Solinger Bergische Morgenpost/Remscheid
Die Hoffnung schwindet
In den Katastrophengebieten werden nach Angaben der Polizei noch vier Menschen vermisst. Die Chance, sie lebend zu finden, ist gering.
Die Straße nach Iversheim, in einen Ortsteil Bad Münstereifels, ist versperrt, nur gelegentlich wird ein Privatauto durchgelassen. Der Weg muss für Rettungsfahrzeuge freigehalten werden. Das Technische Hilfswerk (THW) hat seine provisorische Einsatzzentrale an der Dorfzufahrt aufgebaut. „Das THW koordiniert die Suche nach Vermissten“, sagt eine Sprecherin des pittoresken Eifelstädchen, das so schlimm von der Flutkatastrophe heimgesucht worden ist; einige Menschen sind ums Leben gekommen.
Am Mittwoch haben die Einsatzkräfte in den Katastrophengebieten die Suche nach Vermissten fortgesetzt; beteiligt daran sind Polizei, Feuerwehr, Bundeswehr, THW und Hilfsorganisationen im Rhein-SiegKreis und im Kreis Euskirchen. „In den beiden Kreisen haben wir jetzt noch vier Vermisste“, sagt ein Sprecher der Polizei, je zwei aus den Kreisen Rhein-Sieg und Euskirchen. „Hinzu können aber noch Personen kommen, die nicht als vermisst gemeldet worden sind. Aber das werden – wenn überhaupt – nicht viele sein.“Zudem habe es Menschen gegeben, die gar nicht gewusst hätten, dass sie vermisst worden sind.
Die Suche nach den Vermissten ist alles andere als leicht. „Dazu gehört das Absuchen von Ufern und weggeschwemmten Autos, die Nachfrage im Wohnumfeld oder beim Arbeitgeber“, so der Sprecher. Die Hoffnung, überhaupt noch Überlebende zu finden, schwindet von Tag zu Tag – und wird allgemein als sehr gering eingeschätzt. „Wir sprechen mittlerweile nicht mehr von einem Rettungs-, sondern von einem Bergungseinsatz“, so der Polizeisprecher. Die Kölner Polizei hat zwei
Abteilungen gegründet: eine, die versucht, die gemeldeten Vermissten telefonisch zu erreichen, und eine operative, die vor Ort den Hinweisen nachgeht, das heißt, mit Leichenspürhunden nach ihnen sucht. „Das Abtelefonieren hat gut funktioniert. Wir haben rund 850 Vermisste erreichen und sie so von der Liste streichen können“, so der Polizeisprecher. „Die Hinweise kommen sowohl von Rettungskräften als auch von Privatpersonen.“
So auch in einem verwüsteten
Dorf im Ahrtal vor zwei Tagen. Ein Anwohner meldet, eine Hand in den Trümmern gesehen zu haben. Sofort rückt die Polizei mit einem Leichenspürhund aus, um dem Hinweis nachzugehen. Der Polizist führt den Hund an der Leine; der Hund schnuppert die Stellen ab, schlägt aber nicht an. Ein relativ junger Mitarbeiter des Technischen Hilfswerks, der unter anderem nach Vermissten sucht, sagt, dass er immer wieder erleichtert sei, wenn er in einem betroffenen Haus oder anderswo niemanden mehr unter den Trümmern finde. „Die Arbeit kostet viel innere Kraft. Aber sie muss gemacht werden“, sagt er.
In sozialen Netzwerken wie Facebook sind Gruppen gegründet worden, in denen die Namen vermisster Personen angegeben werden können. Stephanie Hofman arbeitet im Notfallzentrum der Unfallklinik Bonn. Sie schreibt in einer solche Gruppe, dass in den vergangenen Tagen vermehrt Personen in die Krankenhäuser gekommen seien, die aus verschiedenen Gründen nicht in der Lage seien, sich zu ihrer Person oder ihrem Wohnort zu äußern. Sie schließt nicht aus, dass diese Personen aus den Katastrophengebieten kommen.
In Bad Münstereifel hofft man indes, niemanden mehr tot unter den Trümmern bergen zu müssen. „Es werden ja nicht mehr viele vermisst. Aber wir gehen weiter mit Statikern in einsturzgefährdete Häuser und gucken nach“, sagt ein Mitarbeiter des THW.
In dem massiv vom Hochwasser betroffenen Rhein-Erft-Kreis werden hingegen keine Menschen mehr wegen des Unwetters vermisst. Seit Dienstag seien fünf noch vermisste Menschen ermittelt worden, erklärt die Polizei. Damit sei nach den bisherigen Erkenntnissen im Kreisgebiet niemand durch die Katastrophe ums Leben gekommen, und es gebe keine weiteren Vermissten. „Die Menschen sind den Umständen entsprechend wohlauf“, sagt ein Polizeisprecher.