Solinger Bergische Morgenpost/Remscheid
Deutlich weniger Hartz-IV-Bezieher
Die Zahl der Menschen, die in Remscheid von Hartz-IV-Leistungen leben, ist in den vergangenen zwölf Monaten gesunken. Zählte die Stadt im Juni 2020 noch 5598 Haushalte, so waren es ein Jahr später 5298. „Das ist eine bemerkenswerte Entwicklung“, kommentiert Sozialdezernent Thomas Neuhaus, der den Positivtrend darauf zurückführt, dass sich der Remscheider Arbeitsmarkt aufnahmefähig zeigte – und das trotz aller Widrigkeiten, die mit der Pandemie verbunden waren. „Dies ist umso überraschender, weil Fachleute schon vor Corona einen konjunkturellen Einbruch vorhergesagt hatten“, sagt Thomas Neuhaus. Trotz aller Unkenrufe hätten Langzeitarbeitslose dann doch die Chance genutzt, aus dem Leistungsbezug zu gelangen.
Motor sei insbesondere das verarbeitende Gewerbe, das sich als stabil erweise. Dies bestätigte Stadtkämmerer Sven Wiertz kürzlich mit
Blick auf die Gewerbesteuereinnahmen, bei denen Remscheid trotz starker Rückgänge keinen Sturz ins Bodenlose erlebte. Sein Eindruck: Einerseits gehe es nicht allen Unternehmen uneingeschränkt gut, andererseits seien die Sparten Produktion und Fertigung weiterhin Triebfedern bei der noch relativ positiven Entwicklung.
Grundsätzlich hätten Städte und Regionen mit einem größeren Dienstleistungssektor durch die Pandemie noch größere Probleme zu bewältigen als Remscheid, erklärte Wiertz, der bei den Hartz-IV-Zahlungen nicht so viel Geld zur Verfügung stellen muss, wie er es eigentlich geplant hatte.
Die Stadtverwaltung muss für Unterkunft und Heizungskosten der Leistungsempfänger aufkommen. Rund 32,6 Millionen Euro waren dafür in diesem Jahr im Haushalt vorgesehen. Tatsächlich, so Neuhaus, müsse die öffentliche Hand wohl nur rund 26 Millionen Euro ausgeben. „Dass wir den Ansatz um über
6,7 Millionen Euro unterschreiten, ist das eine. Das andere aber ist, dass unser Jobcenter Menschen dabei erfolgreich unterstützt hat, wieder selbstständig für den Lebensunterhalt aufzukommen“, hebt der Dezernent hervor: „Denn keiner hat Spaß dabei, regelmäßig zum Amt gehen zu müssen.“
Um die Entwicklung auf dem Arbeitsmarkt einschätzen zu können, misst sich Remscheid mit 14 vergleichbaren Kommunen und Kreisen. Darunter sind Hagen, Herne, Bottrop oder auch der Landkreis Unna. „Und nirgendwo sieht der Trend bei den Hartz-IV-Leistungen im Jahresvergleich besser aus“, erklärt der Sozialdezernent, der aber davor warnt, dass dies kein Anlass dazu ist, sich auf diesen Lorbeeren auszuruhen. Denn: Hinter den
5298 Bedarfsgemeinschaften, die auf Hartz IV angewiesen sind, verbergen sich 10.500 Menschen. Das heißt: Weiterhin ist nahezu jeder zehnte Remscheider auf diese staatliche Leistung angewiesen.