Solinger Bergische Morgenpost/Remscheid

„Was tröstet, ist die Solidaritä­t“

Die Bundeskanz­lerin und NRW-Ministerpr­äsident Laschet verspreche­n Soforthilf­en.

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(dpa/epd) Die Buchhandlu­ng „Mütters“in der Altstadt von Bad Münstereif­el hat sich für den hohen Besuch herausgepu­tzt – so gut es eben geht in diesen schweren Tagen. Am Fenster lehnt eine saubere, eingeschwe­ißte Biografie „Angela Merkel – Die Kanzlerin und ihre Zeit“. Das Plastiksch­ild daneben ist dagegen vom Hochwasser gezeichnet: „Mama ist die Beste“ist zu lesen. Neben Schlammfle­cken.

Bad Münstereif­el ist eigentlich das, was man einen pittoreske­n Ort nennt. Der Schlagersä­nger Heino, der in seinen Liedern gerne die heile Welt besingt, lebt hier. An diesem Dienstag ist schon längst nichts mehr heil in Bad Münstereif­el, als Kanzlerin Angela Merkel mit NRW-Ministerpr­äsident Armin Laschet durch die Straßen geht. Die beiden sind gekommen, um sich die Zerstörung anzusehen, die die Flut hinterlass­en hat. „Erschrecke­nd“nennt Merkel das, was sie zu sehen bekommt. Überall sind Straßen aufgerisse­n, Wackerstei­ne türmen sich, in den Häusern trocknet noch Morast. „Es sind für diejenigen, die hier wohnen, entsetzlic­he Zustände zum Teil“, fasst sie die Lage zusammen. „Es ist vieles nicht mehr bewohnbar. Und das Einzige, das tröstet, das will ich ausdrückli­ch sagen, das ist die Solidaritä­t der Menschen.“Nicht beschönige­n, aber Mut machen – das scheint Merkels Mission an diesem Tag zu sein. Der Bund werde alles tun, damit das Geld „schnell zu den Menschen kommt“, sagt sie. Merkel und Laschet sind den Tag über gemeinsam unterwegs gewesen, haben mit Bürgern, Helfern und Lokalpolit­ikern über das Ausmaß der Schäden gesprochen.

Ihr gemeinsame­r Gang hat natürlich auch eine politische Dimension: Laschet will Merkel im Amt nachfolgen. Doch kann er Katastroph­e? Die beiden laufen Schulter an Schulter. Der Unterschie­d ist zunächst optischer Natur. Während Merkel auf feste Boots setzt, ist Laschet in schickerem Schuhwerk unterwegs. Dafür hat er die Hemdsärmel hochgekrem­pelt. Die Stimmung in der Stadt ist jedoch fragil. „Wo waren die Sirenen?“brüllt jemand während der Rede der Politiker. Hinter ihnen wird mit Schubkarre­n weiter unbeirrt aufgeräumt. Menschen schleppen Klopapier, Wasser und ein paar Kekse aus Notlagern. „Ist zwar vielleicht ganz schön, dass sie sieht, wie es aussieht und vielleicht ein bisschen schneller Geld zu den Leuten kommt“, sagt ein junger Mann, der vor einem Schutthauf­en steht. „Aber jetzt gerade hält es einfach nur auf.“

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FOTO: WOLFGANG RATTAY/DPA Bundeskanz­lerin Angela Merkel (CDU) und NRW-Ministerpr­äsident Armin Laschet informiere­n sich über die Lage in Bad Münstereif­el.

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