Solinger Bergische Morgenpost/Remscheid
Craft-Bier und Hopfen im Museum
NRW hat eine reiche Brauerei-Geschichte. Einige Tipps, um die Vielfalt zu entdecken.
1. Die Malzmühle
In bereits fünfter Generation wird das Brauhaus in der Kölner Altstadt geführt. Seit 1858 wird das Mühlen-Kölsch am Heumarkt gebraut, damit ist es die älteste Brauerei in Köln. Typisch für Mühlen ist die klassische 0,5-Liter-Euroflasche. Das Kölsch und die Küche schätzen auch Promis. Der damalige US-Präsident Bill Clinton stattete beim G8-Gipfel 1999 einen Besuch ab und genoss Sauerbraten mit einigen Stangen Mühlen. Brauhaus zur Malzmühle, Heumarkt 6, 50667 Köln
2. Brauereimuseum Dortmund
Die Bierstadt im Westen war einmal Dortmund. Um 1900 wurden 30 Brauereien gezählt, nur in Milwaukee wurde weltweit noch mehr gebraut. Das U auf dem Kellereihochhaus der früheren Dortmunder Union-Brauerei war ein Zeichen dieses Stolzes. Diese Zeiten sind Vergangenheit: Die Brauereien wurden von größeren Mitspielern auf dem Markt geschluckt oder gingen pleite. Marken wie Ritter, Union, Hansa, Dab, Kronen, Stifts, Thier, Brinkhoff’s gehören nun zur Radeberger-Gruppe. Aus dem Haus mit dem U ist ein Kultur- und Ausstellungszentrum
geworden, dessen Besuch nun aus anderen Gründen lohnt und durchaus beschwingt. Seit 2005 gibt es mit Dortmunder Bergmann-Bier wieder eine unabhängige Brauerei. Sie braut Pils und Export, aber auch Schwarzbier, Adam oder ein Bier namens „Hopfensünde“. Neben dem Hochofenwerk auf Phoenix West gibt es eine
Stehbierhalle und im Sommer einen Biergarten. Wer sich eher theoretisch mit Bier auseinandersetzen will, der kann das Brauerei-Museum an der Steigerstraße besuchen, das sich mit der Braukunst seit dem Mittelalter und dem Bier-Boom im Ruhrgebiet auseinandersetzt. Bergmann-Brauerei, Elias-BahnWeg, 44263 Dortmund
3. Biergarten am Stadtwaldhaus Mit dem Titel „Schönster Biergarten Deutschlands“schmücken sich vermutlich viele, aber die Wenigsten vermuten eine solche Lokalität fernab von Bayern ausgerechnet in Krefeld. Inmitten des Stadtwaldes, der von einem wohlhabenden Seidenfabrikanten gestiftet wurde, liegt der Biergarten Stadtwaldhaus. 2016 gewann er zum Bespiel in einem Publikumsvoting eines Gastromagazins. Die Waldschänke sorgt für ein historisches Ambiente, großzügige Grünflächen entspannen das Auge, und wer mag, der kann auf dem Weiher Bötchen fahren.
Hüttenallee 108, 47800 Krefeld
4. Craftbeer in Wesel
Der Trend zu Mikrobrauereien und Craftbeer ist nicht mehr aufzuhalten – nie war Brauen so populär und vielfältig. Ein Vertreter ist das Brauprojekt 777 von Freunden aus Voerde, die seit 2012 ungefilterte und unpasteurisierte Biere herstellen. Im Laufe des Jahres entstehen saisonale Spezialitäten, aber auch klassische Arten wie Pils, Alt, Weizen, Red oder Indian Pale Ale. Nahe des Weseler Hauptbahnhofs kann man bis Oktober (mittwochs bis samstags) in der zum Brauprojekt gehörenden Pop-up-Bar mindestens zehn wechselnde Biere aus der Voerder Produktion und anderen Kleinstbrauereien verkosten.
Auch Werksverkauf, aktuelle Termine unter www.brauprojekt777.de
5. Wuppertaler Brauhaus
Erst Wasser, dann Bier – im Wuppertaler Brauhaus sind Dinge schon immer in Strömen geflossen. Am
19. Juli 1882 wurde es in der einst noch selbständigen Stadt Barmen als Badeanstalt eröffnet. Bis 1993 blieb das Haus ein Schwimmbad, das unter Denkmalschutz stehende Gebäude wurde modernisiert. Seit
1997 beheimatet es ein Brauhaus. Gebraut werden zum Beispiel das Wupper Hell und Wupper Dunkel, das in einer 0,5-Liter-Bügelflasche verkauft wird. Jeden Freitag und Samstag wird das Brauhaus-Brot gebacken und verkauft. Verwendet wird hierfür der Treber, der als natürliches Nebenprodukt beim Bierbrauen entsteht.
Kleine Flurstraße 5, 42275 Wuppertal
6. Bolten
Die Stadt mit K beheimatet die älteste Altbierbrauerei der Welt. Die Privatbrauerei Bolten sitzt in Korschenbroich. 1266 bekam der Gründer, Heinrich der Brauer, das Recht, auf dem Kraushof zu brauen. Bis heute ist es der Unternehmenssitz. Neben unter anderem Alt, Hellem, Landbier oder Weizen wird auch Ur-Alt produziert, das naturtrüb und nicht gefiltert ist und daher noch voller im Geschmack sein soll. Wegen Corona kann man zurzeit die Brauerei nicht besichtigen, es gibt eine Gastronomie, und im Picknick-Biergarten kann man seine zu verzehrenden Speisen selbst mitbringen, das frisch Gezapfte wird natürlich dazu bestellt.
Rheydter Str. 138, 41352 Korschenbroich
mso
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