Solinger Bergische Morgenpost/Remscheid
Erste Kirmes nach dem Lockdown
Frank Schmidt veranstaltet vom 17. bis 26. September seine erste Kirmes auf dem Schützenplatz. Der Remscheider hat viel Erfahrung in diesem Bereich, er ist Schausteller in der sechsten Generation.
Schausteller Frank Schmidt veranstaltet vom 17. bis 26. September seine erste Kirmes auf dem Remscheider Schützenplatz.
Kirmes – das klingt verführerisch. Gerade in diesen chaotischen Zeiten, in denen sich steigende und sinkende Inzidenz-Zahlen in der Corona-Krise mit Nachrichten über Flut, Starkregen und Hochwasserschäden die unselige Klinke in die Hand geben. Kirmes – das klingt nach Fahrspaß, Popcorn, Autoscooter, Freiheit und Abschalten.
Wenn alles gut geht, das heißt, wenn die Delta-Mutante in Kombination mit einer nur schwer nachzuvollziehenden Impfmüdigkeit nicht für herbstliche Lockdowns sorgen wird, wird diese verführerische Idee in der zweiten Septemberhälfte für die Remscheider Realität. Frank Schmidt, der in sechster Generation Schausteller ist und im Bergischen schon seit vielen Jahren etwa die Pflaumenkirmes in Radevormwald oder die Frühjahrskirmes in Wermelskirchen veranstaltet, möchte in der Zeit von Freitag, 17., bis Sonntag, 26. September, seine Remscheider Kirmes-Premiere auf dem Schützenplatz feiern.
Ihren Ursprung hat diese Idee im Wunsch der Wermelskirchener Bürgermeisterin Marion Lück, die die Herbstkirmes unbedingt hatte veranstalten wollen, sagt Schmidt. „Ich habe ja lange Erfahrungen mit der Frühjahrskirmes, also habe ich zugesagt. Und weil ich die ganzen Beschicker und Schausteller nicht nur für die ersten zwei Septemberwochen buchen wollte – die Wermelskirchener Kirmes findet von Freitag, 3., bis Sonntag, 12. September, statt –, kam mir die Idee, direkt im Anschluss in Remscheid eine Herbstkirmes zu veranstalten“, sagt der Schausteller. Er habe beim Schützenverein angefragt, der sich ja traditionell um die Ausrichtung der Kirmes in Remscheid kümmere. „Allerdings ging das nicht, weil die beiden vorgesehenen Termine für den Schützenverein bereits verstrichen waren – und der Verein nicht auf den dritten Termin ausweichen konnte“, erklärt Schmidt.
Die Nachricht, dass im September im Bergischen gleich zwei Kirmessen stattfinden würden, habe sich in der Szene recht schnell herumgesprochen, sagt Schmidt. „Wir sind ja über die sozialen Medien gut vernetzt, da wusste man bald Bescheid. Und daher haben sich viele Beschicker
gemeldet.“Er sei in Kontakt mit vielen Kollegen und müsse nun eine Auswahl treffen. Denn schließlich sollen die Auswahl und das Angebot abwechslungsreich sein. „Wir selbst sind mit dem Autoscooter, dem Kinderkarussell und unserem Süßwarenstand präsent“, sagt Schmidt. Weitere Attraktionen seien das Propeller-Fahrgeschäft aus den Niederlanden, die Klassiker „Breakdance“und „High Impress“sowie ein Kettenkarussell. „Das Programm steht aber noch nicht hundertprozentig, wie gesagt, befinde ich mich derzeit noch in den letzten Verhandlungen“, sagt Schmidt.
Ihn selbst jucke es in den Fingern, wieder loslegen zu können. „Die letzte Veranstaltung vor Corona, die ich organisiert und an der ich teilgenommen habe, dürfte die Pflaumenkirmes in Rade vor zwei Jahren gewesen sein. Wir Schausteller hatten ja praktisch ein komplettes Arbeitsverbot“, sagt Schmidt. Zwar habe er Süßigkeitenstände im Allee-Center und in den City-Arkaden in Wuppertal betrieben. „Das hat uns zumindest ein paar Euro eingebracht. Außerdem hatten wir etwas zu tun. Aber die Kirmessen sind eben schon etwas anderes“, sagt Schmidt. Glücklicherweise habe er auch die Soforthilfe des Landes komplikationslos erhalten, so dass sein Unternehmen relativ glimpflich durch die Krise gekommen sei. „Wir haben zwischenzeitlich auch
den Autoscooter für den TÜV einmal komplett auf- und wieder abgebaut. Ansonsten habe ich viel im Garten gearbeitet“, sagt Schmidt mit Blick auf die vergangenen Monate.
Insofern überwiege im Moment die Vorfreude auf die anstehenden Veranstaltungen. „Wir brennen regelrecht! Die ganze Familie – wir sind ein Familienbetrieb, mit meinen Kindern steht die siebte Generation schon in den Startlöchern – freut sich und macht bei den Vorbereitungen mit“, sagt der Remscheider. Derzeit müssten vor allem organisatorische Dinge erledigt werden. „Ich habe jede Menge Termine, etwa mit den Ordnungsämtern, den Stadtverwaltungen, Elektrikern. Außerdem müssen Plakate gestaltet und bestellt werden“, sagt Schmidt. Dazu müsse er wegen Corona zweigleisig fahren. „Je nachdem, wie die Inzidenz-Zahlen im September sind, müssen wir das Areal gegebenenfalls einzäunen. Das kann man dann aber nicht kurz vor knapp organisieren“, sagt der Schausteller.
Schmidt hofft nun auf die Unterstützung der Remscheider. „Es war eine lange Pause, ich kann mir vorstellen, dass viele Menschen in der Stadt das Bedürfnis haben, sich zu amüsieren. Und ich hoffe daher, dass sie zur Kirmes kommen werden“, sagt er. Auf die Unterstützung der Beschicker könne er jedenfalls bauen – wie sich an der Vielzahl der Anfragen zeige. „Das Telefon steht im Moment praktisch nicht still. Das ist auf jeden Fall motivierend“, sagt Schmidt.