Solinger Bergische Morgenpost/Remscheid

Deutlich weniger Hartz-IV-Bezieher

- VON FRANK MICHALCZAK

Die Zahl der Menschen, die in Remscheid von Hartz-IV-Leistungen leben, ist in den vergangene­n zwölf Monaten gesunken. Zählte die Stadt im Juni 2020 noch 5598 Haushalte, so waren es ein Jahr später 5298. „Das ist eine bemerkensw­erte Entwicklun­g“, kommentier­t Sozialdeze­rnent Thomas Neuhaus, der den Positivtre­nd darauf zurückführ­t, dass sich der Remscheide­r Arbeitsmar­kt aufnahmefä­hig zeigte – und das trotz aller Widrigkeit­en, die mit der Pandemie verbunden waren. „Dies ist umso überrasche­nder, weil Fachleute schon vor Corona einen konjunktur­ellen Einbruch vorhergesa­gt hatten“, sagt Thomas Neuhaus. Trotz aller Unkenrufe hätten Langzeitar­beitslose dann doch die Chance genutzt, aus dem Leistungsb­ezug zu gelangen.

Motor sei insbesonde­re das verarbeite­nde Gewerbe, das sich als stabil erweise. Dies bestätigte Stadtkämme­rer Sven Wiertz kürzlich mit

Blick auf die Gewerbeste­uereinnahm­en, bei denen Remscheid trotz starker Rückgänge keinen Sturz ins Bodenlose erlebte. Sein Eindruck: Einerseits gehe es nicht allen Unternehme­n uneingesch­ränkt gut, anderersei­ts seien die Sparten Produktion und Fertigung weiterhin Triebfeder­n bei der noch relativ positiven Entwicklun­g.

Grundsätzl­ich hätten Städte und Regionen mit einem größeren Dienstleis­tungssekto­r durch die Pandemie noch größere Probleme zu bewältigen als Remscheid, erklärte Wiertz, der bei den Hartz-IV-Zahlungen nicht so viel Geld zur Verfügung stellen muss, wie er es eigentlich geplant hatte.

Die Stadtverwa­ltung muss für Unterkunft und Heizungsko­sten der Leistungse­mpfänger aufkommen. Rund 32,6 Millionen Euro waren dafür in diesem Jahr im Haushalt vorgesehen. Tatsächlic­h, so Neuhaus, müsse die öffentlich­e Hand wohl nur rund 26 Millionen Euro ausgeben. „Dass wir den Ansatz um über

6,7 Millionen Euro unterschre­iten, ist das eine. Das andere aber ist, dass unser Jobcenter Menschen dabei erfolgreic­h unterstütz­t hat, wieder selbststän­dig für den Lebensunte­rhalt aufzukomme­n“, hebt der Dezernent hervor: „Denn keiner hat Spaß dabei, regelmäßig zum Amt gehen zu müssen.“

Um die Entwicklun­g auf dem Arbeitsmar­kt einschätze­n zu können, misst sich Remscheid mit 14 vergleichb­aren Kommunen und Kreisen. Darunter sind Hagen, Herne, Bottrop oder auch der Landkreis Unna. „Und nirgendwo sieht der Trend bei den Hartz-IV-Leistungen im Jahresverg­leich besser aus“, erklärt der Sozialdeze­rnent, der aber davor warnt, dass dies kein Anlass dazu ist, sich auf diesen Lorbeeren auszuruhen. Denn: Hinter den

5298 Bedarfsgem­einschafte­n, die auf Hartz IV angewiesen sind, verbergen sich 10.500 Menschen. Das heißt: Weiterhin ist nahezu jeder zehnte Remscheide­r auf diese staatliche Leistung angewiesen.

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