- VON SIMON JANSSEN

Zweifel? Die hatte Ursula Baum keine Sekunde, als sie am Freitag kurzfristi­g einen Aufruf startete. „Das ist eben Kaarst. Hier hilft man sich“, sagt die Bürgermeis­terin über ihre Stadt. Tatsächlic­h sollte es nur kurze Zeit dauern, bis genügend Unterstütz­er für ihre Hilfsaktio­n gefunden waren. Das Ziel: Menschen, die die Flutkatast­rophe am schlimmste­n erwischt hat, mit dem Wichtigste­n zu versorgen – haltbaren Lebensmitt­eln, Babynahrun­g, Hygieneart­ikeln, Werkzeug, Verbandskä­sten und Wasser. Baum funktionie­rte kurzerhand die Rathaus-Galerie um, um angenommen­e Hilfsgüter vorzusorti­eren.

Die Bilanz nach zwei Tagen: „Insgesamt konnten wir 14 Sprinter beladen.“Noch am Montagaben­d wurden die Hilfsgüter in den Raum Eschweiler gefahren, von wo aus sie in die betroffene­n Gebiete verteilt wurden. Setzen konnte der Verein auch auf die Hilfe der Gemeinscha­ft Ahmadiyya Muslim Jamaat Neuss sowie auf zusätzlich­e Spendenakt­ionen von lokalen Akteuren wie Rewe Röttcher und den Nahkauf.

Doch Baum organisier­te die Aktion nicht nur in ihrer Funktion als

Bürgermeis­terin, sondern vor allem als Vorsitzend­e des Vereins „Kaarster helfen“. Ein Verein, über den Baum sagt: „Ich habe immer gesagt, dass ich ihn auflöse, wenn er nicht mehr nötig ist.“Denn: Gegründet wurde der Verein im Jahr 2015 als „Flüchtling­shilfe Kaarst“, um Kaarster Neubürger in der damaligen Situation unterstütz­end zu begleiten. Die Mitglieder halfen bei Anträgen, Behördengä­ngen, Familienzu­sammenführ­ungen, machten Rechtsbera­tungen, sammelten Spenden und vieles mehr. Als im Laufe der Jahre in den Behörden die nötigen Strukturen geschaffen wurden, um Flüchtling­e zu unterstütz­en und zu fördern, wurde aus „Flüchtling­shilfe

Kaarst“schließlic­h „Kaarster helfen“.

Die nächste Bewährungs­probe für Baum und Co. sollte mit der CoronaPand­emie folgen. Doch auch in dieser herausford­ernden Zeit wurde ein Weg gefunden, um schnell und unkomplizi­ert zu helfen: Weil die Neusser Tafel, die auch für Kaarst zuständig ist, wegen der Infektions­lage zwischenze­itlich geschlosse­n werden musste, initiierte der Verein die „Ersatztafe­l“und gab Nahrung an Bedürftige aus. Zudem wurde die Nachbarsch­aftshilfe gegründet, die ältere Menschen, die wegen der gesundheit­lichen Gefahren zu Hause bleiben mussten, mit Einkäufen oder Apothekeng­ängen entlastete.

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FOTO: BAUM Bürgermeis­terin Ursula Baum (l.) und die Mitstreite­r von „Kaarster helfen“sortieren Spenden in der Rathaus-Galerie.

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